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Haftbefehl - "Russisch Roulette"

Keine Frage: 2014 wussten nicht nur Chabos, sondern original jeder und seine Mutter, wer der Babo ist. Haftbefehl hatte das mit der längst Meme gewordenen Single von seinem Album "Blockplatin" im Jahr zuvor bereits klargestellt, und inzwischen hatten sich Fans wie Feuilletons darauf verständigt, den Offenbacher Azzlack nicht nur zum Retter von Hip Hop, sondern mindestens zum nächsten Goethe hochzujazzen. Eine ganz neue Sprache habe er erfunden, jubilierte es allerorten, dabei verwurstete er seit jeher lediglich, wie die Leute auf den Straßen von Frankfurt halt reden. Respektive in der Nachbarstadt, der größten ohne eigene Vorwahl.

So oder so: "Russisch Roulette" war quasi bereits ein Klassiker, als es erschien. Haftbefehl erzählte da aus seiner unschönen kriminellen Vergangenheit und seiner deutlich erfreulicheren Gegenwart: "Auf einmal geh'n die Tür'n hoch vom Mercedes / Du liegst richtig: Ich lieg' im SLS." Seine Zukunft malte er sich trotz dieses Aufstiegs nicht pink, viel mehr zappenduster aus: "Block-Panorama, siebter Stock vom Balkon / Traurige Aussicht und du gibst dein Glück auf / Der Ausblick so grau und trist, dass er dir die Sicht raubt."

An geraubter oder zumindest schwer vernebelter Sicht laborierte zweifellos auch der Autofahrer, der vor kurzem seinen SUV ins Schaufenster einer Bäckerei in Darmstadt setzte und sich danach vom Ort des Geschehens verkrümelte. Ob es, wie Augenzeugenberichte und Überwachungsvideos vermuten lassen, wirklich Haftbefehl gewesen ist, der da Fahrerflucht begangen hat? Nichts Genaues wissen wir momentan noch nicht. Nichts jedoch, das die Ermittlungen in diesem Fall zutage fördern könnten (oder auch nicht), ändert irgendetwas daran, dass unser Kollege David Maurer "Russisch Roulette" seinerzeit als das Deutschrap-Album des Jahres feierte.

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