Rückkehr nach vier Jahren: Der Singer/Songwriter Max Prosa stellt in Berlin sein neues Album sowie einen Film vor.
Berlin (mab) - Viel los in Berlin am Montagabend: Die Beginner nölen durch die Max-Schmeling-Halle, wer es härter mag geht zu Children Of Bodom ins Astra oder hört Battle Beast im Bi Nuu. In der ehrwürdigen Volksbühne ist Jarvis Cocker zu Gast. Nebenan lädt Max Prosa ins Kino Babylon und bedankt sich augenzwinkernd beim Publikum, dass es ihn nicht zugunsten von Ed Sheeran in der Mercedes-Benz Arena versetzt hat.
Am Strand in Irland fing alles an
Statt zu johlenden Zehntausend spricht Prosa zu klatschenden Vierhundert und diese bekommen keine Looper-Eskapaden, sondern zunächst eine Stunde Film zu sehen. Der Singer/Songwriter ist heute nicht in erster Linie als Musiker hier, sondern um sein Filmporträt "Auf der Suche nach Mehr" vorzustellen. Bevor am 31. März dann das neue Prosa-Album "Keiner Kämpft Für Mehr" erscheint, besucht er noch Hamburg und München.
Nach kurzer Begrüßung durch den Hauptdarsteller und Regisseur M.A. Littler ist man auch schon mittendrin: Meeresrauschen, Panoramabilder eines irischen Strandes, ein einsamer Spaziergänger im schwarzen Mantel. Letzterer ist freilich Prosa, der sich wenig später in der unangenehmen Situation wiederfindet, in einem Aufsager erklären zu sollen, wie denn nun alles angefangen habe. Damals. In Irland. Dreimal, viermal wiederholt er den vorbereiteten Satz, dann bricht er ab: "Wen interessiert denn das?" Prosas Vision hat einen prägenden Leitspruch: "Es geht mir nicht darum, etwas zu sagen oder zu schreiben, was noch keiner weiß, sondern darum, das, was jeder weiß, so zu sagen, dass es jeder fühlt."
Es muss nicht immer alles laut ausgesprochen werden. Dieser Devise folgt auch Littlers Film "Auf der Suche nach Mehr". Denn dieses "Mehr" hat Prosa bei seiner Irland-Reise Jahre zuvor nicht nur in Gesprächen mit fremden Menschen und der Erschließung ihm bis dahin unbekannter Welten gefunden, sondern zum Teil auch in der Musik, in der er die gesammelten Erfahrungen kanalisiert – in intimen, fragmentierten Geschichten. Diesen Geschichten räumt Littler im Film eine wesentliche Rolle ein und lässt sie für den Musiker sprechen.
Etwa die Hälfte der Laufzeit füllen Songvorstellungen. Das sorgt einerseits dafür, dass man am Ende der knapp 60 Minuten gerne mehr vom Menschen Max Prosa gehört hätte, bewirkt andererseits aber auch, die dazwischen geäußerten Gedanken sacken zu lassen, zum Zuhören und aktiven Wahrnehmen der Musik. Um dann festzustellen, dass Mensch und Künstler womöglich gar nicht so weit voneinander entfernt sind.
Rosen aus dem Publikum
Im zweiten Teil des Abends fährt die Leinwand zurück und enthüllt ein aufgebautes Band-Setup. Mit vierköpfiger Unterstützung spielt Max Prosa eine Handvoll Songs des neuen Albums. Aus dem nachdenklichen Akustikgitarrenhandwerker wird nun ein Indie-Blickfang, der zwischen E-Gitarre, Drumkit, Bass, Keyboard, Glockenspiel und Cello in ockerfarbenem Hemd, türkis-blauem Malerkittel und schwarzen Jeans herausragt und Rosen aus dem Publikum entgegen nimmt.
Obwohl die Lieder als verschrobene Klampfen-One-Man-Shows gut funktionieren, offenbaren sich im Bandkontext noch einmal ganz andere Facetten. Fast postrockig wird es manchmal und als "Der Boxer" seine detailreich arrangierte Dynamik entfaltet, erhebt dies das Konzert zum Musiktheater ohne Schauspieler.
Gedicht-Abos per SMS
Standing Ovations und tanzende Fans bei der Zugabe: Hauptstadt-Premiere erfolgreich geglückt. Wenn es noch eines weiteren Belegs bedurft hätte, dass Prosa ein Individualkopf in der deutschsprachigen Singer/Songwriter-Landschaft darstellt, musste man nur ein paar Meter weiter zum Merchandise-Stand schielen. Neben T-Shirts und Jutebeuteln gab es dort eher ungewöhnliche Güter zu erstehen: Gedichtabos – nach Wahl verschickt per Briefpost oder SMS.
Max Prosas drittes Album "Keiner Kämpft Für Mehr" erscheint am 31. März 2017 via Columbia/Sony. M.A. Littlers Filmporträt "Auf der Suche nach Mehr" liegt als Bonus der limitierten Digipak Edition bei.
Noch keine Kommentare