Zehn Jahre nach Legs McNeils Standardwerk "Please Kill Me" über den amerikanischen Punk & Hardcore erschien im Frühjahr John Robbs Zitatesammlung des britischen Äquivalents, schlicht "Punk Rock" benannt. Die deutsche Ausgabe empfiehlt sich für jeden gitarrenbewanderten Gabentisch.
London (mmö) - "John Robb is supremely qualified to talk about punk rock." Der Mann, der diesen Satz über den Autor des Buches "Punk Rock" spricht (Ventil Verlag, broschiert, 523 Seiten, €19,90), muss es wissen. Mick Jones, Gitarrist der Londoner The Clash, hat wie wenige den Punk geprägt.
Er ist nur eine von unzähligen Stimmen, die hier zu Wort kommen. John Robb hat sich der Mammutaufgabe gestellt, aus Dutzenden von Interviews die griffigsten Zitate zu filtern und so die ultimative Oral History des britischen Punk zusammen zu tragen. Er bewältigt dieser Aufgabe mit Bravour: "Punk Rock" ist ein zukünftiges Standardwerk, das allein auf Grund der Menge an hochrelevanten Gesprächspartnern Gewicht hat.
John Lydon etwa findet selbstredend das gesamte Genre bis auf die Sex Pistols Scheiße, wohingegen seine ehemaligen Mitstreiter Glen Matlock und Steve Jones ein etwas differenzierteres Bild zeichnen. Malcom McLaren kommt genau so zu Wort wie der Filmemacher Don Letts. Für The Clash spricht außer Jones Keith Levene. Weitere Beiträge liefern unter anderem Ari Up (The Slits), Siouxsie Sioux, Poly Styrene (X-Ray Spex), Howard Devoto (The Buzzcocks, Magazine), J.J. Burnel (The Stranglers), Rat Scabies und Captain Sensible (The Damned).
Mit anderen Worten: Die Besten geben ihre Story zum selbigen. Musiker, Dokumentaristen, Fanzineschreiber, Szenegänger. Dabei wirft Robb immer wieder mal einen Blick über den Tellerrand. Er blickt zurück in die Prä-Punk-Ära und behandelt auch die Zeit der zweiten Punkwelle zu Beginn der Achtzigerjahre. Einhergehende Phänomene wie Mode, Konzertkultur oder Reaktion der Mainstream-Medien/Gesellschaft werden ebenso beleuchtet wie szeneinterne Allianzen und Rivalitäten.
"Punk Rock" verschafft dem interessierten Leser ganz unabhängig vom Vorwissen einen spannenden und kurzweiligen Einblick in eine vergangene Ära, nacherzählt von ihren eigenen Protagonisten. John Robb gelingt es dabei, die Beiträge mit nur wenigen Einwürfen zu einem sinnigen, flüssig lesbaren Ganzen zu formen, auf dass "Punk Rock" wahres Lesevergnügen bereitet.
5 Kommentare
danke für diesen sinnhaltigen beitrag!
Please kill me war jedenfalls extrem lesenswert (und lehrreich). Aber wo es da jetzt um Hardcore ging...?
ich hab zwar nur please kill me gelesen und nich das pendant aus england aber bin trotzdem (voreingenommen?) der meinung, dass es an pkm nicht herankommen wird. legs mcneil beschreibt in seinem werk den tiefsten ursprung der musik und der gesamten bewegung, das wird john roberts nicht schaffen. darum nur platz 2 von mir.
mein vorschlag: lies es und poste dann deine meinung hier.
bei den beiträgen fällt einem echt nix mehr ein.