Kaum zu glauben, trotzdem wahr: China möchte das Playback unter Strafe stellen. Das Pekinger Kulturministerium veröffentlichte am Donnerstag einen Gesetzesentwurf auf seiner Website. Darin ist vorgesehen, professionellen Musikern zu untersagen, auf der Bühne und bei sonstigen Live-Auftritten Bandaufnahmen …

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  • Vor 16 Jahren

    Hat sich einer mal das Video dazu angeschaut??
    Heilige Scheiße... ich finde Britney Spears ja so schon scheiße, aber das was die da abliefert geht ja gar nicht!
    Da klappen sich ja meine Fußnägel hoch! O.o

    Hm... das mit dem Playback ist so ne Sache. ICh bevorzuge natürlich, dass die Band live singt ohne Playback. Aber wer spielt denn schon Playback aufm Konzert? Das sind dann ja eh nur so unwichtige Popkünstler, wo die Fans eh kreischen, egal wie oder was die singen.

    Außerdem: wenn man schon auf ein Konzert von ner Band war und die einem da Playback vorgesetzt haben, dann würde die Band bei mir ordentlich an Ansehen verlieren und ich würde wahrscheinlich nicht mehr auf ein Konzert von denen gehen.

  • Vor 16 Jahren

    Ich denke, China übertreibt es einfach.

    Jeder Künstler, der etwas auf sich hält, wird sich bei Live-Auftritten auf keine Playback-Mogelei einlassen, einfach dem guten Ruf zuliebe. Ich glaube, auf solche Ideen kommen nur die Marketing-Strategen in diesem Geschäft.

    Edit: Da war doch auch von Karaoke die Rede. Ist doch im asiatischen Raum sehr beliebt, oder?
    Das wäre wieder typisch. Alles, was Spaß macht, wollen sie einem verbieten.

  • Vor 16 Jahren

    So blödsinnig so ein Verbot auch ist, aber dass das die Aufführung von sample-basierter und "digital verarbeiteter" Musik verhindert, entspringt dann wohl doch eher der blühenden Fantasie des Autors. Jedes Keyboard, dessen Tonerzeugung auf Multisamples zum Beispiel eines echten Klaviers beruht, wäre demnach nicht mehr einsetzbar. Das ist aber derart weltfremd, dass selbst eine chinesische Regierung nicht auf so eine Idee kommen würde.

    Gemeint ist wohl viel eher das Vortäuschen von Live-Gesang / Instrumentierung auf der Bühne, obwohl die Musik aus der Konserve kommt.

  • Vor 16 Jahren

    ein neues kapitel in der tragigkomödie der chinesischen pseudokommunisten-riege.

    was mir dabei auffällt:

    so richtig krank wird es ja, wenn man sich überlegt, dass die selben leute hier gleichzeitig als crime-verursacher und richter auf beiden seiten stehen.

    erst selbst das kleine mädchen bei olympia austauschen, die neue zum playbackzombie machen und hinterher - wenn es versehentlich rausgekommen ist - einen kreuzzug gegen die künstler inszenieren.

    was kommt dann?

    3 monate arbeitslager der "true commies"?

    oder doch besser gleich die öffentliche hinrichtung im originalton mit live-geschrei übertragen :conk: ?

    hinterher entschuldigen sich dann die hinterbliebenen familien bei dem chinesischen volk für den betrug und bekommen die patrone in rechnung gestellt.

    gott, pissen mich diese widerwärtigen realsatire :himself: -terror-clowns an. :bomb:

    erbärmlich!!!

  • Vor 16 Jahren

    @matze73 (« Schon grußelig wie hier auf Verbote reagiert wird!
    Ja verbieten ist 'ne feine Sache nicht wahr.
    Man sollte noch viel mehr verbieten. So Orwell like.
    Man oh mann! »):

    word. desweiteren stimme ich dem anwalt zu

  • Vor 16 Jahren

    Wer erinnert sich noch an Boney M und Milli Vanilli? Damals wurde auch in Deutschland über ein Verbot des Playback-Singens diskutiert, es gab sogar einen Gesetzentwurf aber der wurde eingestampft, da es den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten zu teuer war Live Musik zu senden.

    Zu Sampler basierter Musik kann ich nur fragen, wie kann dann z. b. Jean-Michel Jarre Live Konzerte mit bis zu 300000 Besuchern verwirklichen?

    Also mal überlegen was gepostet wird.

  • Vor 16 Jahren

    :rolleyes:

    :rolleyes:

    richtig denken erleichtert vieles (meine ich nicht persönlich, sondern anlytisch auf das "warum denken alle immer....?").

    das kannste ja mal den künstlern erzählen, die sich mit totalitärem strafrecht bedroht sehen, weil sie ein tonband abspielen.

    und: egal wie china sich entwickelt. es ist keine wertefrage, wenn die eigenen operetten kommunisten erst das playback benutzen und fördern, um die "perfekt gestylte" repräsentation durchzuführen und dann 1 monat später bigott und heuchlerisch zu verteufeln und die verantwortung dem künstler aufzuhalsen.

    bigottes machtmißbrauchen ist wohl in jeder werteordnung geächtet, oder?

    ps: geht nicht an den anonymen kev über mir, sondern das vorletzte posting

  • Vor 16 Jahren

    naja, diktatur bleibt halt diktatur. da wird halt im extremfall der panzer ausgepackt. von daher würde ich mich nicht so sehr auf die chinesen versteifen. vielmehr ist doch für uns interessant, wenn es ein gesetz gäbe, dass "playback" und "teilplayback" deutlich kennzeichnet. alles andere ist ja betrug. und bei zigaretten gibt es auch warnungen.

  • Vor 16 Jahren

    coole idee dieses gesetz... nur mit den instrumentals bisschen überzogen

  • Vor 16 Jahren

    Mich erinnert diese Geschichte ein wenig an die Meldung, dass Sarah Palin angeblich glaube, dass Afrika ein Land und kein Kontinent sei. Heute wissen wir, dass diese Sache 100 Prozent ein Hoax war. Ich habe irgendwie keinen Grund, ausgerechnet Palin zu verteidigen, und auf den Web-Seiten des chinesischen Kulturministeriums mag ein solcher Entwurf tatsächlich gestanden haben (wer wills überprüfen?), aber das Problem scheint mir eher eins der Informationsgesellschaft zu sein: Es werden unhinterfragte Informationsbruchstücke bar jeden Kontextes vervielfältigt und von der Märkischen Oderzeitung bis zu Spiegel Online freudig gedruckt und gelesen.

    Recherchiert man mal ein wenig in den verschiedenen unabhhängigen China-Blogs, stellt man fest, dass dieses hier hochgepushte Thema dort eigentlich niemanden interessiert oder überhaupt bekannt ist.

    Bitte um seriöseren Umgang mit Informationen. China ist ein äußerst widersprüchliches Land aber in jedem Fall das Zentrum von Modernität und Avantgarde. Siehe zum Beispiel hier bei Arte:

    http://www.arte.tv/de/Willkommen/Die-Welt-…

    Auf jeden Fall gibts keinen Grund, in diesem langweiligen Land, in der selbst die zulässigen Stufenhöhen für Treppenhäuser gesetzlich geregelt sind, auf diese faszinierende Region herabzuschauen.

  • Vor 16 Jahren

    das ist aber kein widerspruch zu meinem posting.

    wie sollen die künstler denn bitte ihr enormes potential nutzen, wenn sie ständig unberechenbarer gängelung und wilkürlich heuchlerischem stetigen verändern der legalitätsmaßstäbe ausgesetzt sind?

  • Vor 16 Jahren

    Sie nutzen es doch bereits. Die bildende Kunst und der neue chinesische Film gehören zu den aufregendsten und spannendsten Erscheinungen der neueren Weltkultur.

    Auch in einer Zeit und in einem Land, in welchem jedwede künstlerische Betätigung mehr oder weniger willkürlich durch das "Komitee für unamerikanisches Verhalten" geahndet werden konnte, in den USA zwischen 1947 und 1956 nämlich, entstand reihenweise bahnbrechende Kunst.

    Überhaupt: Amerika. Ich glaube ja, dass wir genauso verständnislos auf China blicken wie die Europäer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf die USA. Eben noch eines der letzten Länder der Welt, in der Sklaverei betrieben wurde und in der es nach wie vor (und bis in die siebziger Jahre hinein) Rassentrennung gab, erfand Henry Ford die Fließbandproduktion und damit die Massenfertigung von Billig-Konsumartikeln. Niemand im saturierten Europa ahnte, dass sich zur gleichen Zeit der Jazz und damit die Basis aller heutigen Popkultur etablierte. Denn noch gab es die alten Reiche, die Grande Nation, das British Empire, das deutsche Kaiserreich, die Kulturtraditionen.

    Und ebenso hängen wir heute an Dylan, Waits, Vereinsfussball oder die Beatles - alles Reminiszenzen an eine museale, westliche Welt und wollen nicht wahrhaben, dass sich die heiße, kreative Zone des Weltwandels längst woanders hin verlagert hat. Deshalb greifen wir politische Missstände geradezu freudig auf, weil sie uns von dieser Einsicht kurzzeitig ablenken.

  • Vor 16 Jahren

    ah ja, damit sitzen wir wieder am brennenden loch hinterm haus, was ku'? :D

    ich glaube ja, dass die errungenschaften von dylan, waits und co letztenendes so sehr universelles weltkulturerbe sind und so bewahrenswert, das man sich - wo auch immer - ganz schön anstrengen muß, um ähnlich geniales abzuliefern, mit dem sich millionen auf einem hohen niveau identifizieren können.

    und langweilig sind viele sachen für dich doch nur, weil du sie altersbedingt ja seit 30 jahren kennst.

    ich bin mir jedoch sicher:

    für nachwachsende generationen sind die stones, pistols, dead kennedys, slayer or whoever sicherlich keine alten hüte, weil es für sie und für jede folgende generation neu ist und die botschaft des unangepassten, revoltierenden denkenden individuums nie altert.

  • Vor 16 Jahren

    außerdem ku' sprechen wir von verschiedenen sachen. du sprichst vom großen chinesischen potential.

    das stelle ich gar nicht in abrede.

    ich spreche von abgefuckten absolutisten, die als wenige einer überwältigenden mehrheit ihr ding aufzwingen wollen und sich - sogar an ihren eigenen maßstäben gemessen - widersprechen.

    sicherlich ist ein totalitäres klima auf den ersten blick förderlich für die kreativität.
    aber ebenso wie im dritten reich, hat man in china auch die ständige gefahr um sich, geht als künstzler ins exil oder ist jackie chan.

  • Vor 16 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt («
    sicherlich ist ein totalitäres klima auf den ersten blick förderlich für die kreativität.
    aber ebenso wie im dritten reich, hat man in china auch die ständige gefahr um sich, geht als künstzler ins exil oder ist jackie chan. »):

    Der Vergleich ist unangebracht. Und ein totalitäres Klima ist - wenn es bis tief in die Gesellschaft hineinreicht - auch nicht förderlich für die Kreativität.

    Die Beispiele "Neuer chinesischer Film" oder auch die Künstlerszenen in den großen Städten - insbesondere die "798 Artzone" in Peking zeigen, wie revidierungsbedürftig unser Bild vom heutigen China eigentlich ist. Was um alles in der Welt hat Jackie Chan damit zu tun?

    Ich würde die Stellung Chinas - wie gesagt - viel eher mit der Amerikas am Anfang des 20. Jahrhunderts vergleichen: Eine unglaubliche wirtschaftliche und kulturelle Diskrepanz zwischen den armen ländlichen Teilen im Süden und den großen Megastädten im Norden, in die die verarmte Bevölkerung hineinwandert. Chikago zum Beispiel. Dieses Gemisch von kulturellem Schmelztigel, Industrialisierungsrausch, sozialer Polarisierung und entstehender Massenproduktion. Dieses Nebeneinander von kompromisslosem Modernismus und finsterster Rückständigkeit. Zwischen moderner Gesetzgebung und realer Gesetzlosigkeit. Und eine "Restwelt", die in ihrer Borniertheit kaum etwas von alledem versteht. Selbst so intelligente Autoren wie Tucholsky schwankten in ihrem Amerikabild beständig zwischen Dämonisierung und Bewunderung.

  • Vor 16 Jahren

    ist es belegt, dass sie auch "samples" und elektronische musik verbieten wollen? ich habe es so verstanden, dass sie die vortäuschung von live gesang und instrumentierung verbieten wollen. was meiner meinung nach durchaus sinn macht. dass auch samples verboten werden sollen ist aber eine andere sache.

  • Vor 16 Jahren

    wir werden ja miterleben, wie sich das entwickelt, ku'.

    jackie chan habe ich nur stellvertretend für jene unpolitischen künstler erwähnt, die sich so aisschließlich auf die unproblematische unterhaltung fixieren, dass sie als feigenblatt für das regime taugen.

  • Vor 16 Jahren

    @sowhat_ (« ist es belegt, dass sie auch "samples" und elektronische musik verbieten wollen? ich habe es so verstanden, dass sie die vortäuschung von live gesang und instrumentierung verbieten wollen. was meiner meinung nach durchaus sinn macht. »):

    Ob das Sinn macht sei mal dahingestellt. Aber in dem Gesetzentwurf geht es in der Tat nur um Techniken, die auf eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit hinauslaufen. Ist aber eigentlich ein alter Hut. Bereits 2005 gingen Meldungen durch alle möglichen internationalen Zeitungen - auch deutsche (http://www.shortnews.de/start.cfm?id=562891) - wonach man in China gegen "unangekündigtes Playback" vorgehen wolle.

    Cui Jian höchstpersönlich, der populärste chinesische Rockmusiker, der 1989 mit "Nothing to My Name" die Hymne der Studentenproteste des Tiananmen-Platzes schuf, betreibt seit langem mit "Live Vocals" eine Kampagne gegen Playback-Gesang. Selbst politischer Dissident und während der 90er Jahre mit Auftrittsverboten für Peking belegt, steht er für eine Generation von Musikern, für die das gesungene Wort, Rockmusik und Rebellentum eine zentrale Bedeutung haben und die sich gegen die Überflutung mit neuerem chinesischen, japanischen, koreanischen, taiwanesischen Seichtpop wehren wollen. Dabei findet er zunehmend auch Verbündete seiner Generation im "Apparat". So einfach liegen die Dinge eben nicht. Die Partei ist genauso heterogen und komplex wie das ganze Land.

    Ähnlich wie bei der ersten postsowjetische Welle von russischen Rockbands der 90er (Kino, Aquarium, DDT) gibt es aber inzwischen natürlich eine Generation auch von engagierten und talentierten Musikern, die diese Umbrüche selbst gar nicht mehr erlebt haben. Und die gerade diese Forderung nach "Authentizität" und nach relevanten Texten als unzeitgemäß empfinden und sich gerade in dieser Hinsicht verweigern.

  • Vor 16 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt (« wir werden ja miterleben, wie sich das entwickelt, ku'. »):

    Was mich anbetrifft, bin ich mir da nicht so sicher ...