laut.de-Kritik

Zwei Discoboys bleiben bei ihren Leisten.

Review von

"I wanna be a discoboy" singt Clemens mit gewohnt kratziger Stimme. Sehnsuchtsvoll seufzt er: "I should be dancing the night away." Dabei sind Milky Chance doch die Discoboys schlechthin. Die tanzbaren Beats des Pop-Duos aus Kassel sind von keiner Millenial-Party wegzudenken. Seit ihrer Debutsingle "Stolen Dance", die im vergangenen Jahr Zehnjähriges feierte, hat sich bei Philipp Dausch und Clemens Rehbein allerdings nicht viel verändert, zumindest musikalisch.

Nach wie vor setzen die Jungs auf treibende Beats, sphärische Synth-Sounds und gezupfte Gitarren-Loops. Der Opener "Living In A Haze" ist im Vergleich zu den sonst eher gemächlichen Nummern recht schnell. Neben dem eingängigen "Synchronize" bleibt der Song noch am ehesten im Ohr hängen. Der Rest der Platte verschwimmt in einem einzigen, endlosen Meer aus Rythmus und vergnügten Chill-Vibes.

"Flicker In The Dark" lockert den tranceartigen Zustand mit innovativen Reggae-Elementen und einem Gesangs-Feature von Fotumata Diawara auf. Ein weiblicher Gesangspart, dieses Mal von Charlotte Cardin, bereichert auch "History Of Yesterday". Das sphärische "Frequency Of Love" verzichtet auf die üblichen, ausdrucksstarken Beats. Stattdessen nimmt ein vor sich hin klimperndes Klavier die zentrale Rolle ein, während Clemens von dem Wunsch singt, von seiner Geliebten gerettet zu werden: "Feels like I'm breaking down but what if you save me, save me now". Der melancholische Song passt nicht so recht in das sonst so lässige Album.

Mit der Single-Auskopplung "Colorado", die bereits vor zwei Jahren erschien, grüßen Milky Chance ihre US-amerikanischen Fans, von denen es nicht wenige gibt. "Stolen Dance" und das dazugehörige Debütalbum "Sadnecessary" hinterließen 2014 einen gewaltigen Eindruck in den Staaten. Seitdem sind Clemens und Phillip gern gesehene Gäste bei Festivals und im Fernsehen. Regelmäßig gehen die beiden auf US-Tour, die Tickets verkaufen sich gut. Sie waren bei Talkshow-Gastgeber Jimmy Kimmel zu Gast, letztes Jahr folgte ein Auftritt in Kelly Clarksons quotenstarker Sendung "The Kelly Clarkson Show".

Im Intro von "Like A Clown" ertönt ein jazziges Klavier, bevor es von einer cleanen E-Gitarre und dumpfen Beats abgelöst wird. Der Songtext klingt wie das einfallslose Gedicht eines Fünfzehnjährigen: "Wanna make you laugh, never wanna drag you down. Wanna lift you up, never wanna make you cry. Wanna make you feel, let's get high." Leider bieten auch die übrigen Songtexte des Albums keine poetischen Höhenflüge.

Wer sich noch auf der Suche nach einem chilligen Sommer-Soundtrack befindet, ist mit "Living In A Haze" sicher gut bedient. Auch die Fans von Milky Chance werden nicht enttäuscht sein, halten sich die beiden doch so treu an den Sound ihrer bisherigen Alben. Wer allerdings nach neuen musikalische Offenbarungen sucht, ist hier an der falschen Adresse.

Trackliste

  1. 1. Living In A Haze
  2. 2. Golden
  3. 3. Purple Tiger
  4. 4. Colorado
  5. 5. Favorite Song
  6. 6. Sychnronize
  7. 7. Better Off
  8. 8. Flicker In The Dark
  9. 9. Like A Clown
  10. 10. Feeling For You
  11. 11. History Of Yesterday
  12. 12. Frequency Of Love

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