laut.de-Kritik
Poppige Beziehungskrisen mit folkigen Klängen.
Review von Giuliano BenassiDie Umstände klingen verheißungsvoll: Sechs Jungs, ein paar Mädels und ein Auto voller Studio-Equipment begeben sich im Sommer 2003 in eine Hütte an der Grenze zwischen Norwegen und Schweden. Im Gepäck haben sie Bier, Schnaps und genügend Ideen, um in zwei Wochen ein Album aufzunehmen.
Eigentlich der perfekte Ort, um fröhlich über Liebe und Leben, oder blutrünstig über Massenmörder und Splatterfilme zu sinnieren. Wie der Opener "Think I'm Up For You & I" aber zeigt, war Sänger und Liederautor Pal Angelskar ganz anders zumute. Wehleidig lässt er sich über seine Beziehungsprobleme aus, begleitet von Bass, einem langsamen Schlagzeug im 4/4-Takt, einer gezupften Gitarre, einer Ziehharmonika und einem Klavier. Leise Streicher untermalen den Refrain.
Auf einen Rumms wartet man vergeblich, die Liste der Probleme verlängert sich immer mehr. Verlässt Angelskar seine Freundin in "Wish You Knew", ist es sie, die ihn in "She Gave Me Away" sitzen lässt. Das Spielchen geht ständig weiter, auf Enttäuschungen folgen gebrochene Herzen und Hoffnungen, die sich doch nicht erfüllen.
Texte und die weinerliche Stimmung beiseite gelassen, kann die Platte durch ihre Melodien durchaus überzeugen. Poppig angehaucht, aber folkig ausgeführt, bohren sie sich ins Gedächtnis, ohne zu lästigen Ohrwürmern zu mutieren. Der schönste Moment gelingt Angelskar mit dem einfühlsamen "A Song For Nicole". Mutmaßlich handelt es sich um die selbe Person, die Minor Majority zum Titel ihres ersten Albums "Walking Home From Nicole's" (2001) inspirierte. "Don't know where you are, wonder what you do sometimes ... Goodbye Nicole, do you ever think of me at all" singt er - wenig überraschend - mit todtraurigem Ton.
Im Heimatland Norwegen hat "Up For You & I" mit 20.000 verkauften Einheiten Gold eingefahren. Ein ausbaufähiges Potential ist eindeutig vorhanden. Vor den nächsten Aufnahmen sollte sich Angelskar aber mal in südlicheren Gefilden aufhalten, um sich fröhlichere Texte zu seinen netten Melodien einfallen zu lassen.
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