Eine Lektion in waschecht gelebtem "Rock'n'Roll" stand gestern auf dem Stundenplan des LKA-Longhorn in Stuttgart. Das Gastspiel der Eagles Of Death Metal geriet zur Feierstunde eines Lebensgefühls und eine Besucherin wurde zu Jesse Hughes persönlichem "Valentin".
Stuttgart (flo) - Die Kamikaze Queens eröffneten den langen Abend der glücklichen Gesichter mit einem stilvollen Rockabilly-Set im Matrosen-Look. Hingucker gegen Ende der gestrigen Show im LKA-Longhorn in Stuttgart war - neben den knapp bekleideten Frontfrauen - die artistische Einlage des Bassers, der auf seinem Kontrabass balancierend fehlerlos weiterspielte. Vorband Nummer zwei, The Spores, waren bereits vor Wochen unserem Kollegen Michael Schuh positiv aufgefallen. Molly McGuire und ihre Kollegen ließen im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen.
Mit einem Kasperltheater beginnt die halbstündige Punkpop-Show der Kalifornier, und ständiger Bühnenbegleiter der kanadischen Sängerin ist eine (fast) lebensgroße Stoffpuppe im Kermit-Stil. Der Club-Hit "Don't Kill Yourself" beschließt das kurze Set und als zwanzig Minuten später ein blendend gelaunter Jesse Hughes breit grinsend die Bühne betritt, ist der Boden bereitet für eine denkwürdige Rock-Messe.
Die Stimmung im Stadtteil Wangen kocht bereits, bevor der erste Akkord gespielt ist. Hughes, mit feinem Näschen für besondere Momente ausgestattet, bittet den Lichttechniker, die Saalbeleuchtung einzuschalten. Gleißend weißes Licht fällt in den ausverkauften Saal. Es ist so voll, die Menschen scheinen an den Wänden zu kleben. Aus der Halle wird eine dampfende Schüssel.
Dabei passiert es: Hughes entdeckt im Publikum ein Mädchen, bittet das ganze Konzert über immer wieder um Licht, damit er sie sehen kann. Der Anblick lässt ihn nicht mehr los. Etliche krachende Songs später hält er es nicht mehr aus, stürmt von der Bühne ins Publikum, die Gitarre noch immer auf der Schulter. Er findet das Objekt seiner Begierde, und die zwei wechseln ein paar geflüsterte Worte. Sie ist hübsch, sie ist blond. Er deutet auf den Backstage-Bereich. Eindeutiger geht's nicht. Wieder zurück auf der Bühne sagt er: "I wanna say this in German: "What a süße kleine Miezekatze".
Das Set geht weiter, ein Hit nach dem anderen. Vor "Stuck In The Middle With You" zieht er einen Kamm aus der Tasche, kämmt seine Haare nach hinten. Ein paar Leute im Publikum singen "Du hast die Haare schön ..." - zehn Sekunden später singt es der ganze Saal. Die Band ist baff, überrascht und glücklich. Später wird Hughes sagen, dass es dieser Abend mit dieser "Rock'n'Roll-Crowd" ist, der das Leben auf Tour rechtfertigt. Danke Stuttgart. Danke Jesse. Danke Rock'n'Roll.
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