Bei strahlendem Sonnenschein schufteten Jan Delay, Alligatoah, AnnenMayKantereit, Donots, SDP, Irie Révoltés, Genetikk u.a.
Straubenhardt (jae) - Wald. Wiesen. Hängematten. Und die Bühne. Eine für diese Location zwischen Karlsruhe und Pforzheim fast unverschämt große Bühne. Wenn man bedenkt, dass das 1992 ins Leben gerufene Festival bis 2005 noch mit den örtlichen Schulbands auf einem LKW-Anhänger stattfand, beeindruckt diese Entwicklung umso mehr.
Ich bin hier schon zum zwölften Mal Gast: Nach dem ersten Besuch auf dem Happiness 2005 folgte 2006 der erste große Kracher: Die Donots spielten auf dem Bolzplatz vor dem Jugendzentrum in Schwann, das gemeinhin 'Ajo' genannt wurde. Damals kostete das Festival noch keinen Eintritt, man durfte eigene Getränke mitbringen. Hach, die gute alte Zeit!
Der Duft der Vergangenheit
Auch 2016, genau zehn Jahre später, herrscht etwas Nostalgie ob der diesjährigen Festivalausgabe: Die Donots stehen erneut auf der Bühne, auch die Lokalhelden Yakuzi geben sich die Ehre. Auch das Ajo selbst wird noch genutzt. Allerdings nur als Getränkelager.
Der Duft der Vergangenheit weht bereits bei der Ankunft auf dem neuen Festivalgelände unterhalb des früheren Bolzplatzes entgegen: frisch gemähtes Gras, brutzelnde Bratwürste, leicht süßlicher Rauch und die unverkennbare Mischung aus Schweiß, Bier und Landjäger mit Tütenbrot einer heranziehenden Festivalschar. Gut 10.000 Besucher empfängt das Happiness Festival, das Gelände wurde entsprechend vergrößert und die nötige Infrastruktur geschaffen.
Es wird richtig laut am Freitag
Am frühen Freitagnachmittag begeistert Raf Camora bereits die Menge, Ok Kid legen sogar noch einen drauf. Spätestens mit Stick To Your Guns und Heisskalt wird es richtig laut! Die Gitarren kreischen und Stimmbänder werden ersten Belastungstests unterzogen.
Zur Beruhigung erst mal Kirschbier. Dieses Getränk gibts vermutlich nur hier. Der ballernde Bass der Maskenmänner von Genetikk schlägt einem den Becher jedoch fast aus der Hand. Mit noch mehr Kirschbier bestaune ich die heiße Pyroshow der Saarbrückener Hip Hop-Crew, der SDP nur wenig später alles an Konfetti entgegensetzt, was der Markt hergibt. Mit ihrer energiegeladenen Performance mausern sich Vincent und Dag prompt zum Highlight des Tages. Denn auch wenn Jan Delay gemeinsam mit seiner Band Disko No. 1 im Anschluss alles gibt, so scheint es doch, als sei der Auftritt nichts weiter als reine Pflichterfüllung. Das neue Beginner-Album könnte Eizi Eiz derzeit aber zu präsent sein.
Der Circle Pit ist eröffnet!
Nach einem etwas verschlafenen Start in den Samstag, unter dem Kavka und Trümmer eindeutig leiden, sorgen die Lokalmatadoren Yakuzi für erste Tanzbewegungen im staubigen Bühnengrund. Dem Trompetenpunk entgegnet Maeckes wenig später eher sanftere Klänge. Dann folgt mit der Performance von Anti-Flag direkt der Auftritt, der die Auszeichung für 'die meisten gebildeten Circle Pits' erhält. Die aus Pittsburgh stammenden Punker lassen dem Publikum keine Ruhe und schrecken sogar nicht davor zurück, ihr Schlagzeug samt Schlagzeuger und Bassist für einen Song mitten in einen Pit zu stellen.
Ebenso wie die Irie Révoltés das Publikum fordern, gönnen auch die Donots wenig später ihren Fans keine Verschnaufpause. "Ich glaube, das hier ist die geilste Location in Deutschland. Ich habe ein neues Lieblings-Festival", brüllt Sänger Ingo von der Bühne, während sich seine Bandkollegen auf der Bühne verausgaben. Nicht nur das Samstags-Highlight, sondern auch ein persönlicher Festival-Höhepunkt!
AnnenMayKantereit und Alligatoah können da zum Abschluss kaum mehr einen draufsetzen. Während die Pop-Newcomer aus Köln live zwar überzeugen, scheinen sie für einen späten Samstagabend vielleicht doch nicht die richtige Besetzung zu sein. Alligatoahs Show gerät an dieser Stelle zu inszeniert und durchgeplant: ein blasender Battleboi Basti oder ein Klarinetten-Engel, der aber eigentlich gar keine Klarinette spielt, reißens nun wirklich nicht mehr mit. Das Happiness Festival war aber trotzdem die absolute Wucht!
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