laut.de-Kritik
Die Bässe drücken sich immer weiter in den Vordergrund.
Review von Daniel StraubEs gibt eine Handvoll DJs weltweit, die sich mit ihren Sets einen Platz in der Geschichte elektronischer Clubmusik gesichert haben. Jeff Mills gehört genauso dazu wie Laurent Garnier und Michael Mayer. Die Mix-CDs des Kompakt-Chefs bestechen auch noch Jahre nach ihrer Veröffentlichung durch die feine Verschränkung von Atmosphäre und Groove.
Hinter diesen Erfolgen ist der Produzent Michael Mayer in den letzten Jahren etwas zurückgetreten, hat kaum noch neue Releases hervorgebracht. Jetzt legt er mit "Mantasy" ein neues Album vor, sein insgesamt erst zweites.
Sein letztes Album liegt ganze acht Jahre zurück und ist 2004 unter dem Titel "Touch" erschienen. Damals machte der Minimal-Hype Kompakt zu einem der wichtigsten Labels für elektronische Musik. Von Köln gingen die neuen Trends aus, wurden wegweisende Releases veröffentlicht. Inzwischen ist vordergründig wieder Ruhe eingekehrt bei Kompakt. Die erfolgreiche Speicher-Reihe, für die auch Michael Mayer einige Maxis produzierte, läuft zwar weiter, aber längst nicht mehr mit der hohen Schlagzahl wie vor zehn Jahren. Und so waren in letzter Zeit, abgesehen von Remixen, keine Mayer-Produktionen zu hören.
Mit "Mantasy" zeigt er, dass man ihn trotz dieser vorübergehenden Release-Abstinenz als Produzent noch längst nicht zum alten Eisen zählen sollte. Mit einem feinen Feeling für Stimmungen und Atmosphäre macht sich Michael Mayer an die Arbeit. "Sully" bildet den beatlosen Einstieg in das Album. Der Ambient-Track gehört zu den Highlights des Albums und lässt die voigtsche Soundschule deutlich anklingen. Diese sphärische Komponente in den Tracks bleibt auch in der Folge erhalten und bildet die thematische Konstante von "Mantasy".
Der Unterbau der Stücke gewinnt freilich mit zunehmender Spielzeit an Mächtigkeit. Vom den ersten Ambient-Takten zu Beginn über die lockeren Techhouse-Beats von "Lamusetwa", "Wrong Lap" und "Mantasy" drücken sich die Bässe immer weiter in den Vordergrund bis sie bei "Voigt Kampff Test" und "Neue Furche" den Höreindruck ohne wenn und aber dominieren. Ganz zum Ende gibts mit "Good Times" dann noch kölschen Wohlfühl-Electro-Pop par excellence mit dem Dänen Jeppe Kjellberg von Whomadewho am Mikrofon.
Der Song bildet den passenden Schlusspunkt eines Albums, das vom ersten bis zum letzten Track einen unvergleichbar lockeren Flow an den Tag legt. Jenen Flow, der die DJ-Sets von Michael Mayer weit aus der Masse heraushebt.
Noch keine Kommentare