Jux und Dollerei aus der Redaktion, Geburtstagsgrüße an Urban Dance Squad und der 5-Fragen-Check mit Atari Teenage Riot.

Inside The Shit (mis) - Lange nichts mehr gehört von Justin Bieber. Abgesehen von dem Frauenduft, den er in Kürze für die Mütter seiner Fans veröffentlicht. Wie der wohl riecht? Sicher nicht weniger einlullend als JB Kush, die neue Weedmarke, mit der findige Drogendealer in Toronto grade den Markt abgrasen.

Im grünen Schatten von Kali Minogue

Bieber persönlich soll ob der Nachricht geraucht haben, vor Wut und symbolisch, versteht sich. Dabei steht er nur in einer Reihe mit Prominenten und Legenden, denen diese Ehre überhaupt erst zuteil wurde, und die sich meines Wissens bislang (oder zeit ihres Lebens) zu Recht nicht beschwert haben: Patrick Swazi, Jennifer Afghaniston, Kali Minogue, Al Green, Elvis Pressedme, Ganjalina Jolie oder, ganz nüchtern, Bin Laden Weed.

The real Dr. Greenthumb? Willie Nelson!

Der coolste Smoke Blower ist und bleibt natürlich Reggae-Oldie Willie Nelson, der alle Jahre ins Visier der amerikanischen Justiz rückt, nur weil er mal wieder ein lumpiges Kilo Marihuana oder einen Kartoffelsack voll Mushrooms in einen anderen Bundesstaat überführt. Fans des 78-jährigen rauchen übrigens Willy Weed und werden Mitglied seiner 2010 gegründeten Partei, der Teapot Party.

Happy Birthday: "Demagogue" (1994)

Man sollte eigentlich meinen, dass Urban Dance Squad zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen sind. Sie tourten mit U2, den Beastie Boys und den Chili Peppers, reüssierten als Groove-Inspiration für laut.de-Jungtrommler Eberhard Dobler und stellten mit "Persona Non Grata" 1994 zur Hochzeit des Crossovers ihr bestes Album in die Regale.

Doch es erwies sich leider als richtig, was schon der heutige H&M-Textilzulieferer Lemmy Kilmister (und der damalige laut.de-Jungtrommler Eberhard Dobler) feststellte: Ohne das richtige Timing bringt auch das größte Talent nix. Und so schrammte das holländische Presslufthammer-Kollektiv aus unerfindlichen Gründen zeitlebens am Durchbruch vorbei und löste sich 1999 auf.

Die Killer-Single "Demagogue", die vor ziemlich genau 17 Jahren erschien, bleibt nicht nur aufgrund der Erwähnung der Beastie Boys und Kurt Cobain unvergessen. Bis heute verspürt man nach dem Hörgenuss den explosiven Drang, ohne Fallschirm aus einem Sportflieger zu springen oder wahlweise jemandem die Fresse zu polieren.

5 Fragen an ... Alec Empire (Atari Teenage Riot)

Welche Platte hast du dir zuletzt gekauft?

"Psychedelic Shack" von The Temptations auf CD. Habe ich zwar schon auf Vinyl, die liegt aber noch in meinem Keller in London rum. Ich liebe dieses Album. Großartiger Klang.

Zitiere eine Zeile deines Lieblingssongs.

MX-80 sangen einst "Why are we here?", was ja sowas wie die zentrale Frage überhaupt ist. Die einmalige Art, wie sie diesen Song spielten, bereitet mir immer noch eine Gänsehaut. Es fühlt sich an, als würdest du kurz vor deinem Tod in eine komplette Finsternis blicken. Unglaublich kraftvoll.

Dein wertvollster materieller Besitz?

Schwer zu sagen, vielleicht meine alte Gitarre aus Kindheitstagen. Immer wenn ich auf ihr spiele, versetzt es mich in diese Zeit zurück. Es ist nach wie vor erstaunlich, wozu Musik in der Lage sein kann. Die Art, wie sie klingt, unterscheidet sich von jeder anderen Gitarre, einfach weil ich so oft auf ihr gespielt habe. Wertvollster materieller Besitz ist vielleicht übertrieben, aber dieses Instrument bedeutet mir sehr viel.

Wovon bist du abhängig?

Von Tumblr. Man glaubt es nicht, was man da alles finden kann. Für mich definiert Tumblr eine neue Dekade. Es geht nicht darum, wie populär du online bist, sondern um die Freiheit, das verrückteste Zeug zu posten, scheißegal wem es gefällt. Tumblr ist für die menschliche Evolution wichtiger als Wikipedia, da es tatsächlich online abspeichert, wer wir sind.

Welche Berühmtheit, die du persönlich getroffen hast, machte einen großen Eindruck auf dich?

Berühmtheiten machen selten Eindruck auf mich. Ich bin immer wieder überrascht, wie farblos sie im Vergleich mit Künstlern aus dem Underground sind. Ich mag Menschen und kann sie relativ gut durchschauen. Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit Steven Levy, der in den 80ern das Buch "Hackers" geschrieben hat. Das war ein großartiges Gespräch über Internet-Technologie. Viel erfrischender als der übliche Musikszenen-Small Talk.

Am 17. Juni erscheint das neue Atari Teenage Riot-Album "Is This Hyperreal?"

Lieblingssong der Woche:

Schon wieder vier Jahre her, seit Hard-Fi ihr tolles, leider geflopptes Album "Once Upon A Time In The West" veröffentlichten. Die lange Pause hat ihnen hörbar gut getan, wie der dubbige Single-Grower "Good For Nothing" belegt. Schadet bekanntlich nie, hin und wieder alte Clash-Platten aufzulegen.

Michael Schuh hört Musik, beobachtet Kollegen und schreibt dann drüber. Personen, Orte und Handlung sind definitiv nicht erfunden. Weitere Anregungen und Indiskretionen bitte an den Schuhplattler michel@laut.de.

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