Der US-Rapper schlüpft in die Rolle bekannter schwarzer Persönlichkeiten von O.J. Simpson bis hin zu Will Smith. Lyrisch - und dank Deep-Fake-Technologie auch visuell.
Konstanz (jah) - Knapp vier Jahre hat Kendrick Lamar seine Fans auf eine neue Solo-Single warten lassen. Drei Tage vor dem Release seines frischen Albums ist der Rapper nun mit "The Heart Part 5" zurück. Der Song ist jedoch keine Auskopplung vom kommenden Longplayer, sondern eine Fortsetzung des Extra-Projekts "The Heart". 2017 releaste er eine Woche vor dem letzten Album "DAMN." bereits "The Heart Part 4".
Der am Sonntag erschienene, neueste Teil der Reihe sampelt Marvin Gayes "I Want You" von 1976 und ist musikalisch sonst gar nicht groß auffällig. Soul mit funkigen, poppigen und Hip Hop-Elementen. Dazu die atemberaubend guten Rap-Skills von Kendrick Lamar – aber die erwartet man mittlerweile ja auch einfach.
The Story of Kendrick. The Story of O.J. The Story of …
Inhaltlich ist das Konzept verschiedener Perspektiven essenziell für das Stück. Kendrick rappt zunächst aus eigener Perspektive, wechselt dann aber in die Sicht von anderen bekannten, schwarzen Persönlichkeiten. Die genannten haben alle etwas gemeinsam: sie haben ganz besonderen Status in der afroamerikanischen Community, sind alle aber auch nicht unumstrittene Persönlichkeiten, etwa O.J. Simpson, Jussie Smollett, Kanye West und aus aktuellem Anlass auch Will Smith.
Die Übergänge zwischen den Rollen und auch allgemein die Lyrics sind mal wieder Champions-League. Den Pulitzer-Preis 2018 und zahlreiche Grammys hat der US-Amerikaner nicht umsonst bekommen. Den kompletten Text hier auseinanderzunehmen, würde den Rahmen sprengen, wer sich ausführlicher dafür interessiert sei aber an die Kollegen von Genius verwiesen, die das hier bereits erledigt haben.
Deep-Fake mutiert Kendrick zu Kanye, Kobe und Co.
Auch das Video überzeugt – und das obwohl es nur aus einem einzigen Setting besteht. Kendrick steht mit weißem Basic-Shirt vor rotem Hintergrund und rappt. Die Deep-Fake-Technologie ermöglicht es ihm allerdings, auch visuell in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen. So sind plötzlich O.J. Simpson, Kanye West, Jussie Smollett, Will Smith, Kobe Bryant und Nipsey Hussle zu sehen.
Als Gesamtwerk hat Kendrick Lamar also mal wieder ein echtes Brett abgeliefert. Auch wenn der Song voraussichtlich nicht auf "Mr. Morale & The Big Steppers" zu hören sein wird: "The Heart Part 5" macht richtig Bock auf mehr.
3 Kommentare mit 12 Antworten
Wahnsinns Track!
Ich fresse einen Besen wenn Kendrick nicht AOTY droppt.
Wie so vieles von Kendrick seit section.80 ist mir das zu viel Kunst. Hier Mal ne Spur weg, da Mal n flowswitch weniger und er hätte mich mehr.
Bin ich dabei. Ich liebe Kendrick, der beste Hip Hop Artists seit der Jahrtausendwende. Aber ich finds falsch einfach alles was er macht als Überding zu stilisieren. Irgendwo anders habe ich zu einem Album die Bezeichnung "sich an Fan Erwartungen anbidernd" gelesen. Möchte das Kendrick nicht pauschal vorwerfen (vor allem nicht nachdem ich einen einzigen Track gehört habe), aber es wirkt so als hätte er den Anspruch unbedingt irgendwas super cooles, edgy, innovatives, megadeepstorytellingmäßiges machen zu müssen ohne sich auf seine wahren Stärken und die Basics zu konzentrieren. Der Track auf Albumlänge würde mich schon nerven, lockere Tracks wie ADHD oder Swimming Pools wären auch mal wieder schön.
"... lockere Tracks wie ADHD oder Swimming Pools wären auch mal wieder schön."
Die Tracks drehen sich um Drogenmissbrauch, ADHS, Alkoholmissbrauch und Gruppenzwang.
Section.80 und gkmc waren keine lockeren Alben, das war ebenfalls relativ schwere Kost und ist mMn auch seine Stärke.
Das Klangbild war nur entspannter und weniger fordernd. Würde die beiden ebenfalls tpab vorziehen, aber es ist nicht so, dass es vorher nicht überwiegend storytelling war oder inhaltlich da der große Bruch vollzogen wurde zu den Vorgängern.
"Die Tracks drehen sich um Drogenmissbrauch, ADHS, Alkoholmissbrauch und Gruppenzwang."
Da sieht man mal wieder, wie weit es mit dem Textverständnis von so Spargen wie Vantage her ist.
Vor allem findet am Ende von Swimmingpools ein Drive-by statt und einer stirbt und deshalb ist der nächste Track dannauch "Sing about me, I'm dying of thirst". Man könnte fast meinen, es gab ein Konzept.
Inhalte hat er immer gehabt und komplexe Themen angesprochen. Aber für mich war das eine Entwicklung zu immer mehr Verkopftheit und möglichst vielschichtiger Feuilleton-Orientierung. Tracks wie "Vanity slaves" oder "high power" haben auch ohne zwölf flowswitches und das wechseln in 21 Perspektiven funktioniert. Auf jedem zweiten Track muss der k.dot mittlerweile acht mal seine Stimme verstellen. Reicht ja nicht, dass er in meinen Augen eh schon eine nervige, weil hohe Stimme hat (persönlicher Geschmack), aber dann auch noch in doppelt so hoch, weil aus der Sicht einer Frau, brauche ich nicht.
@Hai und Haine: ich gehe jetzt nicht weiter auf eure Selbstoffenbarungen als Totalversager ein, wenn man es nötig hat sich ja schon fast persönlich wegen der Bezeichnung "locker" in einem Internetforum zu echauffieren. Wenn es wenigstens irgendeinen Grund dazu gegeben hätte okay, aber wie Haine ja selbst offenlegt gehts mir um seinen Sound als Ganzes. Das Kendricks Lyrics immer ein großes Gewicht hatten ist absolut klar, wie man das verpackt ist aber eine ganz andere Sache, auf eben besagten ADHD oder Swimming Pools (oder Money Trees usw usf..) klang das alles einfach viel, viel gelassener und cooler. Auch mein Lieblingstrack "the art of peer pressure" hatte einen besseren Vibe. Da kommt etwa nach 1,5 Minuten der überraschende Switch. Im neuen Album versucht er das imo künstlich bis zum Maximum zu treiben. Ist meine Meinung zum neuen Album. Finde es im Vergleich immer noch gut, aber in seiner Diskographie zähle ichs eher zu den schwächeren und ich fänds schade wenn er sich da in Zukunft verrennt.
Ich hab dich ausgelacht Junge, was redest du von echauffieren?
Nice die Geschichte musste gleich mal deinem Psychologen erzählen.
Ich bin verwirrt, gehst du nun drauf ein oder nicht?
Du schreibst hier einfach totalen Schwachsinn, dann musst du dir das auch gefallen lassen.
"Irgendwo anders habe ich zu einem Album die Bezeichnung "sich an Fan Erwartungen anbidernd" gelesen. Möchte das Kendrick nicht pauschal vorwerfen (vor allem nicht nachdem ich einen einzigen Track gehört habe)"
Du hast keinen Track von dem Album gehört, denn wie erwähnt, ist der Track nicht auf dem Album.
" aber es wirkt so als hätte er den Anspruch unbedingt irgendwas super cooles, edgy, innovatives, megadeepstorytellingmäßiges machen zu müssen ohne sich auf seine wahren Stärken und die Basics zu konzentrieren."
Also doch der pauschale Vorwurf, nachdem du keinen einzigen Track gehört hast, aber irgendwo eine Bezeichnung gelesen hast. Oder kommt der Vorwurf von der Handvoll Features in den vergangenen 3 Jahren?
Du bist einfach ein Trottel, der viel gefühlte Meinung, aber wenig Argumente hat.
Habe mal irgendwo die Bezeichnung gelesen, dass "Vantage ein belangloser Hurensohn ist". Fand das bis dato ziemlich hart und drüber, aber Zeiten ändern dich.
PS. ADHD = Ade HS
Nö gehe nicht darauf ein. Die Genugtuung sich hier im Forum groß zu fühlen möchte ich keinem nehmen.
Möchte "PS. ADHD = Ade HS" hiermit schonmal als Forums Punchline des Jahres nominieren.
Nachdem mich damn ziemlich kalt gelassen und hat und er danach quasi abgetaucht ist, bin ich mehr als positiv überrascht