Als CEO Reiser & Ton Scheine Erben setzt sich der Satiriker für Besserverdienende ein. Die dazugehörige Werbeaktion stieß auf Kritik.
Köln (dol) - Jan Böhmermann stellt den Politrock Rio Reisers auf den Kopf. Im "ZDF Magazin Royale" präsentierte er als CEO Reiser & Ton Scheine Erben eine neoliberale Neuauflage der APO-Hymne "Macht Kaputt, Was Euch Kaputt Macht". Zudem transformierte er das "Einheitsfrontlied" von Brecht und Eisler zur "Millionärfreiheitsfront": "Es kann die Befreiung des Millionärs nur das Werk der Proleten sein!" Über weite Strecken griff der Entertainer dabei auf Zitate der Welt-Redakteurin und selbsterklärten "Staatsfeindin" Anna Schneider zurück: "Die Herrschaft der Angepassten! Freiheit beginnt beim Ich!"
Mit seiner Interpretation des konsumkritischen Stücks von Ton Steine Scherben schloss Jan Böhmermann seine Show ab, in der es um das Framing von Aktivisten aktueller Umweltschutzbewegungen als Terroristen und "Klima-RAF" durch Medien und Politik ging. Der Satiriker führte die Debatte ad absurdum, indem er vor einer linksradikalen, staatsfeindlichen FDP warnte, die "ideologisch auf den Spuren von Karl Marx und Friedrich Engels" wandele. "Unter dem Deckmantel einer angeblich marktliberalen Arbeitgeberpartei" habe Christian Lindner alle linken Bewegung vereinigt.
Im Vorfeld der Sendung hatte Jan Böhmermann, die "starke Stimme des Establishments", mit einem Fahndungsplakat im Stile des RAF-Steckbriefs geworben. Anstelle von Baader, Meinhof, Ensslin und Co. ließ er nach der linksradikalen Lindner/Lehfeldt-Bande fahnden, zu der er etwa Ulf Poschardt, Dagmar Rosenfeld und Stefan Aust von der Welt, den FDP-Politiker Wolfgang Kubicki oder Dieter Nuhr zählt. Das Plakat stieß am Wochenende auf breite Kritik. Neben den Angesprochenen bezeichnete es Spiegel-Kolumnist Nikolaus Blome als "Heimtücke". Auch die linke taz lehnte die Aktion ab.
Für Hinweise, die zur Ergreifung der Gesuchten führen, ist eine Belohnung von 100.000 DM ausgesetzt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Alles weitere heute Abend ab 20 Uhr im @zdfmagazin #rafdp pic.twitter.com/ZQNkZ7YSYa
— Jan Böhmermann ???? @janboehm@edi.social (@janboehm) November 25, 2022
Völlig cool und normal, dass der auch von meinen Gebühren zwangsfinanzierte ÖRR-Clown mich und andere, die nicht denken wie er, zum Terroristen erklärt pic.twitter.com/zeKetCn2tk
— Anna Schneider (@a_nnaschneider) November 25, 2022
Wenn das @zdf das #Boehmermann-Plakat wirklich sendet, sollte sobald nicht wieder von „Demokratieabgabe“ geredet werden.
— Nikolaus Blome (@NikolausBlome) November 25, 2022
Satire darf alles, aber Böhmermanns Magazin bleibt trotzdem schlechte Satire. Sie wäre in einer Nische der dritten Programme besser aufgehoben. https://t.co/ZgAvLrx9O8
— taz (@tazgezwitscher) November 27, 2022
7 Kommentare mit 48 Antworten
Joa, schon lustig, das ausgerechnet Blome sich bei sowas auf einmal einpisst, der ja noch vor kurzem schrieb, die "Moralsucht" werde zur "Seuche".
Die Böhmermann-Folge gehörte für mich jetzt nicht zu den Sternstunden seines Schaffens, hatte schon einen starken Titanic-Flavour, aber das ganze Aufheulen wegen dieses Fahndungsplakates (auf dem u.A. auch Pferd zu sehen ist), ist an waschlappenhaftigkeit echt nicht mehr zu überbieten.
Warte auf empörten laut.de Kommentar von Lippe.
Das ist witzig, weil der obige Artikel von mir ist.
Das ist in der Tat ein bißchen witzig
Im Übrigen halte ich Empörung für keinen besonders brauchbaren Ratgeber. Würde hier für einen souveränen Umgang plädieren.
Hui, da sind wir ja sogar mal einer Meinung.
"Auch die linke taz lehnte die Aktion ab."
Eh, zu Medienkompetenz sollte eigentlich auch das Wissen gehören, dass einzelne Kolumnenbeiträge nicht gleich die Meinung einer Redaktion/eines Magazins darstellen. Was "die linke taz" davon hält, wissen wir meines Wissens nach nicht.
Und selbst wenn, man möge sich nur mal daran erinnern, was "die linke taz" so um die Jahrtausendwende zu Big Brother schrieb, und was es da auch sonst so für Ausfälle gab. Keine:r meiner Genoss:innen liest dieses Schundblatt.
was lesen die denn so?
https://www.lorenz-leserservice.de/img/pro…
Ja, die taz ist dafür da, um Fische zu verpacken. War schon vor Springer so, seitdem wurde es natürlich umso schlimmer.
Keine:r liest die, iSv, niemand würde die täglich lesen, um sich irgendwie tagespolitisch up to date zu halten, es werden sicher auch mal Artikel quergelesen, so wie bei etlichen anderen Erscheinungen auch, vieles wird auch durch zB verlinkte Artikel auf Twitter in Erfahrung gebracht. Ansonsten gibt es auch genügend lokalpolitisches, an dem mensch sich abarbeiten kann und einige, gerade die eher praxisorientierten Haudraufs, lesen eigentlich so gut wie gar keine Zeitungen, was ich ihnen auch null verübeln kann, zumal sie auch nicht wesentlich uninformierter sind, als die meisten Zeitungsabonennten.
"War schon vor Springer so, seitdem wurde es natürlich umso schlimmer."
Wie meinen?
Nach Springer gings weiter bergab mit der Zeitung. Zwar nicht so schnell wie damals befürchtet, dafür aber sehr konsequent talwärts. Aber weiß natürlich nicht, was die große journalistische Pest der alten Friede konkret dazu beigetragen hat.
Was laberst du von Springer, du Einfaltspinsel?
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Kann's sein, dass du fälschlicherweise glaubst, Springer wäre irgendwie Anteilseigner?
Oder er meint jmnd aus der Redaktion oder so, der zufällig so heißt. Ich find da auch nix zu.
Ach, der Diekmann ist vor ein paar Jahren schon ausgestiegen. Hatte ich gar nicht mitgekriegt, weil die taz halt ein Käseblatt ist.
Naja, selbst als er dabei war, war er auch nur eins von ca. 20,000 Mitgliedern mit entsprechendem Stimmenanteil. So oder so nicht besonders relevant.
Ne, der hatte sich schon als Gesellschafter da eingekauft. Wobei, gut, da war er einer von ca. 9,000.
Merke: Alles, woran Springer beteiligt ist, ist selbstredend verwerflicher Müll. Aber nicht alles, was Müll ist, ist gleich Springer. Hatte mich da etwas falsch erinnert.
Nix Gesellschafter, Diekmann ist Genosse der taz-Genossenschaft. Der Beitritt war eine halbwegs souveräne Aktion von Diekmann, der als Karikatur mit überdimensionierten Penis die zur Springer zeigende Seite des ehemaligen taz Gebäudes schmückte. Die Genossenschaft, die eher von ideeller Natur ist, wählt einen Vorstand, der marginal Einfluss auf die Verlagsarbeit nehmen kann. Entsprechend absurd ist die Idee, dass Diekamann die Arbeit der taz aktiv beeinflussen kann.
die Taz ist aber eine Genossenschaft, da gibt es keine Gesellschafter, sondern nur Mitglieder... Also nix "Ne".
Nix Springer-Seilschaft, das ist eine Malossenschaft.
Herrlich, wie sich die Poschardts und Kubickis dieser Welt über das Plakat aufregen.
Herrlich, wie sich die c452hs dieser Welt an derlei Dumpfsinn ergötzen - Hauptsache, er kommt aus der wokistischen Ecke.
Heul weiter, du reaktionärer Bot.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
@c452h: Keine Sorge, ich heule nicht. Dafür macht es viel zu viel Spaß, dich und deinesgleichen zu provozieren.
Wenn du denkst, dass du provozierst, während alle um dich herum bloß immer wieder über deine wiederholt zur Schau gestellte jämmerlich reaktionäre Bräsigkeit lachen, dann ist das nur mal wieder die durchschnittliche Distanz zwischen individueller Selbst- und Fremdwahrnehmung, hm? Danke.
@Derwatt
Provoziert hatte mich mal der Typ, der mit mir über die Beschaffenheit von Gaskammern in deutschen KZs diskutieren wollte. Das Niveau sollte aber selbst für dich WELT-Zwerg nicht zu erreichen sein.
@Derwatt
Die Moderation löscht Beiträge von dir. Das sollte dir zu denken geben.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Gibt es diese "Wokeness" eigentlich noch tatsächlich, oder ist das nur noch ein rechter Kampfbegriff, unter dem einfach alles zusammengefasst wird, was der durchschnittliche Ewiggestrige nicht mehr verpackt bekommt?
Teils teils, aber das Kernanliegen, weiterhin N****, Tunte, Zigeuner etc. zu sagen, ohne dafür Flak zu bekommen, ist glaube ich schon noch der erbärmliche Hauptantrieb dieser Ohrfeigenjohnnys (hallo Sancho!).
Sancho ist ein Hurensohn!
Sancho ist ein Hurensohn!
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
Und wessen Nutte bist du? Oder joblos?
Nein, er hat lange vor Danger Dan ausgetestet, wie weit Satire gehen darf und schoss zuletzt gegen seinen eigenen Pimp.
Derwatt stramm auf AfD-Kurs.
@CAPSLOCKFTW: Joblos, klar. Im Zweifel möchtest du nicht erfahren, wer von uns beiden mehr Kohle verdient.
Wie viel verdienst du denn?
Was ein Clown. Komm Rhein-Main und ich zeige dir, wer mehr Bomben verdient, du ängstlicher Lutscher
Derwatt wohl nicht joblos, dafür aber geistlos.
falls rhein-main zu weit weg, darf er sich auch gerne bei mir in mittelhessen ein paar backpfeifen abholen.
Die peinlichen und humorlosen bis populistischen Reaktionen zeigen eigentlich nur, dass Böhmermann unter der Oberfläche unlustiger Satire die Richtigen angezählt hat.
Zwangsgebühren...ach Gottchen. Die muss aufpassen, mit sowas nicht Langfinger Reichelt anzulocken, der kriegt direkt Speichelfluss.
Im Übrigen war der Subtext der Sendung "So einfach lassen sich Zusammenhänge medienwirksam konstruieren". So zumindest mein Eindruck. Der BILD den SPIEGEL vorgehalten. (Badamm Tsss) Damit konnte ich über Schwächen hinwegsehen.
Freu mich auf die Echauffage von Carsten Stahl, dem nächsten Bundeskanzler.
Chris hats geblickt. Bei den anderen Laut-Muppets bin ich mir nicht so sicher.
Chris hat es zT geblickt. Es ging nicht nur um die Bild, sondern auch um andere Medienhäuser und insbesondere Leute aus der Exekutive, die sich benehmen wie die Chefs aus der Judikative.
Oder man macht es sich gleich ganz einfach und ließt auch mal, was oberhalb der Kommentarspalte steht: "...schloss Jan Böhmermann seine Show ab, in der es um das Framing von Aktivisten aktueller Umweltschutzbewegungen als Terroristen und "Klima-RAF" durch Medien und Politik ging."
Fand den Beitrag sogar einen der besseren, würde mir aber insgesammt wünschen, dass jemand anderes vor der Kamera steht. Timing und Betonung treffen bei Böhmi eher selten ins Schwarze.
Ich hab es nicht allein auf die BILD bezogen, das Wortspiel lag nur nahe.
Vllt hab ich die BILD allerdings am ehesten assoziiert, weil ich mitbekommen habe, wie stark sie gegen die Klimaprotestler agitiert.
Tatsächlich gelang es dem überwiegenden Teil der meistgelesenen Tageszeitungen in Deutschland und/oder ihren Onlinvertretungen wenig bis gar nicht, auf so einen daher getröteten Quark al a "Klima-RAF sofort verhaften!" von auch nur einer einzigen politischen oder sonst wie halbwegs vermarktbaren Tröte gänzlich zu verzichten.
Da kann aber latürnich Chris auch nix für.
Die Sendung gehört eher zu den Filler-Folgen gibts leider bei jeder guten Serie und jetzt einreihen, meine Genossen, gibt wieder viele wegzuarbeiten bis endlich Wochenende ist.