EM im eigenen Land, das Bier fließt in Strömen, was fehlt? Na, hingerotzter Bummsdisco-Techno mit Saufisaufi-Fickificki-Lyrik für die Fanmeilen.

Berlin (dani) - Ach, Gottchen. Man könnte meinen, der Ski Aggu-Witz wäre so langsam auserzählt, aber: hey! Es ist EM, noch dazu im eigenen Land, es ist heiß, das Bier fließt in Strömen, da werden sie sich doch die Gelegenheit nicht durch die Lappen gehen lassen, noch schnell ein bisschen Schwarz-Rot-Gold und ein paar zusammenhanglose Fußballszenen ins Video zu einem dämlichen Sauftrack zu streuen. "Deutschland", bitteschön, dafür heiratet der Vokulila-Horst mit der Skibrille auch mal eben Ikkimel:

Ohje. Dieser Track liefert in jeder Hinsicht so exakt, was von einer Kollabo zwischen Ski Aggu und Ikkimel mit dem Titel "Deutschland" zu erwarten stand, dass einem kaum noch etwas dazu einfällt: Barré, Produzent aus Frankfurt, der auch schon mit der 01099-Crew erfolgreich war, schustert einen Bummsdisko-Techno-Beat zusammen, der halt geradeaus ballert, sich ansonsten aber nicht groß mit irgendwelchen musikalischen Einfällen oder gar mit irgendeinem Hauch von Raffinesse aufhält.

Beides wäre an eine Zielgruppe, die sich von diesem Text nicht irgendwie intellektuell beleidigt fühlt, aber ohnehin verplempert. Jesses! Solche Lines mit der lyrischen Tiefe einer unterdurchschnittlichen Penislänge hab' ich glücklicherweise wirklich schon lange nicht mehr hören müssen, und da war "Füll' Krug mit Biiieeer, wir werden König von Eurooopaaaa!" schon dabei. Ich hab' nicht gezählt, bezweifle aber, dass es dieses erzdämliche Saufisaufi-Fickificki-Gewäsch hier überhaupt auf 100 verschiedene Wörter bringt.

Wer soll das hören? Fragen wir doch Aggu und Ikki: "Wir widmen diesen Track allen Atzen und Fotzen dieser Welt", geben sie ihrem Liedchen mit auf den Weg. Es steht zu befürchten, dass ihnen der Erfolg beipflichten wird: Bei hackedichten Schlaaand-Brüllern beliebigen Geschlechts auf den Fanmeilen landauf, landab wird dieser hingerotzte Quatsch schon irgendwie verfangen.

Fotos

Ski Aggu

Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Ski Aggu,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

Weiterlesen

laut.de-Porträt Ski Aggu

Es gibt diese Figuren in der Rapszene, denen man einfach nicht alles glauben darf, was sie über sich selbst erzählen. Ski Aggu nimmt nämlich jede Chance …

laut.de-Porträt Ikkimel

Wahrscheinlich haben die meisten beim Release von "Keta & Krawall" gedacht: "Wow, das macht absolut Sinn". Es gibt 2023 kaum einen Artist, der den …

16 Kommentare mit 27 Antworten

  • Vor 3 Monaten

    Warum ist das Video auf „privat“ gestellt worden⁇

  • Vor 3 Monaten

    Das Standard-Gejammer ohne inhaltliche Substanz. Ich nutze Ski Aggu + seine Texte in meinen Vorlesungen an der Uni um Studierenden zu zeigen, wie viel gesellschaftliche Kritik man zwischen Zeilen verstecken kann, auch wenn dies nicht für alle zugänglich ist (Sinus Milieustudien lassen grüßen). Ähnlich wie bei KIZ.
    Aber schön, dass hier dann immer gleich die Zielgruppe und Hörer*innenschaft bestimmter Künstler*innen als von den Texten "intellektuell nicht beleidigt" diffarmiert wird, nur weil der eigene Horizont offensichtlich zu beschränkt ist. Auf der einen Seite niedlich grotesk, auf der anderen Seite langweilig und ausgelutscht.

    Intellektuelle Grüße aus der Uni

  • Vor 3 Monaten

    Ich finde es lustig, dass laut.de exakt jenes kritisiert, was sie selbst sind. Polemisch hingerotzte Worte getarnt als Kritik. Das liest sich so, wie wenn 16 jährige Mädchen unter sich lästern - nicht als seriöses Magazin. Man muss die Musik ganz klar nicht mögen, erst recht nicht gut heißen, dennoch beinhaltet sie mehr versteckte Gesellschaftskritik als praktisch alles andere was es aktuell gibt. Alleine deswegen ist das was Aggu macht so gut und wichtig. Aber wenn das einem natürlich zu hoch ist kann man es einfach 290 Worten schlecht reden und schon wieder exakt das machen was man selbst kritisiert: den selben ausgelutschen Satz inhaltlich auf eine ganze Seite strecken. Grandios Laut.de, grandios. So einen beschissenen Beitrag könnte ich nicht mal schreiben wenn ich wollte - da gehört schon extrem viel Inkompetenz hin, Chapo! :)