laut.de-Biographie
Negatiiv OG
Warum kann deutscher Trap nicht so cool sein wie sein amerikanischer großer Bruder? Diese Frage stellen sich viele. Allen voran all jene modernen deutschen Trap-Rapper, die bemerken, dass irgendetwas an der Szene nicht so funktioniert, wie es soll. Zwischen LGoony und Crack Ignaz bis hin zu Symba und Yin Kalle beschäftigen sich viele deutsche Trap-Tapes damit, das Image der eigenen Arbeit zu restaurieren. Einer von ihnen, Negatiiv OG, scheinen an gar nichts anderes zu denken.
Während sein 2017-Tape "Trap Made Me" noch mit beschissenem Master P-Cover-Verschnitt über Rapper mit französischen Einflüssen lästert, setzt sich der 1997 geborene Rapper kontinuierlich weiter mit einem eisernen Rezept auf die Karte: Mach Amirap-Sound, mach es so nah am Original wie möglich und wenn man nur lang und pflichtschuldig genug ins Deutsche überträgt, wird es schon irgendwann funktionieren. Wenn Svetlana Geier Dostojewskis Gebrüder Karamasow ins Deutsche übersetzen kann, warum soll das dann mit Juicy J, Lil Tracy oder Rich The Kid nicht auch gehen?
Die Zeiten stehen gut für einen kleinen deutschen Juicy J: Die Mixtapes rollen militant ein, die Braunschweiger Homebase um sein loses Kollektiv mit Sin Davis, Sevi Rin und Edo Saiya spielt erste Shows und über die Reihe von "Been Trappin", "Flex Up" und "Pipe Up" erarbeitet sich Negatiiv OG eine solide Fan-Gemeinde, die seine Mission versteht. Es muss Zeitgeist-Trap her, auf Deutsch und zwar so schnell wie möglich.
Zuletzt ist es "Goldrausch", das ihn über die Kante transportiert und sein Tape "Blaues Blut" zu einem Szene-Geheimtipp avancieren lässt. Die Ästhetik wird sicherer, die Beats treffen besser in den Sound, nehmen mehr Gunna, mehr Shoreline Mafia, mehr Rich Forever in die Texturen auf. Die Songs können sich mit den richtigen Videos viral im Deutschrap-Game platzieren. Nur wenig später veröffentlicht er "Schlechtes Karma" mit Nummern wie "Unreif", was ihm schließlich den Deal verleiht, mit dem er das erste Mal im gesamten Deutschrap-Kontext von sich reden macht: Universal signt den Jungen. Für nicht weniger als 900.000 Euro Vorschuss.
Bevor aber sein erstes Major-Release "Blaues Blut 2" auf den Markt kommen kann, begibt sich Negatiiv OG in eine Reihe kleiner Kontroversen: Erst zofft er sich mit Trap-Gesinnungsgenossen Yin Kalle darüber, wer von ihnen der realere Xanax-Nutzer ist, dann erscheint ein relativ peinlicher Auftritt in einer Doku über die Droge. Seine Aussagen dazu bleiben unsicher und eher fragwürdig, seine gesamten Strapazen um seine augenscheinliche Realness wirken krampfhaft und erzwungen. Es scheint, als nimmt der Kerl wirklich Drogen, um realeren Trap zu machen. Aber da stellt sich die Frage, ob die Mission der Realness damit nicht schon von vornherein ad absurdum geführt ist.
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