laut.de-Kritik
Jetzt greifen die Schweden auch noch nach der Dancehall-Krone.
Review von Dani Fromm"Mi no rich but if a style than man a millionaire." Jungejunge. Exzellenten Rap exportieren sie ja schon lange. Jetzt greifen die Schweden auch noch nach der Dancehall-Krone. Für diese Mission schicken sie einen hoffnungsvollen Kandidaten ins Rennen. Sein Name, sein Programm: Vielseitigkeit ist Million Stylez' Trumpfkarte, auch wenn er (um mal die gewählte Ausdrucksweise des Kollegen Cordas zu kopieren) lyrisch wirklich kein Schnitzel vom Teller zieht.
Genau genommen ist das nicht einmal ein kleines Steak. Standardisierte Party-, Shake-your-booty- und Abschleppszenarien werden da präsentiert. "Giving U" bietet textlich nicht mehr als einen weinerlichen Lovesong, der Inhalt der gerappten "Lifestory" kommt über "Musik hat mich aus der Scheiße geholt" auch nicht hinaus. "Give Me The Strength" (der Titel lässt ganz richtig ein Gebet um den Beistand einer Höheren Macht vermuten) und, schlimmer noch, "Rainy Days" versacken in Plattitüden und Durchhalteparolen des Kalibers "Kopf hoch, auf Regen folgt Sonnenschein".
Erfreuliche und leider einzige Ausnahme bildet da "My Pen N My Pad". Zu einem melodisch-freundlichen Hip Hop-Beat von Mastah L Larsson, einem der Produzenten, die ihm bei seinem Debüt-Album zur Seite standen, skizziert Million Stylez über die Maßen witzig und wortgewandt seinen musikalischen Werdegang von der frühen Liebe Hip Hop über R'n'B zu Reggae und Dancehall. Eine Karriere, deren Stationen auf "From A Far" sämtlich nachgezeichnet werden. Das beachtliche Resultat: "I'm not just a rapper. I'm a musician."
Oh, ja. Deswegen möchte ich über die Schwächen heute mit Freuden die Mäntel des des Vergessens und der Liebe breiten. In diesem Fall sind mir die Texte ausnahmsweise vollkommen schnurz. Million Stylez tröstet mit einem wahren Kaleidoskop stimmlicher Ausdrucksmöglichkeiten über die inhaltliche Eindimensionalität hinweg.
Ein kleiner Gruß an die asiatischen Wurzeln: Ein Gongschlag leitet den Spaziergang durch ein musikalisches Wunderland ein. Million Styles beherrscht gesangsbasiertes Chanting, toastet zu eindringlich schlichten Dancehall-Beats, fleht in einer von Bläsern und Tasten dominierten Reggae-Nummer um Hilfe, vergöttert aus der Ferne mit einem ordentlichen Einschlag R'n'B in der Stimme die schöne Unbekannte und erweist sich nicht zuletzt als amtlich flowender Rapper. Ich kann mich ehrlich nicht erinnern, derartige Bandbreite aus einem einzigen Mund jemals zuvor vernommen zu haben.
In Famous und Looga Man findet Million Stylez' in aller Regel eher hellere Tonlage druckvoll grollende Gegengewichte. Riddims und Beats tun das Ihrige dazu, um "From A Far" zum akustischen Hochgenuss zu veredeln. Es regnet dicke Bässe, einprägsame Hooklines, Feuer und pfiffige Einfälle am laufenden Meter. Dabei geht es stets höchst übersichtlich zu, von Überfrachtung kann keine Rede sein. Hübsche Kleinigkeiten wie Kastagnettengeklapper in "Keep It Blazum", die witzige Melodie aus "From A Far" oder ein beschwingt klimperndes Klavier und ein fröhliches Saxophon (nur Geduld!) verleihen jeder einzelnen Nummer eine besondere Note.
Million Stylez scheint in einer kochenden Dancehall ("All Night") gleichermaßen zu Hause wie auf dem glatten Rap-Parkett ("My Pen N My Paper"), und wirkt auch in einem angeschmälzten Schmachtfetzen ganz und gar nicht fehl am Platz. A million stylez, eben.
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