10. Dezember 2014
"Man switcht zwischen zwei Welten"
Interview geführt von Magnus HesseFür die zwei Jungspunde Clemens Rehbein und Philipp Dausch aus Kassel ging in diesem Jahr alles Schlag auf Schlag. Dem Mega-Erfolg mit ihrem Album "Sadnecessary" und der Hit-Single "Stolen Dance" folgte nun auch überraschend Gold in den USA und somit eine vorläufige Kurz-Tour durch Nordamerika.
Im Interview eine Woche nach der Rückkehr aus den USA gibt Sänger Clemens Einblicke in den stressigen Tour-Ablauf und verrät, wie man als Abiturient mit Selfie-wütigen Teenies klarkommt. Auf dem Boden geblieben, erklärt er auch, wie man dem Hype entgeht und warum er den Dauerbrenner "Stolen Dance" auch immer noch jederzeit gerne spielt.
Hi Clemens, wo treibst du dich denn gerade rum?
Ich bin zu Hause in Kassel.
Ihr seid gerade erst zurück von eurer Kurz-Tour durch Amerika, wo ihr auch bereits Gold eingefahren habt. Seid ihr denn mental schon wieder angekommen in Deutschland und auch sonst wieder auf dem Boden?
Och eigentlich schon. Wir sind jetzt wieder seit ner Woche hier und alles ist beim Alten und es fühlt sich alles noch sehr vertraut an. Ich glaub, das hängt einem immer so einen oder zwei Monate nach, wo man so drüber nachdenkt, was man so in den zwei Wochen in Amerika gemacht hat. Aber ne, ist alles cool, fühlt sich gut an.
Ihr wart ja auch bei Jimmy Kimmel. Wie war das denn so, welches Feedback habt ihr bekommen und habt ihr Herrn Kimmel auch getroffen und mit ihm gequatscht?
Ähm ne, wir haben da eigentlich niemanden getroffen. Unser Auftritt wurde schon mittags aufgezeichnet und das wird dann am Ende alles zusammen geschnibbelt. Das ist also alles nicht so, wie man das im Fernsehen sieht. Ja, eigentlich war's ganz cool. Ich hab leider ein bisschen schlecht gesungen am Anfang, das ist uns dann leider erst am nächsten Tag aufgefallen. Aber das passiert manchmal. Aber ja, keine Ahnung, Schwamm drüber und beim nächsten mal besser machen (lacht), aber eigentlich war's ganz lustig.
Du sagst, das ist euch erst am nächsten Tag aufgefallen. Lag's am Sound, wart ihr nicht gut drauf oder was war's Problem?
Ne, wir waren eigentlich total gut drauf. Das ist nur bei so Fersehen-Sachen immer schwierig. Man ist da auf der Bühne, alles ist verstärkt, man hat ne fette Anlage und nen coolen Sound und dann spielt man und alle sagen so: "Ja, war eigentlich ganz cool". Am nächsten Tag lässt man's dann aus der Fernsehbox raus und dann klingt's irgendwie scheiße. Das ist ein Balance-Akt ... schwierig. Wir hätten auch noch nen zweiten Take machen können, aber wir sind halt mit nem guten Gefühl raus gegangen und dann war's am nächsten Tag halt kacke. Hat man ja öfter mal so was, dass einen das Gefühl getäuscht hat. Aber ist gelaufen, egal (lacht).
Also lag's nicht an Nervosität oder so?
Naja, natürlich waren wir aufgeregt. Das war Jimmy Kimmel, und klar hat man dann ein bisschen Druck, wenn man in so ner Fernseh-Show ist, auch wenn man sich jetzt nicht den Kopf macht, dass das jetzt gut klingen muss und du jetzt abliefern musst. Aber wenn die Leute um einen herum halt sagen, das war cool und so, dann denkt man sich so: Geil geschafft! Und am nächsten Morgen war's dann halt nicht so. Ist schon aufregend, aber müssen wir noch üben, sind wir nicht Profi genug dafür (lacht).
Haha, ihr seid ja noch jung. Welche Reise-Anekdote könntest du mir denn erzählen, die dir in bleibender Erinnerung bleiben wird?
Also die zwei Wochen waren jetzt extrem stressig, weil wir in der Zeit acht Inlands-Flüge oder so hatten. Wir sind eigentlich nur von Stadt zu Stadt und haben alles nur so an der Oberfläche gesehen. In New York hatten wir zwei freie Tage, ansonsten waren immer Interviews, Radio-Sessions, irgendwelche Foto-Shootings und so. Das heißt, man kommt da halt hin und rattert das alles so durch wie so ein Wirbelwind und dann ist man wieder weg. Es ist sehr schwer, da irgendwelche Ereignisse emotional mitzunehmen. Aber die Konzerte waren schon ziemlich geil, das Publikum ist echt cool da drüben. War schon gut.
Anders als in Deutschland? Hier seid ihr mittlerweile sehr bekannt, in Amerika ist das was anderes. Wie wurdet ihr dort wahrgenommen?
Cool, sehr gut! Die haben ja da diese Alters-Sperre, dass man erst ab 21 abends auf ein Konzert gehen darf. Daher war der Altersdurchschnitt viel höher. Es war ein sehr durchmischtes Publikum, jeder Schlag von Mensch war da. Die waren ziemlich extrovertiert und laut und am Feiern. Sehr cool, macht auf jeden Fall Bock da drüben zu spielen. Kann man nur weiter empfehlen.
Nächstes Jahr seid ihr ja dann eh noch mal auf einer längeren Tour durch Amerika. Du hattest eben auch schon Radio-Auftritte in Amerika erwähnt. Ich hab gesehen, ihr habt "Wrecking Ball" von Miley Cirus bei einer dieser Sessions gecovert. Wie kam es denn dazu, seid ihr heimliche Fans?
(Lacht) Ne, wir sind jetzt keine krassen Miley-Fans, aber wir waren irgendwann Anfang des Jahres mal in Holland in ner Radio-Show und da wurde zum ersten Mal von uns bei einer Live-Session ein Cover verlangt. Dann haben wir aus Spaß gesagt: Lass doch "Wrecking Ball" machen, und dann haben wir halt ne Reggae-Version daraus gemacht. Das Lied macht irgendwie Bock zu spielen und zu singen. Außerdem ist das ein amerikanischer Superstar, von daher passt das ganz gut, wenn du da was Einheimisches klimperst.
"Es flasht einen zu sehen, wie sehr einen das verändert hat."
Wie kommt ihr mit dem schlagartigen Erfolg klar? Musst du dich manchmal noch zwicken und realisieren, was da eigentlich gerade alles abgeht?
Auch, auf jeden Fall. Also teils teils. Jetzt in der zweiten Hälfte von diesem Jahr hat man oft Momente, in denen man an letztes Jahr zurück denkt und anfängt, in Erinnerungen zu schwelgen und sich auch denkt: Krass, was jetzt alles schon passiert ist und wie sehr einen das verändert hat, und das flasht einen dann schon auf jeden Fall. Aber man braucht Zeit, um das zu realisieren auf der einen Seite, auf der anderen fühlt man sich natürlich auch pudelwohl damit. Manchmal gibt's aber auch Momente, in denen es einem jetzt nicht unbedingt über den Kopf wächst, aber ein bisschen überrennt - im Nachhinein. man muss schon aufpassen auf jeden Fall (lacht).
Was würdest du denn sagen, wie du oder ihr euch verändert habt durch diesen Erfolg?
Momentan ist es so - man switcht so zwischen zwei Welten. Zwischen diesem auf der Bühne sein mit tausend Menschen und ganz viel Aufregung und vielen intensiven Momenten, und Emotionen und auf der anderen Seite wohnen wir halt hier in Kassel mit dem gleichen Freundeskreis. Das ist sehr entspannt, wir machen immer noch alles so, wie wir das früher gemacht haben. Also hat sich eigentlich zu Hause das Leben überhaupt nicht verändert, sondern eher das Leben drum herum. Man reist ein mal komplett durchs Land und Europa und ist überall und macht irgendwelche crazy Sachen und dann kommt man nach Hause und alles ist wieder so wie immer - eigentlich (lacht). Die Balance, die wir da momentan haben, ist ganz cool. Das ist glaube ich ganz gesund.
Ihr habt euer Label mit Freunden selbst gegründet. Ist das auch Teil des Plans, an den Wurzeln dran zu bleiben und diese Leute um sich zu haben - im Gegensatz zu einem Major-Label?
Ja, das ist auf jeden Fall auch ein Ausschlag gebender Punkt, glaub ich. Dass man bei der Arbeit auch viel mit Freunden zu tun hat und dadurch noch eine realitätsnahe Verbindung hat mit diesen ganzen Verrückten. Das bringt auf jeden Fall auch viel. Das ist natürlich auch super anstrengend. Wenn man mit Freunden ein Label aufzieht, lernt man eben Verantwortung zu übernehmen und kommt irgendwie so ins Geschäftliche rein. Da muss man auch viel lernen und aufpassen, dass das die Freundschaft nicht irgendwie negativ belastet.
Apropos Freundschaft ... wie ist das denn bei dir und Philipp, wenn ihr 24/7 aufeinander rumhängt und alles zusammen macht. Braucht man da nicht auch mal Zeit für sich und nervt einen der andere da nicht auch mal?
Hmm ... ein bisschen manchmal, aber eigentlich ist das bei uns ziemlich harmonisch (lacht). Also sehr entspannt. Wir haben sehr viele Gemeinsamkeiten und können eigentlich auch den ganzen Tag aufeinander rumhängen. Wir können uns aber auch gut mal ins Taxi setzten und jeder für sich mal ne viertel Stunde schweigen und aus dem Fenster gucken. Wir sind eigentlich nie richtig abgefuckt vom anderen oder so, sondern es herrscht immer ne gute Gruppen-Dynamik (lacht).
Stichwort Gruppen-Dynamik. Siehst du euch klar als Duo oder ist das eher dein Projekt und du hast deinen Beat-Bastler dabei? Wie ist da die Eigen-Wahrnehmung?
Wir sind auf jeden Fall ein Duo! Wir stehen zu zweit auf der Bühne und wir haben auch zu zweit das Album produziert. Wir haben eigentlich eine sehr klare Aufteilung, was es relativ leicht macht. Es war von Anfang an so, dass ich immer die Lieder geschrieben habe und mit fertigem Material ankam und Philipp ist halt viel mehr in dieser ganzen Studiotechnik drin und weiß, wie man Sachen gut aufnehmen kann und so. Also er ist eher in der Produzenten-Rolle. Wir sind aber auf jeden Fall ein Duo, wir haben nur vielleicht eine bisschen andere Aufteilung als bei anderen (lacht). Wir schreiben nicht immer alles zusammen, aber es hat immer einen sehr klaren Prozess und eine sehr klare Struktur.
Habt ihr manchmal Angst, in diese Teenie-Schwarm-Band-Ecke rein zu rutschen und Tokio Hotel zu beerben bei all dem Fan-Ansturm?
Weiß ich nicht, eigentlich nicht. Über so was denken wir eigentlich nicht so richtig nach. Als wir jetzt in Amerika waren, da ging's halt bei 21 los, bis Mitte zwanzig, Mitte dreißig, die Menschen, die bei den Konzerten waren. Auf der anderen Seite freuen wir uns über jeden, egal wie alt, der zum Konzert kommt und das in irgendeiner Art und Weise feiert und Spaß dabei hat. Klar kann man's sich nicht aussuchen aber wir haben oft auch Leute, die sind über vierzig und sprechen uns an und sagen uns, dass sie's toll finden. Dann kommen aber auch ihre Töchter und Söhne und sagen, dass sie's auch toll finden. Von daher ist das eigentlich ziemlich glücklich (lacht).
Was war denn der krasseste Fan-Moment, den ihr so erlebt habt? Positiv und negativ?
Positiv ist es auf jeden Fall immer, wenn Leute jeglicher Art zu einem kommen und sagen, wie toll sie das finden, was wir machen. Dann kriegen wir aber auch Nachrichten und Fanbriefe, die sind alle mega süß. Die machen sich einfach total viel Mühe und man merkt da, was man alles so zurückbekommt. Das fühlt sich ziemlich cool an. Ansonsten unangenehm ... naja manchmal gab's schon ein paar Konsorten, die einen auf ne ferne Weise anhimmeln und ein bisschen aufdringlich werden und irgendwie das dahinter nicht sehen. Die sehen dich dann als Star und kommen an und schmeißen sich auf dich drauf und wollen ein Foto machen und dann sind die wieder weg. Keine Ahnung, manchmal ist es schon komisch. Aber das kommt mal vor, im Großen und Ganzen haben wir da eigentlich immer sehr positive Erfahrungen gemacht bis jetzt.
Eure Musik wird oft als "untypisch deutsch" gelabelt. Joko hat das noch angedeutet, als ihr bei Zirkus HalliGalli zu Gast wart. Würdest du dem zustimmen und wenn ja, was macht eure Musik denn untypisch deutsch?
Ich find das schwierig, so was zu sagen. Rein vom Musikalischen kann man so was sowieso nicht beurteilen, ob jetzt irgendwas deutsch oder französisch klingt, finde ich. Wahrscheinlich liegt's nah, wenn man ein Lied hört, bei dem jemand auf deutsch singt, zu sagen, dass es deutsch klingt. Aber wenn man jetzt irgendwelche Lieder von den Toten Hosen nimmt oder Tokio Hotel oder irgendwelchen Bands und das Ganze mal auf Englisch singen würde, ich glaube, dann würde es sich auch nicht mehr deutsch anhören. Denn die Musik dahinter kommt immer von irgendwo, außer man spielt jetzt traditionelle deutsche Volksmusik, aber ansonsten steht die Musik ja immer für sich, finde ich und hat nichts mit der Herkunft zu tun. Also ich glaube, bei Volksliedtum hört man's am meisten, oder wenn man jetzt irgendwo indischen Melodien drin hat, die sehr typisch sind - für Europäer. Aber so ist es bei uns nicht.
Ich glaube, das hat sich auch mehr auf diesen loungigen Club-Sound bezogen, von dem viele eher vermuten würden, dass er aus London oder New York kommt.
Aber gerade in Deutschland gibt's ja die größte Szene für elektronische Musik. Ich finde auf Youtube jeden Tag irgendwelche Lieder, die von deutschen DJs sind und die klingen auch alle nicht 'deutsch'(lacht).
Eure Hit-Single "Stolen Dance" wird ja überall rauf und runter gespielt. Kommst du manchmal auch an den Punkt, wo du den Song selber nicht mehr hören kannst?
Ich höre so wie so kein Radio, deshalb höre ich ihn nicht, ich spiele ihn nur sehr oft (lacht). Und Spielen ist halt noch mal was anderes, weil du jeden Tag ne andere Tagesverfassung hast und wenn du ihn letzte Woche Mittwoch gespielt hast, hattest du dies oder jenes Gefühl dabei und hast auch das rein gesteckt, und drei Wochen später bei irgendnem anderen Konzert fühlt sich's wieder anders an. Auch musikalisch variieren wir da. Wir haben schon viele verschiedene Versionen gespielt von dem Song, daher macht's immer noch Spaß. Und beim Konzert, wenn du zweitausend Leute vor dir stehen hast, die dann voll ausrasten, wenn du den Song spielst, dann wird's sowieso nicht langweilig. Die Emotion und das Adrenalin und alles, was da freigelassen wird - da kann's eigentlich nicht langweilig werden, glaub ich.
Habt ihr auch schon bekannte Musiker-Kollegen getroffen, die für euch Vorbilder sind oder euch geprägt haben?
Wir sind ein paar Kollegen über den Weg gelaufen, die wir sehr feiern. Wir haben zum Beispiel James Blake mal getroffen, den wir beide sehr mögen und mit dem wir auch ein bisschen gequatscht haben. Ansonsten hab ich Pete Doherty mal kurz kennen gelernt, auch sehr witzig. Also schon Musiker, die man total feiert. Das ist schon cool, wenn man dann seinen Backstage-Bereich neben Ben Howard hat, den man halt selber total gerne hört und mit dem vielleicht kurz übers Mittagessen reden kann oder so (lacht). Das ist schon ganz lustig.
Mit James Blake habt ihr auch übers Mittagessen geredet oder was waren da so die Gesprächsthemen?
Ne, mit dem hatten wir sogar ein Interview zusammen. Aber das war noch ganz am Anfang, da waren wir mal bei Puls vom BR, "Startrampe" oder so hieß die Serie, glaub ich. Da haben die uns engagiert, und er hatte ein Konzert in München. Wir waren da und durften auf sein Konzert und davor zu so einem meet & greet mit ihm. Da haben wir ein bisschen gelabert über seine Musik und so, das war auf jeden Fall interessant. Vor allem ist man dann mal selbst in der Interviewer-Rolle und kann mal die Fragen stellen, die einen sonst die Leute selber fragen.
Was sind denn so die nervigsten Fragen, die ihr euch anhören müsst?
Naja als nervige Fragen würde ich die jetzt nicht bezeichnen, aber es gibt natürlich Fragen, die halt jeder zweite immer wieder stellt und dadurch wird's halt irgendwann ein bisschen langweilig. Zum Beispiel: "Wie machst du deine Haare?"
Haha
Oder: "Was bedeutet der Name?", keine Ahnung, so Standard-Fragen, die halt immer wieder auftauchen. Das wird nicht nervig, aber man kommt dann sehr in diese Frage-Antwort-Routine und entweder man denkt sich halt immer wieder ne neue Story aus, denn wenn du immer die Wahrheit erzählen willst, musst du halt immer das Gleiche erzählen. Das ist dann ein bisschen trocken, aber ist ja auch irgendwo verständlich.
Kennst du Biffy Clyro? Die lassen sich auch immer irgendwelche Stories einfallen, weil sie jedes mal nach ihrem Bandnamen gefragt werden ...
Ja, ich glaub, da gibt's viele, die sich da irgendeinen Scheiß ausdenken. Aber ist ja auch verständlich, macht ja auch Spaß.
Macht ihr euch denn auch schon Gedanken über neue Songs oder sogar ein neues Album oder ist das noch in weiter Ferne?
Ein neues Album werden wir auf jeden Fall machen. Also wir touren jetzt nächstes Jahr so bis Anfang August, dann machen wir ne große Pause und dann denke ich mal, wollen wir nächstes Jahr im Winter das alles aufnehmen und dann gehts wieder von vorne los. Aber ich habe mittlerweile schon acht, neun neue Songs, die eigentlich fast fertig sind, teilweise schon ganz fertig. Wir spielen ja auch schon mehrere neue Stücke auf unseren Konzerten, die nicht auf dem Album sind. Und die anderen sind im Kopf schon fertig gebaut. Also uns mangelt's jetzt auf jeden Fall nicht an Nachschub.
Wisst ihr denn schon, was ihr machen wollt in der großen Pause nach Ende der Tour im August?
Also auf jeden Fall auch hier abhängen, aber ich hätte schon auch Bock noch mal auf Reisen zu gehen und ein bisschen raus zu kommen. Allein oder zu zweit oder mit ein paar Leuten. Vielleicht mit dem Bus rumfahren, so Trip-mäßig in die Natur, wo halt nicht so viele Menschen sind ... hätt ich schon Bock drauf.
"Alle sind immer super nett zu dir - Hauptsache du kannst singen!"
Man hat dann auch mal die Schnauze voll von dem ganzen Show-Business ...
Also Schnauze voll würd ich jetzt nicht sagen. Aber wenn man das halt ein bisschen länger gemacht hat, braucht man einfach einen Moment Ruhe, um die Akkus wieder aufzuladen, weil es auf Dauer schon recht strapaziös sein kann. Und diese Show-Business-Welt ist ja schon auch sehr unecht teilweise.
In welchen Momenten kriegt man das mit, wie unecht das ist?
Schwierig, da jetzt ein Beispiel rauszupicken, aber dass du halt pausenlos von Menschen umgeben bist, die irgendwas von dir wollen oder irgendwas von dir haben oder halt für dich arbeiten. Und deshalb sind auch alle immer super nett zu dir und alles ist cool, Hauptsache du bist gesund und das läuft und du kannst singen ...
Und da musst du mal raus kommen, damit du wieder unter Menschen bist, die was mit dir zu tun haben, weil sie dich kennen und dich mögen, weil du halt so bist, wie du bist. Denn da ist irgendwie ein bisschen mehr lebensechte Substanz da, und vor allem hast du auch andere Gespräche.
Wenn man zwei Wochen in Amerika war, da redet man immer nur so auf einem Level. Dann kommen vielleicht mal ein paar Fragen, die ein bisschen tiefer gehen, aber meist ist das natürlich sehr auf der Oberfläche. Dann will man sich mal über andere Sachen Gedanken machen, als nur über die Musik und wie man das irgendwie an die Leute bringen kann und so. Um ein bisschen mehr Tiefgang zu finden. Denn den muss man sich auf jeden Fall woanders holen (lacht). Also wirklich auch emotionalen Tiefgang, den man nur in ner Beziehung findet oder mit Freunden. Zuhause, das sind immer noch die gleichen Freunde, die ehrlich mit einem reden. Das hilft einem auf jeden Fall ... wie sagt man denn
... auf dem Boden zu bleiben?
Ja genau. Wenn man da verwurzelt ist, hilft das, nicht die Haltung zu verlieren, sag ich mal.
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