Der Jazz-Musiker und KZ-Überlebende Coco Schumann starb am gestrigen Sonntag mit 93 Jahren in Berlin.

Berlin (mrk) - Der deutsche Jazz-Gitarrist Coco Schumann ist tot. Wie seine Plattenfirma Trikont bestätigt, starb der 93-Jährige gestern in seiner Heimatstadt Berlin.

Geboren 1924, zeigte Heinz Jakob 'Coco' Schumann schon früh Interesse an Schlagern sowie Operetten und erhielt seit seiner Schulzeit Gitarren-Unterricht. Einen musikalischen Wendepunkt stellt seine erste Berührung mit Swing dar: Noch als Jugendlicher begeisterte sich Schumann sofort für die Songs von Duke Ellington, Chick Webb und Ella Fitzgerald, was ihn fortan in die Nachtclubszene führte.

Anfang der 1940er Jahre wurde der Jazzmusiker aufgrund seines jüdischen Glaubens zu Konzerten für die SS gezwungen, bevor ihn die Nazi-Bande 1944 in das Konzentrationslager Ausschwitz brachte, wo er mit der Formation Ghetto Swingers den Auf- und Abmarsch der Arbeiter musikalisch begleiten musste.

Nach der Verlegung ins KZ Kaufering landete er schließlich in einem Nebenlager des KZ Dachau. Als die Niederlage der Nazis absehbar war, wurde er zusammen mit Mithäftlingen auf eineen Todesmarsch Richtung Innsbruck geschickt, wo er im April von US-Truppen befreit wurde.

Nach Kriegsende blieb der Gitarrist und Schlagzeuger überwiegend in Deutschland und spielte erfolgreich als Solokünstler sowie in verschiedenen Tanz-, Radio- und Fernsehbands. 2012 inszenierten die Hamburger Kammerspiele seine Autobiographie "Der Ghetto-Swinger" als Musical.

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laut.de-Porträt Coco Schumann

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