Auf dem Mannheimer Indie-Festival wird Musik zum Genussmittel: Hundreds, Warpaint u.v.a.
Mannheim (rnz) - "Schon mal was von Lucy Rose gehört?", fragt mein Vordermann seine Begleitung, als wir am vergangenen Freitag in der Schlange stehen, um beim vierten Maifeld Derby Bares gegen Derby Dollar einzutauschen. Die Engländerin Rose kann stellvertretend für das Konzept herhalten, das dem Maifeld Derby Leben einhaucht.
In Mannheim wird Musik als glücksbringendes Genussmittel angeboten - und genauso dankbar angenommen. So stellen die Verantwortlichen großzügig einen Zeitplan auf die Beine, der es zulässt, zwischen Palastzelt, Fackelbühne, Parcours d'amour und Brückenaward Zelt zu pendeln, ohne die Liste seiner Favoriten kürzen zu müssen.
Wer über den Maimarkt streift, dem fallen auch hochgekrempelte Ärmel und Mitarbeiter aus Überzeugung auf. Mit dem Greener Maifeld Derby werden in einem Zelt etwa ökologisch-nachhaltige Konzepte erprobt. Wer will, strampelt auf dem Fahrrad, um sich seinen Fruchtshake zu besorgen. Oder er zieht sich zum Fachsimpeln und zur Zeitungslektüre auf den taz-Stand zurück.
Das Maifeld-Derby wächst gesund und zielstrebig zu einem Leuchtturm in der Rhein-Neckar Region heran. Es ist der Startschuss in die hiesige Festivalsaison, man merkt das an der Spielfreude der Mighty Oaks oder am überschwänglichen Beifall für Bilderbuch. So viel steht fest: Wir haben es mit einer Veranstaltung zu tun, bei der Zuschauer zu Teilhabern werden.
Der Geheimtipp - St. Vincent
Viele Augenzeugen (insgesamt sind es etwa 4.000 Tagesbesucher) sehen, wie Get Well Soon stolz mit dem Grand Ensemble ein euphorisches Heimspiel geben oder verfallen in Schockstarre beim Störfeuer von Warpaint. Man bewundert Hundreds-Sängerin Eva Milner beim Tanz mit den blau flackernden Bühnenlichtern oder die Choreographie des Future Islands-Zappelphilipps Samuel Herring und staunt mit aufgerissenen Augen über den Maestro der Loop-Technik, Jaule Bernhoft.
Unter der Hand wird gleichwohl St. Vincent als Insidertipp gehandelt. Ihr verqueres Spiel mit Harmonien und Melodien kommt einem klingenden Futurama gleich. Allerdings bleibt es kein Geheimnis, dass alles auf den Showdown von The National am Sonntagabend zuläuft.
Der Headliner - beseelt vom Pfälzer Wein
Beseelt von Pfälzer Wein, teilt Sänger Matt Berninger das Publikum gegen Ende des Sets in zwei Hälften und schreitet durch die Schneise. Ein goldener Moment rundet das Geschehen ab: Im Chor mit den Fans intoniertder Frontman "Vanderlyle Crybaby Geeks" und vereint seine Band mit dem Publikum. Dann tritt er wuchtig den Mikrofon-Ständer um - ein eindeutiges Zeichen: Das wars. Und gut wars.
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Und was war mit Miss Anderson? "The Future's Void" ist doch heisser Album-des-Jahres-Kandidat