Fotos/Review: Robbie Williams in Berlin

Rosenmontag in der Hauptstadt: Der britische Popstar liefert sentimentale Momente und schlechte Witze, aber auch viele Hits und Klasse auf der Bühne.

Berlin (jas) - Oh, wie aufregend! Wann habe ich Robbie Williams eigentlich zum letzten Mal live gesehen? Muss 2014 gewesen sein. Bei "Swings Both Ways" lieferte der Brite noch richtig gut ab. Danach rissen seine neuen Songs ("The Heavy Entertainment Show") weniger mit, und was Politik betrifft, sollte er eh lieber die Klappe halten. Widmen wir uns nun aber der Show in der nicht ganz ausverkauften Berliner Mercedes-Benz-Arena am Rosenmontag.

Im güldenen Anzug steht er da, der Göttergatte aus L.A., und beginnt er wirklich wieder mit "Let Me Entertain You"? Ja, natürlich. Aber zuvor noch ein fettes Warm-Up mit dem allseits beliebten Willkommensgruß: "I'm Robbie fucking Williams, this is my band, this is my ass and for the next two hours your ass is mine!" Robbie ist definitiv am Start, gut gelaunt - und schon nach zwei Songs etwas aus der Puste. Aber entfällt ihm mal eine Textzeile oder versagt kurz die Stimme, helfen seine hervorragenden Sänger:innen aus.

Sex, Drogen, Depressionen

25 Jahre ist es her, dass Robbie Take That verließ und zum erfolgreichen Solokünstler aufstieg. Dabei erlebte er viele Höhen und Tiefen inklusive vieler Abstürze. Sex, Drogen, Depressionen - Robbie erzählt gerne davon. Auch in Berlin greift er tief in die Erinnerungskiste und erzählt und erzählt und erzählt ... fast schon zu lange. Als Superfan kennt man bereits alle Stories. Dann endlich wieder ein Song, den er diesmal Oasis widmet. Mit den englischen Rüpel-Brüdern hing er früher viel ab, es gab wohl auch öfter Ärger, aber hey: "Don't Look Back In Anger". Als Erinnerung an seine kurze Rückkehr zu Take That ("Wenn ich sie nicht schlagen kann, dann spiele ich halt mit ihnen") spielt er "The Flood".

"The 'Scheiße'-Tickets"

"Scheiße" bleibt immer noch Robbies deutsches Lieblingswort. Sehr lustig: Zu Beginn von "Come Undone" begrüßt er die Gäste in den seitlichen Rängen, die die Show fast nur von hinten sehen können: "Hello, the 'Scheiße'-Tickets". Brüller! Später ergänzt er, dass es deren eigene Schuld sei, wenn sie weniger Geld für Tickets bezahlen wollten, dann würden sie eben nur zwei Stunden lang seinen Arsch sehen. Unterhalten kann der Mann aus Stoke-on-Trent.

Titten, Popo und Pimmel sind leider nach wie vor ebenfalls in seinem Vokabular vertreten. Natürlich wählt der britische Popstar auch wieder eine Dame im Publikum aus, holt diese allerdings nicht auf die Bühne, sondern imitiert, wie sie sich beim Tanzen ihre Hände vor die Brüste hält. Gähn, nicht mehr zeitgemäß, Mr. Williams. Aber das Publikum lacht immer noch lauthals mit. Immerhin singt Williams dann nur für sie "She's The One". Und die Stimme hält. Vor allem beweist er es bei den ruhigen Stücken und persönlichen Highlights. Dazu gehören "No Regrets" von 1999, ganz wunderbar mit Streichern und Bläsern. Sowieso steht die Band sehr gut da, und auch die Tänzer:innen sowie die Lightshow passen perfekt zur Jubiläumsshow.

"Eternity" widmet Robbie seiner langjährigen Freundin Geri Halliwell von den Spice Girls, die in den schweren Momenten für ihn da war. Hier wird es noch mal richtig sentimental, und der Popstar erzählt stolz, dass er seit 23 Jahren trocken sei. Lang anhaltender Applaus. Mit auf der Bühne steht sein langjähriger Gitarrist Gary Nuttall. "You were there for summer dreaming / And you gave me what I need / And I hope you find your freedom, for eternity. For eternity."

Seit 17 Jahren ist Robbie Williams mittlerweile mit Ayda verheiratet und hat vier Kinder, "I Love My Life" widmet er seiner Familie. Nach vielen Anekdoten und Erinnerungen folgt der zweite Teil der Show mit jeder Menge Hits wie "Rock DJ", "Feel" oder "Kids". Der nächste sentimentale Moment: "Angels". Alle Handylichter gehen an, und Robbie lässt vorwiegend das Publikum singen. Zum Ende gibt es noch ein kleines Medley ohne Band ("Better Man" etc.). Er trifft dabei jeden Ton und noch mal direkt ins Herz aller Fans.

Es hätte anders kommen können

Statt Kamellen wirft er noch jede Menge T-Shirts ins Rund. Unterm Strich ein schöner Auftritt, wenn auch mit zu vielen Redepausen, und schlechte Unter-der-Gürtellinie-Witze könnte er sich langsam auch mal sparen. Dankbar darf man aber dafür sein, dass kein Überraschungsgast (Helene Fischer, Horror!) den Weg auf die Bühne fand und man von Songs wie "Party Like A Russian" verschont blieb. Am Ende freut man sich einfach nur darüber, dass es Robbie gut geht, und er wieder Bock auf Leben und Konzerte hat. Es hätte auch anders kommen können.