laut.de-Kritik
Ungelenke Pop-Juwelen voll magischer Momente.
Review von Michael SchuhSchon ein Jahr danach fällt es schwer, sich den Moment zurück zu rufen, als man "Get Ready" zum ersten Mal in den Player schob. Beinahe mitleidig beobachtete man eben noch das lethargisch gewordene 80er Jahre-Monster beim mühsamen Wieder-Aufrappeln nach Jahren voller Streitereien, Drogen und einigen schlechten Songs. Doch dann war da plötzlich dieses Album: "Get Ready". Mach dich bereit. Und niemand war darauf vorbereitet. Aber wir waren sehr glücklich, denn wir wussten: "Without New Order, rockers would still listen to rock".
Zwei Songs des Über-Comebacks, "Crystal" und "60 Miles An Hour", sind auf der neuen Greatest Hits-Scheibe enthalten, die die schwere Aufgabe antritt, 22 Jahre Bandgeschichte zu rekapitulieren. Nach der konzeptlosen Hit-Sammlung von 1994 schafft "International" den Spagat und benötigt dazu schlanke 14 Songs. "No poses, only attitude". Eine ironisch-witzige Hommage in Form von rund fünfzig halbwahren Statements begleitet die Retrospektive.
"Suppose New Order hadn't written Blue Monday, Neil Tennant would have never founded the Pet Shop Boys". In der Tat hat der eigentlich düstere Song von 1983, der den Selbstmord des Joy Division-Sängers Ian Curtis thematisiert, dank pfeilgerader Dancefloor-Huldigung unzählige Bands beeinflusst. Vertreten ist er - obwohl nicht vermerkt - in seiner berühmten 12"-Version. "If Ian Curtis hadn't committed suicide, New Order would have never existed". Der Opener "Ceremony" knüpft in seiner rockigen Ausrichtung unmittelbar an das Ende Joy Divisions an.
Aus der Zeit, als der damals noch unbekannte Produzent Arthur Baker mit der Band komponieren durfte, finden sich "Confusion" und das magische "Thieves Like Us" ein. "True punks do dance music". Auf den Club-Knaller "Temptation" wurde leider verzichtet und auch "Subculture" hätte berücksichtigt werden müssen. Dafür entschädigt wenigstens die mutige Wahl des ungelenken Pop-Juwels "Shellshock" und "Touched By The Hand Of God" in der Maxi-Version.
Ohne "True Faith" geht natürlich überhaupt nichts, wenngleich "Bizarre Love Triangle" (hier im Extended Dance Mix) schon immer die schönere Hymne war. Nach dem 80er Jahre-Querschnitt gehts über das gefällige "Round & Round" hin zum wundervollen "Regret". Unfassbar, dass das dazugehörige Album qualitativ so zurück steckte. Den Abschluss bildet die neue, wieder sehr elektronische Single "Here To Stay". Hoffen wir, dass sich die Band an dieses Motto hält. Denn: "New Order never do anything like anybody else".
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