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Bonus: Eine kleine Bootleg-Kunde

Ja, es gibt "Ummagumma", ja, es gibt "Pompeii". Und ja: Seit 2016 gibt es endlich die "Early Years"-Box. Eine Schande bleibt es trotzdem, dass Pink Floyd 2021 mit "Live At Knebworth" wieder mal ein Live-Album der Spätphase veröffentlichen, während die teils transzendentalen Shows der Siebziger bis heute kein offizielles Release erfahren haben. Vier Live-Bootlegs, die man kennen sollte:

The Man And The Journey (1969)

Der Beginn der Konzeptionswut: 1969 bereiten Pink Floyd ihr bisheriges Material als kunterbunte psychedelische Wundertüte auf. Neben den Waters-Balladen "Grantchester Meadows", "Green Is The Colour" und "Cymbaline" gibts mit "Work" einen kurzen Vorgeschmack darauf, wie das verlorene "Household Objects"-Album hätte klingen können – und warum sie gut daran taten, es zu verwerfen.

Live At Montreux (1971)

Pink Floyds Montreux-Shows sind unerreicht. 1970 noch im später abgebrannten Casino, gastieren Gilmour, Mason, Wright und Waters 1971 bereits beim "Festival de Musique Classique" – der "klassischen" "Atom Heart Mother"-Elemente sei Dank. Was die vermutlich nicht ausnahmslos mit dem Werk der Briten vertrauten Zuschauer erleben, ist eine der langsamsten, introvertiertesten Shows, die Pink Floyd je gespielt haben. Sechs Songs auf zwei Stunden – näher waren sie der Weite des Weltraums nie zuvor.

In Rainbow Light (1972)

Eine der frühesten Aufführungen von "Dark Side Of The Moon" im Londoner Rainbow Theatre. "On The Run"-Synthesizer gabs noch keine und "The Great Gig In The Sky" hatte auch noch keine Clare Torry erlebt. Leider switcht die Qualität in den entscheidenden Momenten ("Us And Them"!) auf Publikumsaufnahme. Dafür lauert im zweiten Block eine der stärksten "One Of These Days"-Aufnahmen überhaupt.

Animal Instincts (1977)

Das Live-Album, das längst hätte sein müssen. Mit mächtig schlechter Stimmung, aber einer grandiosen Setlist spielen Pink Floyd 1977 im kalifornischen Oakland Coliseum auf. "Wish You Were Here" und "Animals" in voller Länge, zum Schluss die letzte Performance von "Careful With That Axe, Eugene" überhaupt. Pflicht: "Pigs", "Shine On You Crazy Diamond (Parts 6-9)" und überhaupt einfach alles. Selbst "Money" nervt hier nicht.

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3 Kommentare

  • Vor 3 Jahren

    montreux ist ein meisterwerk!
    danke an die swinging pig records in den 90-iger jahren!

  • Vor 3 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 3 Jahren

    Vielen Dank für die Auflistung!

    So schwer es irgendwie auch zu akzeptieren ist, aber irgendwie passt das Fehlen wirklicher Live-Konzerte aus den frühen Jahren auch sehr gut in den Mythos Pink Floyd. Beschweren wir uns heutzutage nicht auch lauthals über tausende von Smartphones, die grell leuchtend und Zombie-mäßig aus dem Publikum herausragen und die vor allem irgendwie die Angst versinnbildlichen, Erlebtes zu vergessen? Das sich Krallen an wackelig aufgenommenen Erinnungen, die man sich dann vielleicht doch nie wieder angucken wird? Wer auch immer damals die Konzerte von Pink Floyd besucht hat, wird sie in ungeteilter Aufmerksamkeit, Präsenz und Genuss erlebt haben - vielleicht eben in dem Wissen, dass es außer den eigenen Erinnerungen keine weiteren Quellen für Reminiszenz gibt. Dazu Pink Floyd, die ihre Kunst einfach nur für den jeweiligen Moment geschaffen haben. Schweren Herzens muss ich anerkennen, dass das schon ok so ist.