Metalsplitter: Spiegel Online vs. Rammstein

Yeezus is a cunt?

In gewisser Weise bin ich damit jetzt wohl auch nicht besser als all die "Doofer Popstar weiß nicht, was er da überhaupt anhat"-Megafoner. Aber auch ich fühle mich ein bisschen auf den Fuß getreten - vom Statement, das Cradle Of Filth auf ihrer Facebook-Seite nach Erscheinen des Fotos, das Kanye mit einem COF-Shirt zeigt, abließen: "Kanye West. Cradle Of Filth-Fan. Zum Glück kein Kollaborateur."

Nun denn, wenn die Band meint, beim allseits beliebten Kanye-Bashing mitmachen zu müssen, darf ich doch jetzt auch was dazu sagen, oder? Cradle Of Filth könnten froh sein, aktuell jemanden in ihren Reihen zu wissen, der auch nur annähernd das musikalische Gespür eines Kanye West besitzt. Ja, der Typ mag ein Selbstdarsteller sein, ein persönlich unangenehmer vielleicht noch dazu, wobei sich das auf die Ferne immer so schön von oben herab bestimmen lässt. Doch trifft das auf Dani Filth genauso zu. Die Zeiten, in denen Filth musikalisch tatsächlich nennenswerte Beiträge zustande brachte, sind aber doch schon eine Weile her, während Kanye zwar vielleicht keinen Metal, dafür aber – gut, ich weiß: Geschmack – unbestreitbar geniale Musik veröffentlicht – und zwar karriereübergreifend. Und den Leuten, die sich jetzt munter in den Kommentarspalten tummeln und den quengelnden, verzogenen, geldgeilen, aufmerksamkeitsheischenden Buben auf seine Mainstream-Präsenz reduzieren, denen sei "My Beautiful Dark Twisted Fantasy", das bei laut.de nicht grundlos die Höchstpunktzahl erreichte und sich durchaus der Existenz von zum Beispiel Black Sabbath oder King Crimson bewusst ist, ans Herz gelegt. Das kann man auch als Metalhead gut finden. Jedenfalls besser als "Hammer Of The Witches". Ihr könnt natürlich auch in eurer Trollhöhle warten bis Dani euch eine geupdatete Version seiner größten Errungenschaft zum Verkauf bereitstellt: Ein T-Shirt mit der Aufschrift "Yeezus is a cunt (and does not collaborate with us)".