Das Mannheimer Festival ist und bleibt speziell. Protest gegen die Young Fathers.
Mannheim (sla) - Es fällt schon schwer, Jahr für Jahr auf's Maifeld Derby zu pilgern und nicht dauernd das Gleiche zu erzählen. Denn selbst wenn das Programm einmal etwas weniger aufregend ausfällt, sind die Vorteile des kleinen Festivals schwer zu übersehen: kurze Wege, keine Schlangen, bezahlbare Verpflegung, nettes Sicherheitspersonal und das wohl friedlichste Festivalpublikum überhaupt. Gut 15.000 Fans waren vor Ort.
Nur am letzten Festivaltag verfinstert sich kurz die Stimmung: Als Young Fathers um kurz vor halb fünf die Bühne im düsteren Palastzelt betreten, erblicken sie nicht nur freudige Gesichter, sondern auch ein gut leserliches Schild in der dritten Reihe: 'BDS is a hate group'.
Der Maifeld-Besucher, der es hochhält, meint damit die antiisraelische, von manchen als antisemitisch eingestufte Organisation namens 'Boycott, Divestment and Sanctions', zu deren Unterstützern die britischen Avantgarde-Rapper zählen - neben Roger Waters, Thurston Moore und neuerdings auch Portishead.
Erst in der vergangenen Woche sagte die Ruhrtriennale einen Auftritt der Young Fathers ab, weil diese sich nicht von der Organisation distanzieren wollten. Auch auf dem Maifeld Derby bleiben die Fronten verhärtet: Alloysious Massaquoi, einer der drei MCs, adressiert die letzten Zeilen der aktuellen Single "Toy" mit dem Finger an den vermeintlichen Störenfried: "You're just a broken little toy / You silly little boy".
Die Eels umarmen alle
Vier Stunden später spielen an deselben Stelle die Eels eine alles umarmende Headliner-Show – zwischen "Badassery" und "Softrock", um mit Sänger Mark Oliver Everett zu sprechen. Und auch sonst präsentiert sich der 55-Jährige als großer Entertainer, etwa wenn er erzählt, er sei so faul, dass er bei einem Apfel nicht mal den Sticker abziehe, sondern stets drumherum esse.
Die US-Amerikaner bespielen ein von The Kills und Black Rebel Motorcycle Club aufgewärmtes Publikum: Ja, der Sonntagabend liegt voll und ganz in der Hand gealterter Alternative-Bands. Die Veranstalter hatten das Line-Up wieder geschickt auf die einzelnen Festivaltage verteilt.
Das geschickt verteilte Line-Up
Prägten den Freitag eher elektronisch-atmosphärische Acts wie Ibeyi, Rhye und Nils Frahm, stand der Samstag im Zeichen britischer Nullerjahre-Bands. Erst spielten die fast vergessenen Wombats auf der Fackelbühne, dann erfüllten die Editors das riesige Palastzelt mit ihrem pathetischen Stadionrock.
Ins Feld der Publikumsmagneten streuten die Maifeld-Macher aber auch Neuentdeckungen wie den US-Indie-Popper Gus Dapperton oder das belgische Stimmwunder Tamino. Und so war spätestens beim Abschied vom Gelände am Sonntag mal wieder klar, als einen die Sicherheitsleute mit Zurufen wie "Passt auf euch auf!" und "Bis nächstes Jahr!" verabschieden: Das Maifeld Derby ist und bleibt einfach ein Festival, das seinesgleichen sucht.
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