Mit aller Macht versucht die Musikindustrie, die neuen Verteilungsmöglichkeiten für Musik in den Griff zu bekommen. Mit fraglichem Erfolg.

Konstanz (psj) - Das Aufkommen von Online-Tauschbörsen wie Napster oder Morpheus erwischte die Plattenfirmen auf dem falschen Fuß. Schnell wurden Konzepte ausgearbeitet, um dem Entgegenzuwirken. Die meist genannte Lösung: Ein Abo-Service, bei dem Nutzer einen monatlichen Pauschalbetrag zahlen, und dafür Musik aus dem Internet herunterladen können. Bereits im Dezember wollen sowohl AOL Time Warner, EMI, RealNetworks und BMG mit dem MusicNet als auch Sony/Universal mit Pressplay an den Start gehen.

Doch die Erfolgsaussichten sind nicht gerade rosig. Nach einer neuen Umfrage von ZDnet.com wollen 97 % der Surfer kein Geld für einen Service ausgeben, wenn dieser mit Kopierschutz arbeitet und ca. 10 € kostet. Insgesamt sind nur magere 1,5 % bereit, solch ein Angebot anzunehmen. In Zukunft könnte sich ein weiteres Problem stellen: In Deutschland sind private Musikkopien erlaubt - vor kurzem hatte ein enttäuschter Musikfan eine Plattenfirma verklagt. Je nachdem wie das Gericht entscheidet, ist ein restriktiver Kopierschutz möglicherweise illegal.

Zudem ist noch längst nicht bewiesen, dass eine Technologie, die das Übertragen der Musik auf den PC verhindert, eine positive Wirkung für die Plattenfirma hat. Diese schmerzliche Erfahrung musste Zomba Records machen: Obwohl seit Anfang des Jahres alle ausgelieferten CDs mit Kopierschutz ausgestattet sind, verzeichnet das Indie-Label einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Es drängt sich also der Verdacht auf, dass die Musikindustrie Raubkopien als allzu einfache Erklärung missbraucht: Für Fehlmanagement oder den allgemeinen Rückgang der Plattenverkäufe, und um rigoros gegen neue Technologien vorzugehen.

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