Wie ein kleines Primavera: Daughter, James Blake, Flume, Dinosaur Jr., Battles, MØ, Destroyer, Explosions In The Sky etc.
Mannheim (huz) - Während die Massen vergangenes Wochenende entweder zu Rock am Ring pilgerten oder gar das Land in Richtung Barcelona verließen, konnte der anspruchsvolle Festivalist erneut auch im Süden sein Glück finden: Maifeld Derby! Und besonders jene, denen ein Trip zum Primavera verwehrt blieb, hatten dieses Jahr ihre Freude am Line-Up des Mannheimer Indie-Festivals.
Das Team um den Get Well Soon-Bassisten Timo Kumpf lockte unter anderem Bands wie Explosions In The Sky, Destroyer, Dinosaur Jr., Battles, Daughter und Algiers direkt vom In-Festival am Mittelmeer nach Mannheim. Einzig der Himmel zeigte sich öfter von einer wenig mediterranen Seite. Abgesehen davon erlebten die Zuschauer bei der sechsten Auflage des Festivals allerhand strahlende Momente.
Entspannt in den Festivalalltag
Die Entspannung beginnt beim Maifeld Derby eigentlich schon am Einlass: Verhältnismäßig kurze Schlangen – und danach findet man sich sehr schnell auf dem überschaubaren Festivalgelände zurecht. Die vier Bühnen verteilen sich auf zwei Zelte (was Club- mit Zirkusfeeling verknüpft), eine Bühne vor den Rängen eines Reitstadions und eine Outdoor-Stage.
Um das Gelände sind liebevoll Stände drapiert - nicht zu viele, aber genügend. Alles halt irgendwie immer noch familiär, kuschelig und - was der Festivalindustrie inzwischen ja viel zu oft abgeht – mit Liebe zum Detail. Beweise gefällig? Auf der kleineren Zeltbühne läuft der Job des Lichtmischers genau so ab:
So viel zum Drumherum. Denn dort, wo sonst Wettkämpfe im Dressurreiten oder Leistungsschauen stattfinden, spielten ja einige sehr gute Bands. Bereits der Freitag hatte es in sich, was Stardichte und musikalische Klasse angeht: Auf der großen Bühne folgte unter anderem der australische Wunderknabe Flume auf die dänische Elektro-Popperin MØ.
Draußen konnte man sich in der Zwischenzeit von Robert Gwisdek aka Käptn Peng gepflegt Schachtelsätze um die Ohren hauen lassen. Während die Meute dort tanzte, gabs andernorts gepflegte Moshpits, was auf einem Festival mit einer solchen Turnbeuteldichte sicher Seltenheitswert genießt. Aber gut, wann sieht man schon mal Metz und Die Nerven direkt hintereinander auf einer Bühne?
Heimspiel für Drangsal
Wer sich nach dem freitäglichen Finish am Samstag in der Lage sah, bereits um 17:20 Uhr auf dem Festival zu weilen, der konnte Wave-Weirdo und Feuilleton-Shootingstar Drangsal bei einem Heimspiel erleben. Seine Heimatstadt Herxheim (daher auch der klangvolle Name seines Debüts "Harieschaim") liegt nur eine halbe Stunde von Mannheim entfernt.
Wer das wiederum verpasste (Kollege Schuh im launigen WhatsApp-Chat: "Hutzel, du Armleuchter! Ich fall' vom Glauben ab!"), der vermochte seinen Fehler bei Okta Logue und Explosions In The Sky ("die besseren Mogwai", wie es hieß, "aber auch mit glatzköpfigem Gitarristen in ihrer Mitte") wieder gut zu machen. Schmankerl des Tages: James Blake spielte zur Primetime seine erste Soloshow mit dem neuen Album.
Der Sonntag begann mit dem Mannheimer Trio Sea Moya – man sollte unbedingt auch auf die kleiner gedruckten Namen der Festivalplakate achten. Der weitere Blick auf den Timetable des dritten Derby-Tags verschaffte aber gleichzeitig Gewissheit: Marathon! Battles folgten auf Destroyer, danach Boy, Dinosaur Jr. und zum krönenden Abschluss Daughter.
Dass am Sonntagabend einige Acts ausfallen mussten, weil die Unwetterfront nun auch die Kurpfalz erreichte, war zwar schade, insgesamt allerdings zu verschmerzen. Denn die Botschaft, die andernorts zur bloßen Phrase einer übersättigten Industrie verkommt, schreiben die Maifeld-Macher nach wie vor groß: "Es geht um die Musik!"
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