laut.de-Kritik

Hinter jedem Songtitel tut sich eine Galaxie auf.

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Bloß nicht täuschen lassen: Hinter den jeweils mit nur einem Wort benannten Songs auf "Sphere" tun sich ganze Galaxien auf. Das darf man von Monkey3 auch erwarten, haben sich die Schweizer doch dem vielschichtigen Instrumentalrock verschrieben. Ihr sechstes Album bildet da keine Ausnahme und klingt wie eine bemannte Mission ins Spannungsfeld zwischen Space und Rock.

Sechs Songs, 52 Minuten Laufzeit. Die Band gönnt den Kompositionen Zeit und Raum zur Entfaltung. Am Beginn steht im Regelfall nicht mehr als eine Skizze. Im Eröffnungstrack "Spirals" etwa flirren lediglich ein paar sphärische Synthieklänge durch den kalten Raum. Allmählich kristallisiert sich ein Beat heraus, dazu flötet eine Scifi-Melodie. Doch beinahe unmerklich verdichtet sich das Klangbild, nach und nach, bis lautstark Gitarre, Bass und Drums einfahren. Nun hat man es mit einem ausgewachsenen Progrock-Song zu tun, der in einer hymnischen Eruption mündet. Stille, Nachhall. Wars das? Aber nein, unter der Oberfläche beginnt sich schon die nächste Welle zu erheben.

Dieses zyklische Werden und Vergehen, Anschwellen und Abebben zieht sich als roter Faden durch das Album. Dabei legen Monkey3 eindrückliches Songwriting an den Tag. Von Ideenmangel keine Spur, der Flow ist beachtlich. Nur selten einmal wirkt ein Übergang nicht ganz gelungen. Das ist der Vorteil, wenn kein Sänger zur Stelle ist, um etwaige Mängel zu kaschieren: Die vier Musiker feilen wohl umso intensiver an ihren Arrangements. Wenn sie überhaupt einmal Vocals einsetzen, dann betten sie diese wie ein weiteres Instrument in den Mix.

Jedem Song verleihen sie einen eigenständigen Charakter. "Mass" etwa ist eine vergleichsweise straighte Nummer. Die einleitende Melodie einer Spieluhr drückt rasch ein Stoner-Riff an die Wand. Es folgt ein tribalartiges Intermezzo, für das wahrscheinlich die überlebensgroßen Tool Pate standen. Dann eine leichtfüssige Runde Classic Rock, zu der Gastgitarrist Bumblefoot (Ex-Guns N' Roses) ein Solo zockt. Macht direkt Bock, mal wieder PS2 samt "Guitar Hero" aus dem Keller hervorzukramen.

Ansonsten kommen Monkey3 ohne Gastmusiker aus. Geht auch ohne, aus dem Zusammenspiel zwischen Synthesizer auf der einen und klassischer Rockband-Formation auf der anderen Seite ziehen sie genügend Variation. Mal treten sie das Metal-Pedal voll durch ("Prism"), mal steuert Gitarrist Boris mit verträumtem Spiel in Retrorock-Gefilde ("Axis"). In manchen Passagen schmeicheln Harmonien dem Ohr, dann wiederum schleichen sich dissonante Elemente ein, die eine bedrohliche Stimmung und Spannung erzeugen.

Und manchmal, so scheint es, lassen sich Monkey3 auch einfach treiben. Schauen zu, wie sich die Musik scheinbar wie von selbst weiterspinnt. Das finale "Ellipsis" braucht dabei etwas viel Zeit, bis die Triebwerke richtig zünden - mit über 14 Minuten der längste Song, und ein ausgesprochen ruhiger obendrauf. Erst nach fünf Minuten wirbelt Schlagzeuger Walter den Soundnebel auf und ebnet der härteren Gangart den Weg.

Berauschend, verschlungen, atmosphärisch: "Sphere" ist definitiv kein Quickie für zwischendurch. Am besten, man entledigt sich des Smartphones und anderer irdischer Störquellen und gibt sich ganz diesem Trip hin. Genüsslich abdriften. Ein fieses Riff hämmert einen irgendwann schon wieder in die Umlaufbahn zurück.

Trackliste

  1. 1. Spirals
  2. 2. Axis
  3. 3. Prism
  4. 4. Mass
  5. 5. Ida
  6. 6. Ellipsis

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