Er fühle sich in Deutschland "so allein wie noch nie", sagte Levit in einem Interview. Dabei sei der Angriff der Hamas gegen alle Demokratien gerichtet.

Berlin (jmb) - Igor Levit hat sein Grundvertrauen in die deutsche Gesellschaft verloren. In einem Interview mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo kritisierte der Pianist den mangelnden Protest gegen Antisemitismus, den er aktuell in Deutschland beobachte. "Ich bin Jude in Deutschland. Und ich habe diese Solidarität für andere auch gezeigt. Doch diese Gesten aus der Bevölkerung sind heute nicht da. Und ich finde, Empathie ist dann wahrhaftig, wenn sie nicht erzwungen wirkt."

Juden würden zwar Rückhalt in der Politik erfahren, doch große gesellschaftliche Solidaritätsgesten, wie etwa nach den Morden im Iran oder dem Kriegsausbruch in der Ukraine, vermisse er. "Einige haben sich positioniert, aber die allermeisten nicht. Mit einigen habe ich im Hintergrund gesprochen und gefragt: Wo seid ihr? Ihr wart doch bei allen diesen anderen Themen da, beim Ausbruch des Ukraine-Krieges zum Beispiel! Und da bekam ich nur die Antwort: Israel ist halt kompliziert. Ich bin aber nicht Israel!"

1995 siedelten Levits Eltern mit ihm als Kontingentflüchtlinge von Russland nach Hannover über. Levit betont daher, dass er kein Israeli sei. Die Attacken der Hamas sehe er jedoch als Angriff auf Juden im Allgemeinen und auf die westliche Welt. Damit seien sie auch ein Angriff auf die demokratischen Werte in Deutschland. Gerade in der deutschen Kulturszene sei die Solidarität mit den Juden jedoch verhalten. Diejenigen, die zu den Angriffen der Hamas schweigen, würde er am liebsten anschreien und ihnen sagen: "Merkt ihr eigentlich nicht, dass es gegen euch geht? 'Tod den Juden!'' heißt 'Tod der Demokratie!'"

Zu den Stimmen aus der deutschen Kulturszene, die sich eindeutig gegen die Gräueltaten der Hamas und Antisemitismus positionieren, zählen unter anderem die Berliner Akademie der Künste, die GEMA, das Forum Musikwirtschaft, die GVL, der Deutsche Kulturrat, das Deutsche Historische Museum in Berlin und die Münchener Kammerspiele. Auch einige Bands und Künstler, wie Feine Sahne Fischfilet, ZSK und Sven Väth sprachen sich deutlich gegen antisemitischen Terror aus.

Die Berliner Clubcommission verurteilte das Handeln der Hamas jedoch nicht eindeutig. Ein Mitglied des Leitungsteams veröffentlichte zudem einen Instagram-Post, der auf einen Text verlinkte, in dem es hieß: "Guten Morgen Palästina. Der Widerstand gegen Besatzung und Apartheid ist ein durch internationales Recht und das menschliche Gewissen garantiertes Recht, und der Widerstand gegen die israelische Besatzung ist eine Pflicht". Die Rapperin Nura wurde vor einigen Wochen zudem aus der Sendung Late Night Berlin ausgeladen, nachdem sie eine Instagram-Story mit dem Schriftzug "Free Palestine" postete, ohne sich zu den Angriffen der Hamas zu äußern.

"Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden"

Warum sich breite Teile der Gesellschaft und linke Aktivisten mit Solidaritätsbekundungen gegenüber den Opfern der Hamas zurückhalten, versucht Levit mit einem Adorno-Zitat zu erklären. In seinem Buch "Minima Moralia – Reflexionen aus dem beschädigten Leben" (1951) schrieb der Philosoph: Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden". Viele Leute hätten jetzt heimliche Gedanken wie "Na ja, vielleicht ist ja was dran. So was kommt von so was.". Plötzlich sei der Jude synonym mit dem weißen Mann, Kolonialismus und Macht.

Die fehlende Empathie löse in ihm ein Gefühl des Zerbrochenseins aus, kommentiert Igor. Er fühle sich sehr allein: "So allein wie noch nie." Er habe bereits mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen, aber dazu sei er noch nicht bereit. Als mögliche Auswanderungsziele nennt er Neapel und Los Angeles.

Levit meldete sich nach einer einjährigen Twitter-Pause mit einer emotionalen Interpretation der israelischen Nationalhymne "Hatikva" wieder. Dazu schrieb er: "Für mein Volk".

Am 27. November geben Igor Levit und das Berliner Ensemble ein Solidaritätskonzert unter dem Motto "Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus.". Die Karten sind bereits ausverkauft, die ARD wird das Konzert jedoch ab 20 Uhr in der Mediathek und auf www.radioeins.de live übertragen.

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Nuras Auftritt bei "Late Night Berlin" fällt aus, nachdem die Rapperin ein "Free Palestine"-Bild postete, ohne sich zu den jüngsten Angriffen der Hamas u.a. auf ein Musikfestival in Israel zu äußern.

6 Kommentare mit 54 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Würde da schon differenzieren. Sicherlich fühlen sich viele Juden in Deutschland im Moment besonders allein. Was speziell auch mit der deutschen Diskurskultur zu tun hat, welche vor lauter Bemühung zum politischen Standing sehr schnell die Betroffenen vergisst.

    Und: Er als Vertreter von "Israel = westliche Werte" oder "Israel = Juden" hat eine ganz partikulare, besondere Sicht auf die Dinge, die ihn möglicherweise noch einsamer macht. Die vier Juden, die ich persönlich besser kenne (darunter eine hoch angesehene Frau, nach der vor kurzem ein Platz in Hamburg benannt wurde), bedauern die israelische Reaktion, die "Faschisten" in der Regierungsbeteiligung, oder die bislang 10x so vielen Toten in Palästina (Grund für den Stillstand der Zahlen ist der komplette Zusammenbruch internationaler Infrastruktur, und der Unmöglichkeit von Bergungsarbeiten) noch mehr als die Getöteten vom 7. Oktober. Und diese fühlen sich viel weniger einsam als wütend.

    • Vor einem Jahr

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    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Lieber Ragi, wenn es Dir so sehr um die Zivilbevölkerung geht, warum dann ausschließlich Kritik an Israel? Wo ist die klare und deutliche Aufforderung an die Hamas, sich von der (eigenen) Zivilbevölkerung fernzuhalten?
      Du reihst Dich damit leider brav in den scheinheiligen deutschen Mainstream ein.

    • Vor einem Jahr

      Der Mainstream redet quasi gar nicht über die Lage in Palästina - und wenn, dann eher zurückhaltend. Angesichts dessen, daß seit über fünf Wochen aus Gaza quasi gar nix mehr angegriffen wird, und seitdem hochaktuell Hunderttausende angegriffen und getötet werden, ist es mMn. etwas dürftig zu verlangen NOCH IMMER über den 7. Oktober zu sprechen. Die Info, die Hamas massakriere jetzt gerade "eigene" oder israelische Menschen, wäre mir sehr neu.

      Und 2. dient bei den Meisten hier diese Haltung, man solle möglichst neutral sein, und "beide Seiten" (als ob es zwei Seiten gebe...) kritisieren, vor allem dazu, im Grunde nix zu tun und Däumchen zu drehen. Da sind mit die paar verwirrten Rechtskonservativen, die mit Israelflaggen herumrennen, sogar deutlich lieber.

    • Vor einem Jahr

      Und jetzt gerne zurück zum Thema.

    • Vor einem Jahr

      "etwas dürftig zu verlangen NOCH IMMER über den 7. Oktober zu sprechen"
      Wo habe ich das von Dir verlangt?

      "Der Mainstream redet quasi gar nicht über die Lage in Palästina"
      Unsinn. Tagtäglich kommen Meldungen über Kämpfe rund um Krankenhäuser, über die schlimme Lage der Zivilbevölkerung in Gaza und immer geht es dabei um die Angriffe der Israelischen Armee.
      Was so gut wie nie erwähnt wird, ist die Hamas, die eben nicht Abstand von der Zivilbevölkerung hält, sondern diese als Schutzschild missbraucht.

      Täglich hört man von hungernden und schwer verletzten Palästinensern durch die Angriffe Israels.
      Hört man dabei vom Grund für die Angriffe und hört man dabei warum die Zivilbevölkerung so in Mitleidenschaft gezogen wird? Nein, von der Hamas ist dabei kaum mal die Rede.
      Wo sind denn die Hilfsgüter hingekommen, die z.B. von Jordanien abgeworfen wurden? Wird in diesem Zusammenhang von der Hamas gesprochen, oder wird diese Frage überhaupt aufgegriffen? Nein. Es geht immer nur um die zivilen Opfer durch die Angriffe Israels.

      Das ist der deutsche Mainstream und dem hast Du Dich, warum auch immer, leider ganz offensichtlich angeschlossen.

    • Vor einem Jahr

      "Was so gut wie nie erwähnt wird, ist die Hamas, "

      ????

    • Vor einem Jahr

      Wer ist dieser Hamas? Hat der Familie?

    • Vor einem Jahr

      Theory9 die Hamas sind nur bewaffnete Aufständische und die dürfen sich laut UN-Resolution 567 eben wehren, denn die Gebiete sind ja besetzt oder so.

    • Vor einem Jahr

      Wir sind hier nämlich bei einem ganz speziellen Teil der deutschen Linken, die sich hier in der LAUT-Kommentarspalte gebildet hat.

    • Vor einem Jahr

      "ist es mMn. etwas dürftig zu verlangen NOCH IMMER über den 7. Oktober zu sprechen."

      Warum soll man nicht mehr darüber sprechen? An keinem anderen Datum seit 1945 wurden mehr jüdische Menschen an einem Tag ermordet, als an diesem Tag. Nicht weil sie etwas verbrochen hatten, sondern aus dem einzigen Grund, dass sie Juden waren.
      Seither ereigneten sich allein in Deutschland 3.300 antisemitische Straftaten, von Beleidigungen, Schmierereien, Vandalismus gegen jüdische Einrichtungen bis hin zu körperlicher Gewalt.
      Juden weltweit - ob sie nun in Israel leben oder leben wollen - werden folglich auch weiterhin von diesem Tag reden, da es bei diesen Menschen ein 2.000 Jahre altes Trauma berührt, nirgends wirklich willkommen, und wohl auch nirgends wirklich sicher zu sein.

      "Die Info, die Hamas massakriere jetzt gerade "eigene" oder israelische Menschen, wäre mir sehr neu."

      Der Hamas ist die palästinensische Zivilbevölkerung scheißegal. Diese ist nur solange von Nutzen, wie sie den eigenen Zielen dient, oder man sie als menschliches Schutzschild mißbrauchen kann.

    • Vor einem Jahr

      c452h Vor 27 Minuten

      Theory9 die Hamas sind nur bewaffnete Aufständische und die dürfen sich laut UN-Resolution 567 eben wehren, denn die Gebiete sind ja besetzt oder so.


      Alarm

      c452h Vor 24 Minuten

      Wir sind hier nämlich bei einem ganz speziellen Teil der deutschen Linken, die sich hier in der LAUT-Kommentarspalte gebildet hat.

      Außer ragi sagt das keiner, du Freier Liberaler

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Er sagt ja auch nicht, dass man nicht mehr über den 7. Oktober reden dürfe, sondern dass sich seitdem eben auch andere durchaus gewichtige Vorfälle ereignet haben, über die man sprechen kann und sollte. Abgesehen davon ist hier schon zu beobachten, was er in seinem Eingangspost bereits angemerkt hat: Die Bemühung zum politischen Standing - man könnte es auch Positionierungsgeilheit nennen -, wobei jeder unbedingt noch ein Fünkchen mehr Recht haben möchte als der Vorposter. Vielleicht versucht man zur Abwechslung mal, nicht alles in den falschen Hals bekommen zu wollen und den Diskurs nicht in erbsenzählende Semantikuntiefen abdriften zu lassen.

    • Vor einem Jahr

      Interessante Zahlen. So wird das aber nichts mit Frieden.

      https://twitter.com/johanneszeller/status/…

    • Vor einem Jahr

      Horst, weil diese Toten sofort für Massaker instrumentalisiert wurden, die seitdem andauern. Wenn JETZT ganz aktuell Menschen bedroht werden, ist es einfach extrem schwach, beim 7. Oktober stehenzubleiben.

      Wir man hier auch sieht: Es soll bei der Form bleiben. Wad gerade tatsächlich geschieht, kann gerne übergangen werden. Zumal es sich ja bloß vor allem um Muslime handelt. Die sind eh suspekt, und es wird schon irgendwie rechtfertigbar sein, wenn die leiden.

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Mal wieder top Quellen, c4 :D

      Forndom. Danke für den Versuch, etwas zum Thema beizutragen. Selbst wenn ein Jude mal eine ähnliche Meinung wie man selbst hat, ist es offenbar kein Problem, den zu ignorieren.

    • Vor einem Jahr

      Du erinnerst mich in deiner Argumentation langsam an Verschwörungstheoretiker.

    • Vor einem Jahr

      Das wundert mich bei Deiner Phantasie nun auch nicht.

      Zum hundertsten Mal: Palästinenser haben die Hamas nicht gewählt, drei Viertel von ihnen hassen sie. Sie sind nur eingeschränkt eine Partei, und nur ein Teil ihrer Kämpfer geht überhaupt systematisch oder geplant vor. Sie sind keine Armee. Was ist denn eine bessere Definition als "bewaffnete Aufständische"? Macht diese sie direkt zu Helden? Für mich nicht. Die IRA waren für mich auch keine Helden. Aber die Definition als Aufständische ist fruchtbarer und mehr an historische Kontexte gebunden als die cartoonige, sachlich komplett nutzlose Überschrift "Terroristen".

      Und wenn es nicht richtig sein soll, den Fascho-Teil von Bibis Gruselkabinett mit allen Juden oder Israel gleichzusetzen (auch dort da steht die Mehrheit entschieden gegen ihn), dann ist es halt auch Quatsch, Palästinenser mit der Hamas gleichzusetzen. Oder wenn das nicht klappt, wahlweise den komplett irrsinnigen, faktenfremden Blödsinn von "menschlichen Schutzschilden" nachzuplappern.

      Die blinden Flecken hier sind wirklich extrem. Wie selbst die aufgeklärteren Bewohner der BRD mit der Situation umgehen (und damit meine ich auch die ratlose Haltung des "es ist kompliziert, was kann man da schon machen?"), ist eine absolute Schande. Die ehemaligen Kolonialmächte und Völkermörder zeigen heute, wie wenig ernst sie ihre historische Verantwortung nehmen. Was hier noch als "links" oder "progressiv" durchgeht, läuft anderswo auf Fox News.

    • Vor einem Jahr

      "Zum hundertsten Mal: Palästinenser haben die Hamas nicht gewählt, drei Viertel von ihnen hassen sie."
      Woher genau kommt das? Also welche Quelle hast du dazu? Denn das würde mich schon ziemlich überraschen.
      Davon abgesehen, gilt natürlich dennoch, dass Palästinenser = Hamas übler Bullshit wäre, allein schon aber nicht nur, weil dort über eine Viertel Millionen Menschen unter 5 Jahre alt sind, über eine halbe Millionen Menschen unter 10 Jahre, das sind Kinder.

      Aber selbstverständlich sind Hamas "Terroristen", was schwurbelst du dir da zusammen? Der Versuch eine Organisation (es ist eine), die in ihrer Charta das Töten von Juden verankert hat, die sich dabei daran sichtbar berauscht, Holocaust-Leugnung großschreibt, unter denen Homosexuellen der Tod droht, wiederholt verharmlosen zu wollen, das ist dann vermutlich noch weniger mit "links" oder "progressiv" durchzuwinken und es ist übrigens auch ein Schlag ins Gesicht aller Muslime, die unter solchen Auswüchsen des Islamismus zu leiden haben.

      "Macht diese sie direkt zu Helden? Für mich nicht." Puh, sehr schön, dass du klarstellst, Menschen, die Frauen massenvergewaltigen, auf möglichst grauenvolle Weise ermorden, verbrennen und und und, für dich keine Helden sind, welch Erleichterung. Aber sie "cartoonig" (wtf laberst du nur?) als Terroristen zu bezeichnen, das ginge schon zu weit, verstehe.

    • Vor einem Jahr

      und auch hier nochmal: "Israel = westliche Werte" oder "Israel = Juden", wurde von ihm nirgendwo behauptet, sondern exakt das Gegenteil: "Und da bekam ich nur die Antwort: Israel ist halt kompliziert. Ich bin aber nicht Israel!"
      Wenn sich also die Gleichung "Israel = Juden" bei seinen getätigten Aussagen für dich aufmacht, dann offenbart das lediglich deinen Blickwinkel auf das benannte Massaker. Und der ist demnach erschreckend.

    • Vor einem Jahr

      IAllen: Die Bezeichnung "Terrorist" ist einfach nicht hilfreich, um zu verstehen, auf welche unterschiedlichen Weisen diese Gewalttäter entstehen, und folglich steht sie fundamental dem im Weg, zu verhindern, daß neue Gewalttäter entstehen. Das Wort sagt nichts anderes als "die sind von Natur aus böse", was IMMER als Legitimation für eigene Gewalt dienen soll. Es ist einfach ein sehr problematischer Begriff.

      Ich habe auch Levi nie diese Aussagen untergeschoben. Allerdings angemerkt, daß er sich selbst in die Nähe dieser Verkürzungen gibt. Er selbst bezieht ja keine Position, während er das richtigerweise von anderen fordert. Aber er erzählt einen Stuss von "westlichen Werten", einem "Angriff auf uns alle". Ich hatte dargelegt, wie er diesen Angriff auf Israel auf sich selbst bezieht, und u.A. das ist mMn. ohne Differenzierung schon nahe an "Israel = Juden".

      Zur Unterstützung der Hamas in Palästina, z.B: https://www.foreignaffairs.com/israel/what…

    • Vor einem Jahr

      Woran könnte das nur liegen, Horst?

    • Vor einem Jahr

      "Terrorist" sagt nicht "die sind von Natur aus böse". Wenn du jetzt Begriffe eigens neu definierst um sie dann anhand dieser eigenen, von der eigentlichen Definition entfremdeten Bedeutung zu verneinen, dann wirds natürlich schwierig.

      Und nochmal: die gezielte Abschlachtung, Vergewaltigung, Verbrennung und Verstümmelung von Zivilisten auf einem Musikfestival ist kein Angriff auf Israel, sondern eines auf jüdisches Leben. Solange du dich solcher Offensichtlichkeiten verwehrst, führt eine weitere Diskussion zu nichts.

    • Vor einem Jahr

      "Das Wort sagt nichts anderes als "die sind von Natur aus böse",..."

      Wat? Wäre mir neu, dass das Wort "Terrorist" dieses impliziert. Gerade da doch irgendwelche Terrororganisationen immer begründen, warum sie das machen, sei es wegen des Verhaltens des Westens oder aufgrund irgendwelcher religiöser Verblendungen.

    • Vor einem Jahr

      Wie definierste dann "Terrorist", bitte? In allen mir bekannten Kontexten wird nämlich nichts anderes damit gemeint als "die sind eben so, und deswegen müssen wir hart durchgreifen".

      Und wenn tatsächlich gezielt vergewaltigt und verstümmelt wurde auf einem Musikfestival, dann kann das als Angriff auf "jüdisches Leben" gelten, von mir aus. Aber was Du machst ist exakt das, was sämtliche Diskussionspartner machen, und was ich nicht einsehen will: Du greifst hier (zunächst mal hypothetisches) Einzelnes heraus, um damit Verallgemeinerungen abzuleiten, aus denen dann Gewalt legitimiert werden soll. Und das ist stets banalst einfach widerlegt: Es wurde ja nicht nur ein Musikfestival angegriffen, sondern nach allen Maßstäben vor allem illegale Siedlungen.

    • Vor einem Jahr

      Keine Ahnung, woher du diese dir bekannten Kontexte herholst, aber selbstverständlich hat ein Terrorist eine Biographie, einen Hintergrund und Terrorismus erwächst mitnichten aus dem Nichts. Ursachen sind vielschichtig. Jeder, der bis 3 zählen kann, sollte sich dessen bewusst sein. Auch Nazis haben einen Hintergrund, eine Biographie, wir hören aber sicher jetzt nicht auf sie Nazis zu nennen, weil das eventuell in irgendwelchen Kontexten als "die sind eben alle von Grund auf böse" gelesen wird und angeblich Ursachenforschung verhindern würde. Terrorismus ist ein aus vielschichtigen Ursachen entstehendes Symptom, und wenn es akut Menschenleben bedroht und kostet, dann muss genauso akut gehandelt werden, weil es ab dem Punkt unausweichlich ist. Dass das gerade langfristig zu kurz greift, dass Ursachen seit jeher vernachlässigt werden, bis es eben überhaupt so akut wird, um dann wieder nur akut zu handeln und weiterhin Ursachen unberührt zu lassen oder sie zu verstärken: sicher. Das hat aber wenig mit der Begrifflichkeit zu tun. Schlag gerne mal die Definition von Terrorist und Terrorismus nach und dann sag mir gerne, was davon nicht auf die Hamas zutrifft.
      Und selbstverstänlich taugt das dennoch keineswegs dazu Palästinenser als solche zu dämonisieren, das sind zum Großteil Kinder. Und außerdem: vom Sofa aus bequem von Menschen, die unter ständigem Terror leben müssen, die Familienmitglieder bei Bombenangriffen verlieren, zu verlangen, sie haben bitte einen möglichst neutralen Blick zu bewahren, und sollen dazu sogar gegen bewaffnete Terroristen aufbegehren, da muss jegliche Empathie flöten gegangen sein. Da ist einem offenbar jede Menschenverachtung recht, um die Gegenseite als durch und durch böse zu kennzeichnen, damit es zu einem "denen geschiehts allen recht" taugt, das man in kriegerischen Konflikten so gerne bemüht. Aber, wenn es für Menschen um Leben un Tod geht, einem unfassbaren Leid, dann muss man von irgendeinem Heini auf dem kuscheligen Sofa schon zumuten dürfen, solche Ambivalenzen auszuhalten.
      Dazu gehört auch eine vollkommen reaktionäre Hamas, deren eliminatorischer Hass grenzenlos ist, radikale, brutale israelische Siedler, Netanjahu und seine rechtsextremen Minister, israelische Geiseln, verstümmelte und geschändete Leichen, massenvergewaltigte Frauen, menschenunwürdige Zustände in Gaza, Stigmatisierung von Muslimen, weltweiter Antisemitismus, den wiederum nicht als bloßer Rassismus, sondern erneut als die Erzählung über den Juden. Denn selbst aus der ohnehin oft sehr verkürzten antikolonialistischen Sichtweise heraus, ist es schon bemerkenswert wie sehr die Problematik auf Israel verkleinert wird, wo kolonialistische Unterdrückung doch auf ganz andere Weise viel elementarer global wirkt, aber da sind wir dann eben wieder im Kontext der Erzählung über die kleine Elite, die für das Übel der Welt verantwortlich ist.
      Es ist eine Unauflösbarkeit eines furchtbaren Konflikts, der zwar eben im Einzelnen Eindeutigkeiten zulässt, obwohl er im Gesamten von Uneindeutigkeiten geprägt wird.

      Abschließend dann aber noch:
      "Und wenn tatsächlich gezielt vergewaltigt und verstümmelt wurde auf einem Musikfestival" "zunächst mal hypothetisches"
      ->
      Du bist verloren. Damit erübrigt sich somit auch ein weiterer Austausch mit dir.

  • Vor einem Jahr

    Mein Antifaschismus macht auch vor Israel nicht Halt. Punkt.

    • Vor einem Jahr

      Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.

    • Vor einem Jahr

      Sodhan hat da schon einen Punkt, wobei das auch differenzierter betrachtet werden muss.
      Mit den Grauen Wölfen hat sich die radikale Linke in D schon auseinander gesetzt, da hat man die im bürgerlichen Spektrum noch mit den grauen Panthern verwechselt.
      Es ist halt das alte Problem mit der dichotomen Perspektive des Antiimperialismus. Das eine Bewegung gegen imperialistische Besatzung UND gleichzeitig faschistisch sein kann, bekommt man nur schlecht verarbeitet.

    • Vor einem Jahr

      Kommentar gelöscht. Why?

    • Vor einem Jahr

      Achso, und Israel Faschismus vorzuwerfen ist halt auch nur radikal verkürzter Quark, btw.

    • Vor einem Jahr

      Hm. Also wenn man Bernd Höcke einen Faschisten nennen darf, dann sollte man auch einen großen Teil von Bibis Kabinett so nennen. Im Vergleich zu dem rassistischen Quatsch, den letzteres so von sich gibt, ist "unser" Bernd ja ein richtig linker Humanist. Überflüssig zu erwähnen, aber Lauchs ist diese mystische "Ausgewogenheit" offenbar so wichtig - ja, auch in der Hamas gibts Faschisten. Ändert halt nix an der Sachlage.

    • Vor einem Jahr

      Kann man ja gerne diskutieren, mich nerven halt diese Verkürzungen, diese Punchline-Artige, mit der die Sache diskutiert wird. Als würde das irgendeinen Erkenntnisgewinn bringen. Israel Faschismus, bäm! Hamas Terroristen, bäm! Und am Ende ist diese ganze sogannannte Diskussion nicht mehr als ein Vehikel, um der eigenen Distinktion einen zu lutschen.
      Und das finde ich in Anbetracht der Situation schon reichlich wack.

    • Vor einem Jahr

      AUCH in der Hamas gibt's Faschisten klingt ungefähr so wie die Feststellung, dass es in der NSDAP auch Nazis gab. O.o

    • Vor einem Jahr

      Schon richtig, gueldi. Die Aussage vom OP ist aber erst mal unverfänglich. Ist ja nicht gesagt, daß es darum ging, ganz Israel faschistisch zu nennen.

      Horst, Faschismus ist vor allem eine theoretische Ideologie, auf deren Grundlage dann Gräueltaten ausgeführt werden. Wenn, wie schon beschrieben, 85% der Hamas-Kämpfer von der IDF getötete Eltern haben, so dürften bei einem guten Teil dieser "Organisation" vor allem Rachegelüste entscheidend sein.

      So ähnlich wie ein großer Teil der IDF-Soldaten faschistische Überzeugungen haben, sind dort vernutlich auch Menschen mit konkreterer Motivation zu finden.

    • Vor einem Jahr

      Einer Wehrpflichtigen-Armee eines demokratischen Staates zum großen Teil "faschistische Überzeugungen" zu unterstellen, aber gleichzeitig die Zugehörigkeit zu einer religiös-fanatischen Terrororganisation mit Racheglüsten rechtfertigen... das kannste Dir echt nicht ausdenken.

    • Vor einem Jahr

      Offensichtlich haste es Dir ausgedacht, denn ich habe nur das eine geschrieben. Was meinste denn, was die Motivation dieser 85% sind? Die hatten ihre Eltern verloren, mussten dann aber erst mittels Ringvorlesungen in Tunneln überzeugt werden?

  • Vor einem Jahr

    Ist das dieser aggressive Humanismus von dem er immer geredet hat?

  • Vor einem Jahr

    Ich habe es immer als etwas Besonderes und ein Geschenk angesehen, dass Juden nach relativ kurzer Zeit nach dem Holocaust wieder in Deutschland leben wollen. Ich denke es ist fast einzigartig, dass Menschen nach einem Völkermord (freiwillig) in so ein Land zurückkehren.
    Ragi hat ja geschrieben, dass er jüdische Mitmenschen in Deutschland kennt, welche den Staat Israel unter Führung von Netanjahu und seiner extremrechten Mitstreiter (zurecht!) verurteilen. Und wir haben vor dem Terroranschlag in Israel ja gesehen, wie regelmäßig an die hundertausend Menschen gegen diese Politik demonstriert haben.
    In meinen Augen haben wir jedoch jetzt eine völlig andere Situation. Und ich stelle mir die Frage, ob der Terroranschlag auf Israel nur aufgrund der aktuellen Regierung stattgefunden hat. Ich glaube nein. Aber das ist natürlich nur eine Mutmaßung, die keiner mit Sicherheit beantworten kann.

    Levit hat in seinem Kommentar über seine Situation als Jude in Deutschland gesprochen. Und nicht als Vertreter des Staates Israel. Das sollte man ihm einfach mal ohne Gegenrede zugestehen.

    Und ja, auch ich verurteile die aggressive rechtswidrige und unmenschliche Siedlungspolitik Israels und hoffe, dass nach dieser Katastrophe jetzt endlich eine gerechte Lösung für beide Völker gefunden wird.
    Was mich aber wirklich maßlos enttäuscht ist die mangelnde Unterstützung und die sichtbare Solidarität der deutschen Bevölkerung gegenüber der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Israel.
    Wir zeigen immer gerne auf andere Länder und deren Unrecht und fühlen uns als Weltpolizei. Schaffen es aber im Umkehrschluss nicht, dem Faschismus und Rechtsruck im eigenen Land das Wasser abzugraben. Wenn sich diese Tendenzen weiter fortsetzen, brauchen wir uns wenigstens keine Sorgen mehr um Juden in Deutschland zu machen, weil uns diese dann den Rücken zukehren oder gleich gewaltsam aus diesem unseren Land entfernt werden.

    Letztens auf ner Höcke-Parteiveranstaltung wurde dieser Faschist unter Polizeischutz über einen Hintereingang in die Halle gelotst und die Besucher der Veranstaltung mit Absperrungen und einem Großaufgebot an Polizei von den viel zu wenigen Menschen, die das nicht so geil finden, geschützt. Dabei waren die Gegendemonstranten in keinster Weise aggressiv.
    Als die Veranstaltung vorbei waren, kam mir fast das kotzen, als ich mehrere Eltern mit Kinderwägen aus der Halle kommen sah. Das ist Deutschalnd 2023.

    Also bitte einfach mal vor der eigenen Tür kehren und mit Aktionen und Interaktionen gegen diesen braunen Sumpf hier vorgehen, bevor es zu spät ist. Bitte!

    • Vor einem Jahr

      "Und ich stelle mir die Frage, ob der Terroranschlag auf Israel nur aufgrund der aktuellen Regierung stattgefunden hat. Ich glaube nein. Aber das ist natürlich nur eine Mutmaßung, die keiner mit Sicherheit beantworten kann."

      Die derzeitige Regierung Israels hat die Durchführung dieses Anschlages zumindest dahingehend begünstigt, da diese Regierung durch und durch korrupt ist, und wichtige Posten in Armee, Geheimdienst und Verwaltung nach dem Prinzip der Vetternwirtschaft umbesetzt hat, und nicht danach, wer am besten für eine Aufgabe geeignet ist. Außerdem hat sie die Spaltung der israelischen Gesellschaft vorangetrieben, was dazu geführt hat, dass das Land in den letzten Monat hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt war, und an Wachsamkeit gegenüber seinen äußeren Feinden nachgelassen hat.
      Ideologisch gesehen wären die Hamas und ihre Anhänger jederzeit bereit für einen solchen Angriff, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu bietet, und genau das ist am 7. Oktober geschehen.
      Ich bin gespannt, wie es mit der Regierung Netanjahu weitergehen wird, wenn der Militäreinsatz abgeschlossen ist. Solange dieser läuft, wird sich die Bevölkerung hinter der Regierung versammeln, aber die Opposition beginnt bereits jetzt Fragen zu stellen, wie es zum Angriff am 7. Oktober kommen konnte, ohne dass Geheimdienste und Sicherheitsbehörden davon Kenntnis erlangten. Größere Konflikte führten in der Vergangenheit oft dazu, dass diese - selbst wenn sie gewonnen wurden - die amtierenden Regierungen politisch erledigten.

    • Vor einem Jahr

      @Horst:
      Danke dir für den interessanten Kommentar. Sehr informativ und schlüssig.

      „ Außerdem hat sie die Spaltung der israelischen Gesellschaft vorangetrieben, was dazu geführt hat, dass das Land in den letzten Monat hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt war, und an Wachsamkeit gegenüber seinen äußeren Feinden nachgelassen hat.“ …

      Wirklich gut analysiert. Ich denke und hoffe, dass es aufgrund dessen nach der Aufarbeitung diese Regierung nicht mehr geben wird.

    • Vor einem Jahr

      Ich will nur kurz auf den einen Punkt eingehen, den ich auch angeschnitten hatte. Nein, Levi spricht natürlich nicht für Israel. Aber er macht (mindestes indirekt) die fragwürdige Gleichung "Israel = Juden" auf. Und das ist der Punkt, wo man nicht mehr mitgehen sollte bei ihm, weil eine derart banale Aussage über alle Juden irre wäre. Es sind Menschen wie alle anderen auch, also haben sie auch sehr unterschiedliche Ansichten. Wie gesagt - diejenigen, die ich kenne, halten nix von Bibi, und würden auch nie im Leben ins heutige Israel ziehen wollen.

    • Vor einem Jahr

      "Danke dir für den interessanten Kommentar. Sehr informativ und schlüssig."

      Nicht dafür!

      "Wirklich gut analysiert. Ich denke und hoffe, dass es aufgrund dessen nach der Aufarbeitung diese Regierung nicht mehr geben wird."

      Ja, das hoffe ich auch. Es ist eigentlich schon verwunderlich, dass Netanjahu überhaupt nochmal an die Macht gekommen ist, nach den ganzen Skandalen aus seinen vorherigen Amtszeiten. Leider zeigt das, dass die politische Landschaft in Israel derzeit ziemlich im Eimer ist.

    • Vor einem Jahr

      @Ragism, wo holst du nun wieder her, dass hier die Gleichung "Israel = Juden" von ihm aufgemacht wird, wenn er sogar selbst sagt: "Und da bekam ich nur die Antwort: Israel ist halt kompliziert. Ich bin aber nicht Israel!"
      Scheiterts bei dir am Lesen oder am Verstehen? Oder meinst du, weil er das durch die Hamas verübte Massaker an Juden auf einem Musikfestival nicht als Kritik an der israelischen Regierung versteht, sondern als das, was es ist: ein reiner Angriff auf jüdisches Leben? Wenn du das nicht siehst, dann ist dir halt auch irgendwo nicht mehr zu helfen.

  • Vor einem Jahr

    in dem sehr guten video zu "es ist soweit" von farid bang feat summer cem gibt es eine szene, wo sich eko sein jacket überschmeisst, seinen hut lupft und geht. habt ein schönes wochenende! geht nicht zu hart miteinander ins gericht.