Der SWR3 folgt den großen deutschen Nachrichtenagenturen und boykottiert die Tournee von Robbie Williams.

Köln/Hamburg (joga) - Nach den großen deutschen Presseagenturen dpa, AP, AFP und ddp verweigert nun auch die meistgehörte deutsche Radiostation SWR3 jegliche Berichterstattung von den Robbie Williams-Konzerten der laufenden Tour. Der Sender reagiert damit auf die Arbeits-Bedingungen für Fotojournalisten bei den Deutschlandkonzerten, obwohl ursprünglich sogar eine enge Kooperation mit mehreren Sondersendungen geplant war.

"Robbie Williams [...] Management stellt unerträgliche Bedingungen für die journalistische Berichterstattung – mit Pressefreiheit hat das nichts mehr zu tun. Deshalb bin ich mir mit den SWR3-Kollegen einig, die Zusammenarbeit einzustellen, solange derart zensiert wird", begründete SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann den Boykott.

Berichte über Robbies Konzerte wird man wohl allenfalls in kleineren lokalen Medien zu Gesicht bekommen, obwohl auch diese nur unter strengen Auflagen fotografieren dürfen. Die Agenturen, zu deren Kerngeschäft die Verbreitung von Bildern gehört, dürfen dagegen überhaupt nicht in den Fotograben: Robbie will scheinbar alle Zügel fest in der Hand halten und hat deshalb gleich seinen eigenen Fotografen mitgebracht.

Der deutsche Journalistenverband begrüßt den Boykott der Konzert-Berichterstattung unter diesen Bedingungen: "Williams und seine Manager kommen anscheinend nicht damit klar, dass die Medien nicht nach ihrer Pfeife tanzen wollen. Wir fordern alle Medien auf, einem Star, der die Pressefreiheit dermaßen einschränkt, keine Plattform zu bieten und gemeinsam mit den Agenturen auf eine Berichterstattung über die Williams-Konzerte zu verzichten", sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken in einer öffentlichen Stellungnahme. In Robbies Umfeld hält man sich dagegen bedeckt: weder das Management des Künstlers noch seine Plattenfirma wollten sich zu dem Boykott äußern.

Dass Künstler versuchen, die Berichterstattung der Presse massiv zu beeinflussen, kommt in letzter Zeit immer häufiger vor. Bereits im vergangenen Jahr hatten die deutschen Nachrichtenagenturen ein Konzert von Williams ignoriert, weil sie den strengen Auflagen zur Verwertung von Bildmaterial nicht zustimmen wollten.

Auch mehrere andere Künstler gerieten bereits in die Kritik, weil sie versuchten, die Pressefreiheit einzuschränken. Um gegen die strengen Auflagen zu protestieren hatte der Kölner Stadtanzeiger bereits im Juni 2005 weiße Flächen gelassen, wo ursprünglich Fotos von Destiny's Child zu sehen sein sollten. Der Auftritt von Black Sabbath wurde von der deutschen Presse weitgehend ignoriert, im Fall der Backstreet Boys gewannen allerdings die Journalisten den Machtkampf mit dem Management, das angesichts des drohenden Presse-Boykotts die Forderung, die Fotos nach 90 Tagen zu vernichten, schnell zurückzog.

Fotos

Robbie Williams

Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz) Robbie Williams,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lütz)

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