Peter Hook hat seine Memoiren geschrieben. In "The Hacienda - How Not To Run A Club" beschreibt er den Aufstieg und Fall des legendären Hacienda-Clubs in Manchester, dessen Teilhaber er war.

Manchester (mis) - 1982 eröffnet, 1997 geschlossen. Berühmt geworden für die Location des ersten Madonna-Konzerts außerhalb New York und als Geburtsstätte der Manchester Rave-Bewegung ab 1988. Trauriges Ende: Geschätzte 18 Millionen Pfund Verlust. Die Geschichte des Hacienda Clubs ist voller Legenden und spannender Anekdoten.

Nachdem sein Freundeskreis ihn über Jahre hinweg bearbeitete, hat sich Ex-New Order-Bassist und früherer Hacienda-Teilhaber Peter Hook 2007 schließlich ein Herz gefasst und die Geschichte dieses musikhistorisch bedeutsamen Ortes in seinen Worten nieder geschrieben.

Pointenreich und amüsant

"The Hacienda - How Not To Run A Club" (gebunden, 224 Seiten, 19,95 Euro) liest sich wie ein Peter Hook-Interview: Amüsant, sympathisch, pointenreich und um keine Rock'n'Roll-Story verlegen.

Schon im Vorwort ulkt er: "The first thing that came to mind was that famous quote about the sixties: How if you remember them then you weren't really there. That's how I felt about the Hac. So, I was going to need a bit of help (...) Anything you like, I'll take the credit for. Anything you don't, blame them!"

Keine Ahnung vom Nachtclubgeschäft

Die Geschichte seiner Bands Joy Division und New Order kürzt Hook rigide und belässt es bei wenigen, wertvollen Informationen: Er, Sänger Bernard Sumner, Drummer Stephen Morris und Keyboarderin Gillian Gilbert waren Teilhaber der Hacienda. Sie hatten keine Ahnung vom Nachtclubgeschäft. Sie vertrauten ihren Freunden. Sie hätten es besser nicht getan.

Es ist aus heutiger Sicht selbst für Hook schwer nachvollziehbar, weshalb sich seine Band 1982 so wenig um die finanziellen Anforderungen sorgte. Man wollte damals "nur Musik machen und auf Tournee gehen". Und natürlich den tragischen Tod des Joy Division-Sängers Ian Curtis vergessen. Praktischer Nebeneffekt: War eine Tour vorbei und kam man wieder nach Hause, hatte man wenigstens einen eigenen Club und dort immer Freibier.

Chameleons, Smiths und Fad Gadget

Des Weiteren beleuchtet Hook den innovationswütigen Hacienda-Schöpfer Rob Gretton, den stets finanziell angeschlagenen Factory-Boss Tony Wilson sowie natürlich den mythischen Blitz-Aufstieg einer meist leeren, architektonisch schmucken Lagerhalle zum weltweit Interesse weckenden Acid House- und Indie Dance-Tempel.

Außerdem recherchierte Hook Monatsprogramme, die sich heute wie ein Zeitreise-Wunschzettel lesen: 1983 konnte man mit etwas Glück in einem Monat Kurtis Blow, New Order, The Chameleons, Fad Gadget und The Smiths live bewundern. Dieser bunte Stilmix funktionierte in einem Disco-Abendprogramm natürlich weniger, die Hacienda war ihrer Zeit um Jahre voraus.

Die Hacienda-Macher Wilson und Gretton hatten nichts anderes im Sinn, als Anfang der 80er ein Stück New York nach Manchester zu transferieren. Ein Hort für Kreative sollte es sein, eine Art weitergedachte Danceteria mit Disco, Konzerthalle, Bar, Café und Restaurant in einem, selbstverständlich sieben Tage die Woche geöffnet.

Dass dieses größenwahnsinnige Konzept in einer tristen englischen Arbeiterstadt kaum vergleichbaren Erfolg zeitigen würde, erschien zweitrangig. Genau wie das Fehlen von Backstage-Räumen und Toiletten. Stets siegte bei Gretton, Wilson und etlichen Bauplanern die Vision über die finanzielle und kulturelle Realität.

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