Heute findet die erste Anhörung wegen angeblichen Kindesmissbrauchs statt. Das allgemeine Interesse ist gewaltig.
Santa Maria (pig) - Das Verfahren um Michael Jacksons angeblichen Kindesmissbrauch hat einen Medienrummel losgetreten, wie es ihn seit dem O.J. Simpson-Fall nicht mehr gab. Anlässlich der ersten Anhörung, die am heutigen Freitag um 17:30 Ortszeit abgehalten wird, haben sich Hundertschaften von Journalisten und Kamerateams vor dem Gerichtsgebäude in Santa Maria in Kalifornien breit gemacht. Tausende Anhänger des angeschlagenen King of Pop aus aller Welt werden erwartet. Bereits vergangenen Donnerstag demonstrierten aufgebrachte Fans vor dem Büro des Bezirksstaatsanwalts Tom Sneddon.
Jackson, der seit seiner Entlassung auf Kaution von drei Millionen Dollar in einer Nobelvilla in Beverly Hills residiert, hat derweil seine Verteidigerschar um einen weiteren großen Namen erweitert: Benjamin Brafman bewahrte einst Rapper Sean Combs aka P. Diddy vor einer Gefängnisstrafe wegen illegalen Waffenbesitzes. Michael Jackson ist des Missbrauchs eines unter 14-Jahre alten Jungen in sieben Fällen angeklagt. Für jede Verurteilung erwartet ihn eine Gefängnisstrafe zwischen drei und acht Jahren. Jacko hingegen beteuert seine Unschuld.
Die Bevölkerung der Vereinigten Staaten betrachtet den Fall mit großem Interesse. Eine Umfrage von ABC ergab, dass zwei Drittel aller amerikanischen Weißen an ein faires und unbefangenes Verfahren für Jacko glauben, während beinahe ebenso viele Schwarze dies bezweifeln. Generell vertraut nur ein Viertel der Bevölkerung darauf, dass ein Star vor Gericht die gleiche Behandlung wie ein "gewöhnlicher" Angeklagter erfährt.
Dabei stützt sich die Wahrnehmung der breiten Masse ausschließlich auf Medien, die ein eher einseitiges Bild verbreiten - schließlich ist entlastendes Material selten so spektakulär wie belastendes. Zum PR-Debakel trug Jacko selbst entscheidend bei, indem er sich von lang gedienten Beratern trennte und seine Zukunft der berüchtigten Nation Of Islam anvertraute.
So berichtete etwa Foxnews zuletzt ausführlich über die Sorgen von Debbie Rowe, Mutter von Jacksons beiden ältesten Kindern. Demnach werden Prince Michael (6) und Paris (5), beide jüdischer Konfession, derzeit von Mitgliedern der als antisemitisch geltenden Nation of Islam beaufsichtigt und bewacht. Debbie fürchtet angeblich, die extremistische Vereinigung könne versuchen, ihre Sprösslinge zu konvertieren.
Völlig untergegangen ist dagegen eine Meldung, die inzwischen als gesichert gilt und eine Verurteilung Michael Jacksons eher unwahrscheinlich macht. Dass nämlich die Mutter des mittlerweile achtjährigen Hauptbelastungszeugen ihren Jungen vor einiger Zeit schon einmal zum Lügen genötigt hatte, um vor Gericht einen Schadensersatz zu erschwindeln, schlägt eine schwere Bresche in die Anklage von Tom 'mad dog' Sneddon.
Nun hängt also alles von der Aussage des bedauernswerten Kindes ab. Dass ein Richter zu seinem Schutz die Medien vom Prozess selbst ausgeschlossen hat darf als großes Glück gewertet werden. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist nämlich nicht einmal das selbstverständlich.
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