Mit gewaltverherrlichenden und chauvinistischen Lyrics sorgt Orelsan für Empörung bei Feministen und Politikern.

Caen (vog) - Wenn sich das aktuelle Plattencover des französischen Rappers Orelsan, mit bürgerlichem Namen Aurelien Contentin, in Zukunft bewahrheitet, wird er bald gehörig im Regen stehen. Zur Zeit prasselt ein Sturm der Entrüstung auf ihn ein. Gewaltverherrlichende Lyrics bilden den Stein des Anstoßes.

Der aus Frankreich stammende Shooting-Star, der als "French Eminem" gefeiert wird, leiht den Mittelklasse-Kids seine Stimme. Er rappt über die Langeweile und Hoffnungslosigkeit der französischen Teenager und die Drogenproblematik auf dem Land.

Vor einigen Tagen erregte nun ein Online-Video seines Songs "Sale Pute" (zu deutsch "dreckige Schlampe") die Aufmerksamkeit von Feministinnen und Frauenrechtler-Gruppen. In den Lyrics beschreibt Orelsan in expliziter und plastischer Weise den Umgang mit einer untreuen Freundin. Eine der eher netteren Zeilen lautet: "Wenn ich dir deinen Arm breche, gehen wir in einem freundschaftlichen Verhältnis auseinander."

Frustbewältigung oder Gewaltverherrlichung?

Dass diese etwas eigene Art der Frustbewältigung nicht überall auf offene Ohren stoßen wird, war anzunehmen. Die für solche Themen mit einem pavlovschen Sensorium ausgestatteten zahlreichen Feministinnen riefen zu einem öffentlichen Boykott des Rappers auf. Auch die Regierung schaltete sich inzwischen in Person der französischen Kultusministerin Christine Albanel in die Debatte ein und bat YouTube und diverse andere Videoplattformen, das Video von den entsprechenden Seiten zu nehmen. Albanel kritisierte die Lyrics als "gewaltverherrlichend" und "außerordentlich brutal gegenüber Frauen".

Dem Aufruf folgte jedoch vorerst nur die Einschränkung des Zugriffs für Personen unter 18 Jahren. Ebenso wehrten sich die Zuständigen eines französisches Musikfestivals dagegen, einem ihrer zugkräftigsten Künstler den Auftritt zu verweigern. Die Plattenfirma Wagram beteuerte, dass dieser Song schon seit längerer Zeit nicht mehr zum Repertoire des Künstlers gehöre.

Fraglich, wie das Label der Forderung der Bewegung Ni Putes Ni Soumieses ("Weder Huren noch Unterwürfige") Folge leisten will, dass der Song keine öffentliche Aufführung mehr erfährt. Bleiben rechtliche Konsequenzen aus, liegt es im Ermessenspielraum des Künstlers, ob der Song performt wird oder nicht.

"Ich habe niemals eine Frau geschlagen"

Die melancholisch angehauchte, von kurzen Flamenco-Einlagen durchsetzte Musik nebst visueller Umsetzung vermittelt eher den Eindruck eines deprimierten Teenagers: Eine Sequenz zeigt ihn in einer trüben, dem Gemütszustand angepassten Umgebung, wie wild auf die Tastatur einhämmernd, eine weitere in der Badewanne mit Kippe im Mund und einer Flasche Hochprozentigem bewaffnet.

Orelsan entschuldigte sich postwendend und wies weiterhin auf den fiktionalen Gehalt der Lyrics hin. Er selbst würde sich niemals als Frauenhasser, geschweige denn als Gewalttäter bezeichnen. Die Meinungsfreiheit und die Berufung auf metaphorisch-drastische Inhalte als Ausdruck eines bestimmten Gemütszustandes werden wohl eine weitere Strafverfolgung verhindern.

Klage in ähnlichem Fall wurde abgewiesen

Dass Musiker zum Sündenbock wenig taugen, zeigte ein anderer Fall, der vor zwei Jahren vor Gericht gebracht wurde. Monsieur R, ein französischer Rapper, wurde vor dem Hintergrund der Unruhen in den Banlieues von einem konservativen Politiker der Anstiftung bezichtigt. Die Klage im Sinne des Jugendschutzgesetzes wurde letztendlich aber abgewiesen.

Weiterlesen

Zensur Rapper siegt vor Gericht

Ein Gericht im französischen Melun lehnte die Klage eines konservativen Politikers gegen den Rapper Monsieur R wegen Gewaltverherrlichung und Sexismus in seinen Texten ab.

157 Kommentare