In einem Interview mit der Netzeitung spricht die britische Sängerin und Tochter eines tamilischen Freiheitskämpfers M.I.A. auch über die Attentate in London. Ihr eigener Cousin sprengte sich einst als Selbstmordattentäter auf Sri Lanka in die Luft.

Berlin (ebi) - Mit ihrem Mix aus Hip Hop, Dancehall, Elektro, Grime und traditionellen Tönen aus Sri Lanka hielt M.I.A. die Musik-Journaille Anfang des Jahres auf Trab. Die Tochter eines tamilischen Freiheitskämpfers wurde in London geboren und verbrachte ihre Kindheit in Sri Lanka, bevor sie erneut in die britische Hauptstadt zog. In ihren Songtexten schreckt M.I.A., die mit bürgerlichem Namen Maya Arulparagasam heißt und kürzlich bei Interscope unterschrieb, auch vor schwierigen Themen wie Bürgerkrieg, Selbstmordattentate oder die Problematik, zwischen zwei Kulturen leben zu müssen, nicht zurück.

"Es war klar, dass es passieren würde, so wie Tony Blair sich an die Seite von Bush gestellt hat. Zwei Millionen Menschen haben gegen den Krieg demonstriert, und er hat gelogen, und die Medien haben gelogen. Hätte er auf die Leute gehört, wäre es nicht passiert", greift die Sängerin den britischen Premier angesichts der jüngsten Attentate auf das Londoner Verkehrssystem an und kritisiert Auswüchse des amerikanischen Kampfes gegen den Terror als "entmenschlichend". "Wir brauchen einen Dialog und keinen Krieg", so M.I.A, die sich während der Attentate in Hamburg aufhielt.

"Ich will wissen, warum ein 18-Jähriger in Sri Lanka freiwillig in den Tod geht. Oder warum ein 18-Jähriger Londoner nach Bagdad geht, um zu lernen, eine Bombe zu sein", insistiert die Sängerin, deren eigener Cousin ein Selbstmordattentäter war. "Ich kenne jeden einzelnen Schritt, bis sie die Bombe zünden. Mein Cousin hat es getan. Ich weiß, wie er sich vorbereitet hat, welche Briefe man findet, was sie in ihre Tasche packen, wie viel Geld sie kriegen, bevor sie losgehen. Ich kenne die Realität eines Selbstmordattentäters. Und wenn ich diese Information weiter geben kann, wenn ich sagen kann, was einen normalen Menschen, der Medizin studiert, dazu bringt, sich in die Luft zu sprengen, ist es für mich ok, nur ein Gefäß für Informationen zu sein."

Auch angesichts der Londoner Bombenanschläge wolle sie auf ihre Songzeile "I got the bombs to make you blow" bei ihren Konzert nicht verzichten. "Man kann sich als Künstler zu dem äußern, was sozial und kulturell passiert, oder man ist einer von den Leuten, die den Mythos aufbauen, dass alles super und in Ordnung ist, und dann eines Tages in einem Zug verbrennen", betonte die 28-Jährige. "Ich singe darüber, was wirklich passiert, egal wie heftig das ist. Musik war schon immer ein Werkzeug, um zu kommunizieren. Ohne Zensur, und so sollte es bleiben."

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laut.de-Porträt M.I.A. (UK)

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