Ein wahnwitziges Unterfangen haben die Musiker Thomas Bierling, Peter Lehel und Eva Weis im Jahr 2005 in Angriff genommen. Sie vertonten das Grundgesetz. Der Produzent Matthias Arfmann hat sechs Artikel jetzt überarbeitet, und jeder soll es ihm gleichtun. Remix Dein Recht!

Konstanz (mmö) - Im Jahr 2005 schlug erneut die Geburtsstunde der Bundesrepublik. Wohl erstmals in seiner Geschichte versuchten Musiker, das Grundgesetz, den Kanon grundsätzlicher Rechte und Pflichten all derer, die in Deutschland leben, zu vertonen. Heraus kam "Recht Harmonisch", das die ersten 19 Artikel des Grundgesetzes (die sogenannten Grundrechte) musikalisch interpretiert konserviert.

Dabei kann man sicherlich streiten, ob den Initiatoren und Musikern Eva Weis (Gesang und Textbearbeitung), Thomas Bierling (Klavier und Komposition) und Peter Lehel (Saxophon) eine zugängliche Umsetzung des trockenen Gesetzestextes von 1949 gelungen ist. Zum Teil wirkt "Recht Harmonisch" wie eine Operette, musikalisch bewegen sich die insgesamt 21 Tracks zwischen experimentellem Jazz und ernster Musik.

Sechs dieser Artikel hat sich der Musikproduzent Matthias Arfmann (Jan Delay, Seeed, Fischmob) jetzt erneut angenommen. In verschiedenen Soundkleidern erstrahlen auf dem Album "Dub'l G" (erschienen am 11. Mai bei Yeotone) so zum Beispiel der Schutz des Eigentums oder das Verbot der Zensur.

Dabei bedient sich Arfmann der jazzigen Originale. Der Track "Sittengesetz" groovt direkt ins Becken, die Präambel des Grundgesetzes wird von entspannten Reggae-Tunes unterlegt. Das Eigentum findet sich in der Disko wieder, der Gleichheitsgrundsatz, im realen Leben oft genug nicht realisiert, erklingt mehrsprachlich und düster-orientalisch.

Doch Politik ist nichts ohne Teilnahme, und so werden die Hörer von "Dub'l G" aufgefordert, ihre eigenen Remixe des Grundgesetzes anzufertigen. Auf remix-it.de kann man Audiofiles herunterladen und nach Bearbeitung wieder einstellen. Die Hörer stimmen dann ganz demokratisch ab, die besten Remixe erscheinen auf einer CD.

Im Booklet zu "Dub'l G" (in Anlehnung an das juristische Kürzel GG für GrundGesetz) erklärt Arfmann: "Meine Arbeit soll Anstöße dazu geben, insbesondere Minderheiten in der deutschen Gesellschaft nicht wie unerwünschte Aussätzige zu behandeln, sondern sich seiner Verantwortung als Mensch in Europa bewusst zu sein." Für alles weitere gilt: "Das Nähere regelt ein Bundesgesetz."

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Die "Recht Harmonisch" hab ich zu Hause im Schrank stehen. Musikalisch weiterempfehlen würde ich die CD nun nicht unbedingt, ist in jedem Fall aber ein interessantes Experiment. Musste beim Hören teilweise sogar an Kirchenchoräle denken, wenn ein monotoner Sopran "Die Würde des Menschen ist unantastbar..." intoniert. Schaurig.

    So sympathisch ich das neue Projekt finde, 24,99€ bei Amazon sind schon recht happig, auch für eine Doppel-CD.

    Wobei, ich bin mir gerade unschlüssig, wo da meine Schmerzgrenze liegen würde. Vermutlich zwischen 15€ und 20€, was ich dann zwar noch als zu teuer empfinden, aber im Hinterkopf diese eine Stimme wieder "Ach komm! Das eine mal..." sagen würde.