laut.de-Kritik
Der Soundtrack zum Flipflop-Tragen macht Avicii neidisch.
Review von Markus BrandstetterMichael Franti trägt nur dann Flipflops, wenn diverse Situationen ein Schuhwerk unbedingt erfordern. Die meiste Zeit und am liebsten läuft der 50-jährige Musiker und Poet barfuß herum. Mit "Soulrocker" hat er den wohl optimalen Soundtrack fürs Flipflop-Tragen erschaffen. Dass Franti nämlich Bock auf Experimente hat, wissen wir nicht erst seit seinem letzten Longplayer, dass er uns aber ein dermaßen konsequentes Ibiza-Album entgegenschleudert, überrascht dann allerdings doch ein wenig.
Musikalisch ist erst einmal alles smooth und sonnig. "Crazy For You" versprüht ordentlich Soul-Feeling und hat mit dem gleichnamigen David Hasselhoff-Song nichts zu tun. Die Stimme ist sanft, die Bläser geben Gas, und als Beatgerüst zeichnet sich bereits die EDM-Sause ab, zu der sich "Soulrocker" noch auswachsen soll. Musik zum Mit-der-Sonne-im-Gesicht-Aufwachen soll das sein, und alles beginnt ja noch recht okay.
Dann geht es aber leider gleich anständig schnell nach unten. Bereits auf den zweiten Track "My Lord" wäre Avicii nämlich bestimmt neidisch. "My lord, my lord, my lord, show me all the things I need to know", appelliert Franti gen Himmel und singt von der langen Straße nach Hause. Bei allem Respekt, das ist musikalisch halt schon Top-50-EDM. Gut gemacht vielleicht, allerdings auch generisch und im krassen Gegensatz zum sonstigen Tiefgang Frantis.
"Get Myself To Saturday" ist leider nicht viel besser und schlägt, wie das meiste auf "Soulrocker", in die selbe Kerbe. Die Synths sind cheesy und irgendwie steht das musikalisch alles ziemlich im Kontrast zur Seelensuche, die Franti besingt. Gut gelaunt geht es weiter, wir haben Sommer.
"Summertime Is In Our Hands" klingt eingängig wie die Sau, und leider auch sehr nach Mallorca. In "We Are All Earthlings" wummern die Synths wie am Rummelplatz. Lässt sich bestimmt gut Tagada fahren dazu, alle einsteigen! Erdlinge wollen schließlich tanzen, denkt sich Franti. Dazu gibts Akustikgitarre und funky Soundeffekte, dann setzt auch gleich der 1-2-3-4-Beat ein. "I love this life we live / And I love to give this feeling away." Kommt in der Disse sicher großartig.
Erst bei "Good To Be Alive" haben die Uz-Uz-Beats Pause. Da merkt man, dass es nicht an den Songs liegt, dass "Soulrocker" so mühsam wirkt. Sondern in erster Linie am Klanggerüst. "My Favorite Wine Is Tequila", ein lustiger Reggae-Song, auch hier erspart Franti dem Hörer diese furchtbaren Beats. Die kommen aber im Anschluss bei "Once A Day" wieder und bleiben uns die meiste Zeit erhalten.
Das Problem an "Soulrocker" ist weder Michael Franti noch die Songs an sich, sondern die zahlreichen furchtbaren Avicii-Momente. Vielleicht hatte Franti ja Spaß daran, dem Hörer vergeht selbiger allerdings des Öfteren. Soul hin oder her.
2 Kommentare
Der Typ ist ein Obersympath, aber die Scheiße da ... da bekommt man Ohrenschmerzen.
Von Franti erwarte ich mir schon lange nichts mehr. He's lost it completely.