laut.de-Biographie
Melle Mel
Oft vergessen, verblasst sein Schein neben Grandmaster Flash. Dabei ist Melvin Glover nicht nur irgendeine Randnotiz in der bewegten Geschichte des Hip Hops. Er ist der erste Rapper, der sich Master of Ceremony nennt – oder kurz: MC – und er ist als wichtigster Songwriter für die Furious Five nicht gerade unerheblich für die Gründung der weitreichendsten Jugendkultur der Welt.
Große Teile des bahnbrechenden "The Message" von 1982 gehen auf Melle Mel zurück. Dabei zitiert er in der mittlerweile zum unumstrittenen Klassiker aufgestiegenen Hymne nur sich selbst. Einige Passagen des Textes stammen direkt auf dem drei Jahre älteren "Superrapin'", das damals jedoch floppte. So lag es an der Sugarhill Gang, 1979 mit "Rapper's Delight" den ersten großen Hip Hop-Welthit zu landen.
Mel macht sich vor allem mit Sozialkritik einen Namen. So rappt er in "New York, New York" über das schwere Leben in seiner Heimatstadt oder prangert in "Reagonomics" die Politik des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan an. Zudem setzt er sich musikalisch für den schwarzen Präsidentschaftskandidaten Jesse Jackson ein. 1983 erscheint "White Lines (Don't Do It)", ein Anti-Drogen-Track als Reaktion auf den Tod eines engen Freundes, der sich als Dealer verdingte.
Die Credits des Songs sprechen von "Grandmaster & Melle Mel", um zu suggerieren, dass Flash involviert gewesen sei. Dabei kam es ein Jahr zuvor zum Bruch mit dem Grandmaster. Dieser hatte Sugar Hill Records auf Tantiemen für "The Message" verklagt. Trotz Einigung sucht sich Flash ein neues musikalisches Zuhause.
Erst 1986 rottet sich das Kollektiv wieder zusammen, zuvor feiert Mel unter dem Namen "Grandmaster Melle Mel & The Furious Five" weitere erstaunliche Erfolge. Mit "Beat Street Breakdown" liefert er den Soundtrack zum Film "Beat Streat", in dem er selbst mitspielt.
1984 erhält er als erster Rapper einen Grammy für den besten Titel des Jahres. Es handelt sich um Chaka Khans "I Feel For You", auf dem er einen Gastauftritt hat und damit gleichzeitig an der Geburtsstunde der Vereinigung von Hip Hop und Mainstream-R&B beteiligt ist.
Ende der 1980er ist die wohl wichtigste Gruppe der Hip Hop-Historie Geschichte. Melle Mel steigt aus, um seine Solokarriere zu starten. 2007 wird Flash und Mel und den restlichen der furiosen fünf die Ehre zuteil, als erster Rap-Act überhaupt in die Rock'n'Roll-Hall of Fame einzugehen. Im gleichen Jahr gibt Mel seinen Einstand als Wrestler der WWE. Es wird ein kurzes Zwischenspiel. Bis zu diesem Zeitpunkt ist es um ihn sehr still.
Eine Zusammenarbeit mit Cher 1996, ein geflopptes Kollabo-Album mit Furious Five-Mitglied Scorpio und Rondo sowie die Vertonung eines Kinderbuches, an dem die damals völlig unbekannte Lady Gaga mitwirkt, ist die Bilanz seiner Solobemühungen. Sein Debüt "Muscles" erscheint erst 2007. Mittlerweile kräht kein Hahn mehr nach einem der Gründerväter des Hip Hops.
Seinen Platz in den Annalen hat er dennoch sicher – und er nutzt ihn im Kampf für den wahren Hip Hop, der die Kultur feiert, nicht die Gewalt verherrlicht. "Ich wurde nie angeschossen, ich wurde niemals verhaftet. Aber ich habe mein ganzes Leben lang Hip Hop gemacht", erzählt er allhiphop.com.
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