Blue Velvet - In My Dreams (Roy Orbison)
Träume sind so fest mit dem Lynch-Universum verwoben, dass man meinen könnte, der Mann dreht seine Filme im Tiefschlaf. Kaum ein Regisseur manifestiert Traumwelten so greifbar auf der Leinwand wie er. In "Blue Velvet", einem seiner eher geerdeten Filme, transportiert er uns mit dem Klicken eines Kassettenrekorders in eine andere Dimension.
Eben noch wütete Dennis Hopper als menschgewordenes Sodom & Gomorrha mit der Motivation von drei Nasen Koks durch das Wohnzimmer, und plötzlich reibt der "candy colored clown they call the sandman" allen Anwesenden ein wenig Sternenstaub ins Auge. Dean Stockwell, der selbst aussieht, als sei er einem Zirkus entlaufen, singt Roy Orbisons "In Dreams" und bringt für den Moment die Welt zum Stillstehen. Blue Velvet ist ein Film über die finsteren Gelüste, die unter der heilen Oberfläche lauern, aber in diesem Moment schweigt die Bestie.
Frank Booth steht da wie in Trance, übermannt von Orbinsons Worten, als würde für einen Moment ein anderer Mensch, jemand voller Träume und Sehnsucht, die Kontrolle übernehmen. Doch so wie sich die Bilderbuchfamilie hinter ihren weißgestrichenen Zäunen ihre Triebe nicht eingestehen kann, so kämpft auch er ultimativ dagegen und drückt auf Stop. "Now It's Dark": Alptraumhaft schön.
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