Die Band feiert ihren Meilenstein, aber ein zweites Duett mit Tool-Sänger Maynard James Keenan schließt Chino Moreno aus.

Konstanz (mis) - Auf einer virtuellen Zoom-Pressekonferenz verkündeten die Deftones gestern Pläne für das 20-jährige Jubiläum ihres dritten Albums "White Pony". Die Platte gilt als Wegmarke im Schaffen der Kalifornier, auf dem sich erstmals Elemente aus Post-Rock und Trip Hop mit dem bekannten, harten Soundbild vermischten.

Pandemiegerecht begrüßten die Bandmitglieder Chino Moreno (Gesang), Frank Delgado (Turntables) und Abe Cunningham (Drums) die internationale Journaille aus ihren eigenen vier Wänden. Über eine Stunde lang beantworteten sie geduldig und gut gelaunt Fragen zu ihrem erfolgreichsten Album, zu dem es Ende des Jahres ein spezielles Re-Release geben wird. Die Platte erscheint in einer Remixversion namens "Black Stallion", für das die Band mehrere Künstler verpflichtete. "Teilweise sind Leute dabei, die uns beeinflussten, als wir die Platte damals geschrieben haben. Damit schließt sich ein Kreis", berichtet Moreno. Als einzigen Teilnehmer nannten sie DJ Shadow, dessen Debüt "Endtroducing" bekanntlich großen Einfluss auf "White Pony" ausübte.


(Deftones 2000, Copyright: Frank Maddocks)

Fragen zu Politik waren nicht gestattet, dafür kramte das Trio ausgiebig in den eigenen Erinnerungen an die Aufnahmen zu "White Pony". Die Platte sei ein "Slow-Burner", rekapituiert Moreno, "je öfter man sie hört, desto mehr kommt man rein".

Cunningham zieht eine direkte Parallele vom Album zu dem Status, den die Deftones heute besitzen: "Wir haben damals beschlossen, nach zwei Alben das Ruder herum zu reißen und etwas Neues auszuprobieren. Ich denke, diese Entscheidung hat uns letztlich da hin gebracht, wo wir heute sind. Das Resultat klang einfach anders als erwartet." Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die Aufnahmen im Studiokomplex Record Plant in L.A.: "Du bist in den Räumen, in denen Stevie Wonder 'Songs In The Key Of Life' aufgenommen hat und wo so viele andere legendäre Alben entstanden sind. Du spürst definitiv den Vibe."

Napsterpanik beim Deftones-Label

Die Platte erschien zu den Hochzeiten von Napster und illegalen Downloads, was Plattenfirmen höchstgradig verunsicherte. Im Falle von "White Pony" entschied sich das Label WEA seinerzeit allen Ernstes, laut.de vorab mit einem Tape zu bemustern, auf dem die Songs auch noch gefadet wurden (siehe 'White Pony'-Rezension).

Auf diese Kuriosität angesprochen, reagieren die Deftones-Members entsprechend erheitert. Auf derlei Sicherheitsmaßnahmen habe man keinen Einfluss gehabt, berichtet Moreno, gebracht hätte es aber wenig: "Die Platte war trotzdem drei Wochen vor Release im Netz."

Kein zweites Duett mit Maynard James Keenan

Natürlich musste der Sänger auch auf das legendäre Duett "Passenger" mit Tool-Sänger Maynard James Keenan eingehen. Es war der letzte Song, an dem die Band arbeitete und eigentlich wollte man keinen Gast auf der Platte. Doch Maynard hing immer öfter im Deftones-Studio ab und faszinierte die partygestählte Truppe mit seinem vergleichsweise strengen Arbeitsethos. Moreno: "Es war für mich ein besonderer Moment, Liedzeilen mit jemandem zu teilen. Aber es ergab sich irgendwann von selbst, ein organischer Prozess." Ein zweites "Passenger" mit Keenan könne er sich jedoch nicht vorstellen: "Ein weiteres Duett mit ihm wäre ja nur ein Sequel und 'Rambo II' kam auch nicht an den ersten Teil heran. Ich bevorzuge es, den speziellen Moment so zu belassen."

Neben dem Re-Release soll im Herbst auch der "Gore"-Nachfolger erscheinen. Cunningham nannte kürzlich September als angepeilten Termin. Die Produktion übernahm erneut Terry Date. Bereits am Montag, den 22. Juni, stellen Deftones das Remixalbum um 15 Uhr unserer Zeit auf ihrem Youtube-Kanal in einer globalen Listening-Session vor.

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