Check your headlines: Dre mit Laptop statt "Detox", Kollegah mit Mixtape statt Schlüsselanhänger, Hengzt mit Gitarre statt Knarre.
Salzburg (max) - Es ist wie das ewige Warten auf bessere Zeiten - wobei ich bei diesen inzwischen zuversichtlich bin, dass sie denn auch irgendwann mal kommen. Irgendwo hat man das ja auch selbst in der Hand. Aber was den Zeus der Westküste alias Dr. Dre davon abhält, sich endlich auf seinen in multiples Platin gefassten Hintern zu setzen und sein drittes, angeblich letztes Album namens "Detox" rauszuhauen, weiß wahrscheinlich nur er selbst. Beziehungsweise die Werbeagentur, die sich diesen lebensnahen Spot für den Laptophersteller HP ausgedacht hat:
Wissen tut es außerdem Rich Boy, der im Interview mit dem XXLMag darauf hinweist, dass der Doktor ihn bei seinem kommenden Album unterstütze. Den folgenden Kommentar eines Lesers lasse ich hier einfach mal so stehen:
" [...] Seems like Dre almost gets used to help make mediocre rappers hot, but it doesn't always work. Interscope needs to just get on Dre and get that Detox out!"
Vielleicht kann das recht geerdete 'Elektronikwunderkind' Dorian Concept mit seinen neuerlichen Connections zum Dre-Umfeld ja was bewegen. Rap-Promi-Talker Falk hat den Wiener beim Splash unter den für das Festival obligatorischen Schirm, respektive ans Mic bekommen und das mal eben "so doof durchgesponnen":
The Game macht Appetit
Apropos Dre-Umfeld und Platten rausbringen: The Game, meiner Meinung nach einer der letzten Verfechter des prototypischen Westküsten-Sounds, bedient sich für sein kommendes "Red Album" eines inzwischen üblichen Procederes: Er wirft vorab ein kostenloses Mixtape auf den Markt, sozusagen als Feedback-Feldtest für den Sound. Ich hab' mir das Teil namens "Brake Lights" runtergeladen und empfehle Euch, es mir gleich zu tun.
Angesichts einer derart amtlichen Gratis-Vorstellung samt Snoop, Busta und Nas, um nur ein paar zu nennen, hat das rote Album von meiner Seite absolut grünes Licht.
Licht am Ende des Tunnels?
In das Licht hat indes wohl auch Dr. Dres ehemaliger Zögling Eminem schon mal etwas zu tief geguckt:
In der kommenden Ausgabe des VIBE-Magazins, für dessen Cover die beiden in bester "In Da Club"-Forschermontur posieren, gesteht Em unter anderem die drastischen Nachwirkungen einer Nahtod-Erfahrung ein:
"It creeps me the fuck out [...] because they say that if I got to the hospital two hours later then I would be gone. I think about that a lot."
Heute, da er seine sieben Sinne wieder im Griff zu haben scheint und ein Top-Album wie "Recovery" im direkten Anschluss an ein - wie ich finde - nicht minder starkes "Relapse" raushaut, sieht er offenbar auch ein paar Dinge von gestern klarer. So nimmt er die doch recht intensive verbale Rangelei mit House of Pain-Frontmann Everlast von anno dazumal inzwischen wohl etwas gelassener - gut so.
Fiddy vs. Fat Joe
Wer fehlt? Genau: Fiddy. Aber auch auf diesen ist Verlass: Er scheint nach seiner drastischen Abmagerungskur für die Leinwand wieder deutlich mehr auf den Rippen zu haben und wohl auf zu sein. Höchste Zeit also, den nun schon mehrere Jahre köchelnden Beef mit seinem nach wie vor wohl genährten Dauerkontrahenten Fat Joe anzuheizen. Zuletzt hatte er sich 2008 in einem Video über Fat Joes Verkaufszahlen amüsiert - und auch dieses Mal vergießt er wieder bitterböse Krokodilstränen ob des schwerfälligen US-Starts des hierzulande am 3. September erscheinenden Fat Joe-Albums "The Darkside":
Ganz so wenig verkaufte Exemplare waren es zwar nicht - aber mit "nur" 12.000 Stück in der ersten Woche ist es auch nicht die allerwärmste Ami-Semmel.
Aggo-Berlin-Sampler indiziert
Doch auch diesseits des Atlantiks rührt sich was am Verbalsportplatz. Zunächst gerieten Aggro Berlin, die vergangenes Jahr "zu Grabe getragenen Vorzeige-Vermarkter des raptechnischen Affronts, posthum noch einmal in die Schlagzeilen: Der zum Abschied veröffentlichte Sampler "Aggro Berlin: Label Nr. 1" - ein, wenn man so will, "Best Of" aus den Anfangs-, Hoch- und Spätzeiten des Labels - hat nun auch den Weg auf die schwarze Liste der BPjM gefunden. Ein streitbarer Ritterschlag, der schon einige Veröffentlichungen der früheren Heimat von Bushido, Sido, Fler und Konsorten traf. So gesehen aber ein vollends runder Abgang des umtriebigsten Deutschrap-Ladens der 'Nuller-Jahre'. (No pun intended.)
Die sind aber nun mal vorbei und die Herren Rappers müssen zusehen, dass sie den Trendbus nicht verpassen. Zumindest diejenigen, die regelmäßig bei Raab und Co. auf der Couch Platz nehmen. Die Untergrund-Haudegen dagegen müssen sich - sofern gewollt - ihre Sporen im diffizilen Fame-Regelwerk erst noch verdienen. Bekanntermaßen nicht unbedingt die leichteste Gratwanderung, da beim gemeinen Rapfan der Sellout-Argwohn stets besonders tief sitzt.
Aus dem Ghetto ins Konzerthaus
Einen etwas irritierenden Versuch à la "Raus aus dem Ghetto, rein in die Konzerthalle" macht momentan die Berliner Schnauze Bass Sultan Hengzt. In bester Sido-Unplugged-Manier probt der notorische Abiturverweigerer momentan mit Live-Band und Damen-Backup im Studio:
Deutschrap-Gezwitscher
Der Aha-Effekt erfährt obendrein noch Unterstützung von überraschenden Twitter-Ansagen des Index-Dauerkandidaten.
Hört, hört. Aber Hengzt bleibt seiner Linie treu: Wenn er Kompromisse eingeht, dann kompromisslos.
Was hingegen Kool Savas zu einer Äußerung wie dieser hingerissen hat, darüber lässt er uns auch auf Anfrage im Unklaren.
Aber wir nehmen uns das natürlich zu Herzen - die Technik demontiert gerade die Server, spätestens gegen Ende der Woche sind wir dann vom Netz. Entsprechende Schreiben mit der Aufforderung zur Einstellung aller Aktivitäten an den Rolling Stone und die anderen Musikmagazine gehen auch heute noch raus.
Fleißig über seinen Alltag twittert ferner der deutsche Bad Boy Fler. Ein Schelm - ein wild konstruierender noch dazu - wer behauptet, sein doppelter Hinweis auf den ab sofort erhältlichen "Fler-Schlüsselanhänger" sei ein über drei Ecken ausgeführter Aufwärm-Diss gegen Kollegah, der in Sachen Schlüsselanhänger-Merchandising mit der Steelbox-Edition zu "Jung, Brutal, Gutaussehend" seinerzeit einfuhr: Da hieß es, es sei ein hochwertiger Schlüsselanhänger mit dabei - die Fans haben den, nachdem es zunächst mit der Steelbox selbst Lieferprobleme gab, dann aber nie gesehen.
Schlüsselanhängerersatz von Kollegah
Für die demnächst erscheinende "Zuhältertape-Trilogie" hat der Düsseldorfer nun Besserung gelobt und dem Paket nebst allerlei anderem Klimbim ein 25 neue Tracks starkes Mixtape namens "Hoodtape Vol. 1" beigelegt. Dieses wiederum liegt nun mir bereits seit ein paar Tagen vor - und so viel darf ich trotz Punchline-Spoiler-Embargo seitens Selfmade Records schon mal verraten: Einen Schlüsselanhänger ersetzt diese Platte doch ganz gut.
Zum Glück in die Zukunft!
Ebenfalls in wenigen Tagen kommt dann ja auch noch Marterias neues Album "Zum Glück In Die Zukunft". Ich muss an dieser Stelle darauf drängen - falls nicht eh längst geschehen - sich das zugehörige Snippet bei den Kollegen von hiphop.de reinzuziehen.
Und so lange es dann schlussendlich auch weiterhin noch so grantig hingeflexte Zeilen wie die von Sylabil Spill auf einem derart knochentrockenen Beat wie dem von "Gasfaktor" gibt, bin ich um Deutschraps Zukunft summa summarum nur wenig besorgt, weil: Es ist doch für jeden Geschmack etwas dabei.
Man sieht: Allerorten wird tüchtig ausgedacht, geschraubt und veröffentlicht, nur Dr. Dre will und will nicht in die Puschen kommen. Ja, vielleicht will er ja wirklich nicht und "Detox" ist und bleibt Vaporware, die lediglich den Marktwert von Dre aufrecht erhält. Angesichts der astronomischen Erwartungen vielleicht nicht das Dümmste, denn im Prinzip kann die Scheibe ja nur noch ernüchternd ausfallen. Aber eigentlich ist das auch egal, weil ja offensichtlich genügend andere großartige Künstler in allen Facetten fleißig releasen - und zwar nicht zuletzt in Deutschland, lieber Savas.
In diesem Sinne - einen produktiven Freitag und ein gelungenes Wochenende!
Maximus Prime
Track zum Donnerstag
Weil von den Jungs heute schon die Rede war, freue ich alter Sack mich jetzt über eine Nummer von einer meiner Alltime-Top-10-Platten - und zwar "On Point" von der auch in hundert Jahren noch freshen "Same As It Ever Was" (1994):
Ich, Maximum Brandl und sie, Yo Mama Fromm, sammeln und kredenzen wöchentlich Diverses aus dem Kopfnicker-Universum. Anträge, Blumen oder Punchlines an dani@laut.de oder max@laut.de.
11 Kommentare
was ein dämlicher spot
house of pain ist äußerst dope !
@Antik II (« was ein dämlicher spot
house of pain ist äußerst dope ! »):
Jap, absolut beknackter Spot.
Sylabil und House Of Pain gehn natürlich immer.
nur mal so zur diskussion: wärs nicht wieder möglich einzelne news zu bringen, als diese ewig langen würste mit 1000 themen in einem post?
schau täglich des öfteren bei laut.de vorbei. normalerweise gab es immer wieder was zu lesen - seit aber die neue site online ist, werden die news spärlicher. wenn dann dafür mal was kommt, dann ein unübersichtlicher haufen.
hätte wie früher wieder jeder bericht seine eigene überschrift, könnte ich aussuchen was ich lesen will und was nicht. so ists nur ein kuddelmuddel.
was denkt ihr???
@ Rainer: Ohne Scheiss mal. Allein die Tatsache, dass man keine Nachrichten mehr verschicken kann ist für den Allerwertesten. Was habt ihr euch dabei gedacht?
@Sputtel (« Aber die neue Website ist auch in vielen Dingen schlechter als die alte. »):
Du warst früher auch mal besser.
Sputtel und chob13 haben schon recht.
Früher gabs hier n'richtiges Forum wo man sich austauschen konnte. Jetzt gibts nur noch die sehr beschränkte Kommentarfunktion. Ohne vernünftige Zitatfunktion kann man gar nicht richtig diskutieren.
Die überlangen Artikel mit allen möglichen meist sehr unterschiedlichen Themen find ich zwar meistens intressant. Die Titel dieser Artikel sagen allerdings nicht wirklich aus was darin steht.