laut.de-Kritik
Wäre Michael Jackson jung, er würde klingen wie Ne-Yo.
Review von Dani FrommDie Gentlemen werden, wie auch die Grammy-Preisträger, immer jünger. Angesichts der Flut an Produktionen im R'n'B-, Pop- und Hip Hop-Bereich, bei denen Ne-Yo in den vergangenen Jahren seine Finger im Spiel hatte, verwundert sein vergleichsweise jugendliches Alter immer wieder. Eigentlich fühlt es sich an, als sei der Sänger und Songwriter seit Jahrzehnten im Geschäft.
Sein Debüt-Album liegt aber tatsächlich erst übersichtliche drei Jahre zurück. In dieser Zeit verfestigte sich insbesondere ein Eindruck: Wäre Michael Jackson noch einmal jung, er würde sich anhören wie Ne-Yo. Oder umgekehrt: Ne-Yo klingt gerade in den temporeicheren Nummern wie der King of Pop zu seinen besten Zeiten. Gestöhnte Aahs und Uuhs und diverse Juchzer gemahnen unüberhörbar an das große Vorbild.
Man muss Ne-Yo jedoch zugute halten, dass er stimmlich, wird es balladenhaft - und Balladen haben im "Year Of The Gentleman" Hochkonjunktur - deutlich mehr zu bieten hat. Schade nur, dass sich dieser überaus ordentliche, gefühlvolle Sänger an keiner Stelle aus dem Fensterrahmen der von gängigen Standards vorgegebenen Üblichkeiten lehnt.
Dies erledigt doch immerhin der musikalische Part. Piano, Streicher, Piano, Claps, Piano, ein bisschen Fingerschnippen und Piano: Diese für Schnulznummern fast klassische Instrumentierung nudelt zwar auch auf Ne-Yos drittem Longplayer rauf und runter. Langeweile kommt hier jedoch kaum jemals auf. Nahezu jeder Titel wartet mit einer unerwarteten Soundkombination, überraschenden Klängen oder witzigen Details auf.
Ein wenig schräg, kantig und mit wuchtigem Beat legt Polow Da Don die Grundlage zu "Single". Drückend, dunkel und extrem kompakt gestaltet sich "Fade Into The Background", das auf das Konto Shomari Wilsons geht. Chuck Harmon lässt in "Part Of The List" eine Akustikgitarre in schier Walzer-tauglichem Rhythmus ertönen.
Das Gros der Produktionen geht jedoch auf das Konto des norwegischen Produzenten-Teams StarGate. Hier ist man in der Zusammenarbeit mit Ne-Yo, der häufig selbst koproduzierend Hand anlegt, bestens vertraut: Sein Hit "So Sick" bedeutete einst auch für StarGate den Durchbruch.
Weitere akustische Gitarren treffen in "Closer" auf pulsierende, dicke Bässe. Ebenso wie "Nobody" gestaltet sich der Eröffnungstrack als äußerst tanzbar. Die eine oder andere dynamische Nummer mehr hätte mich nicht gestört. Doch auch die ruhigeren Stücke halten Erfreuliches bereit.
Breite Synthies, wie sie in "Miss Independant" aufgefahren werden, stehen für die durchschnittliche Schmachtnummer normalerweise ebenso wenig auf dem Plan wie die spacigen Elektro-Beigaben in "Why Does She Stay". Immer wieder lassen Kontraste, wie sie zwischen dem melancholischen Grundton des Gesangs und der locker-leichten Melodie in "So You Can Cry" klaffen, verwundert aufhorchen.
Mit der Fähigkeit, vertraute Muster zu bedienen und dennoch zu verblüffen, erhebt sich dieser Gentleman über die Flut begabter aber auswechselbar scheinender junger Schmusebarden. Den legitimen Nachfolger Michael Jacksons stellt in meinen Augen zwar bereits Justin Timberlake. Ne-Yo gibt aber einen exzellenten Vize ab.
13 Kommentare
eher: hätte michael jackson je geklungen wie ne-yo oder ähnlicher retortenmist würde sich heute - also grob 20 jahre später - kein schwein mehr an ihn erinnern.
@mihau (« eher: hätte michael jackson je geklungen wie ne-yo oder ähnlicher retortenmist würde sich heute - also grob 20 jahre später - kein schwein mehr an ihn erinnern. »):
Wären alle Leute so dämlich wie du und würden einfach mal munter drauf los schreiben ohne das Album gehört zu haben, wäre Musik auch nur noch ein Sammelplatz für solche Nörgler und Jammerlappen.
Aber bist hier in guter Gesellschaft. Werden sich sicher noch 10 andere Vollidioten finden, die das Gleiche sagen ohne mal reingehört zu haben und sich dann gegenseitig an ihrer Realness aufgeilen können, weil sie auf Major-Produktionen aus Prinzip scheißen.
Album ist ganz nett. Mag wohl nicht diese schnulzigen Sachen, aber selbst die kann Ne-Yo ganz nett präsentieren, wie's ja auch in der Review steht. Die Lieder, die nicht so schnulzig sind, sondern mal das Tempo bisschen nach oben drücken, sind aber die klaren Höhepunkte. Punktzahl vollkommen in Ordnung.
Also "Closer" fand und find ich ziemlich cool. Aber sooooweit über meinen Schatten springen und das Album anhören?? Das geht nicht.....
@mihau («
wären alle leute solche arschlöcher wie du und würden andere kommentatoren beleidigen, sähe es hier sehr düster aus.
dann mal viel spass noch mit deinem plastik-r&b. »):
Ich beleidige nur solche Volldeppen, die die Musik überhaupt nicht kennen, höchstens mal einmal die Single nebenbei irgendwo aufgeschnappt haben, aber ganz genau wissen wollen, wie das Album sein muss. Ist ja Major, kann nur scheiße sein.
Mit dem Rest hab ich kein Prob, nur mit solchen Piss-Kindern.
lol
Einzelstücke sehr hörbar, Balladen sind es meist einfach nicht. Allgemein wohl ein typisch-gemischtes Album.