Bühnencrash bei Pearl Jam, ein Rick Ross-Double und eine Thron-Anwärterin aus Island: Die Showdowns haben begonnen.

Konstanz (mis) - Die erste von drei "Showdowns"-Sendungen ist vorbei. Showdown, das klingt ein bisschen nach Wildem Westen mit Helden, Outlaws und finalem Shootout. Diese Assoziationen sind durchaus erwünscht, denn im Gegensatz zu den Battles bleibt diesmal auch draußen, wer im Duell unterliegt. Der Steal Deal, die Hintertür nach der Niederlage, ist passé.

Ebenfalls neu: Zwei Talente innerhalb eines Teams treten nun nacheinander mit einem Song eigener Wahl gegeneinander an. Für den Zuschauer ein klarer Gewinn, erfährt man so doch die Vorlieben des eigenen Favoriten, die auch auf die stilistische Richtung nach einem möglichen Staffelsieg hinweisen könnten.

Von der Nationalhymne zu Phil Collins

Nach der ersten "Showdowns"-Runde ist vor allem zweierlei festzuhalten: Das Recht, den eigenen Lieblingssong auswählen zu dürfen, bringt einen nicht automatisch schneller in die nächste Runde. Und der eigene Lieblingssong mag unter der Dusche spitze klingen. In einem Gesangswettbewerb sollte man dem Original aber auch eine eigene Note abringen können.

Genau dies war das Problem von Norisha Campbell, die in "All The Man That I Need" zwar fast so klang wie Whitney Houston, in ihrem makellosen Vortrag aber keinerlei Akzente setzte. Ganz anders dagegen die siegreiche Laura Kattan, die den Phil Collins-Heuler "Against All Odds" mit echtem Schmerz füllte. Vielleicht dachte Kattan dabei ja an ihren Stadion-Auftritt am Wochenende, wo sie für einen "Jahrhundertspiel" getauften Charity-Kick mit Mario Basler, Fredi Bobic und Thomas Häßler die Nationalhymne singen musste.

"Du hast zerstört" (Max Herre)

Richtig sympathisch wird "The Voice" immer dann, wenn Teilnehmer mit für ein Castingformat unkonventionellen Songs aufwarten: So zog etwa Philipp Bölter mit dem Beatles-Song "Come Together" ins Rennen gegen Tal Ofarim, der Pearl Jams "Alive" wählte. Beide legten eine furiose Show hin und dass letztlich Ofarim den Zuschlag seiner BossHoss-Juroren erhielt, konnte man einerseits nachvollziehen. Gleichzeitig warf das Duell die Frage auf, ob vielleicht nicht nur die Stimme, sondern auch der Partyfaktor den Ausschlag zum Weiterkommen gibt.

Bölter phrasierte viel, hatte den Saal aber schnell im Griff. Doch Ofarim hatte noch nicht einmal das Wort "Alive" im Refrain gesungen, da stand schon die halbe Halle inklusive Juroren und grölte mit. Kurz: Ofarim hatte einfach die dickere Partybombe. Als dann auch noch ein Stück der Bühnenbefestigung während seines Auftritts krachte, überstrahlten Ofarims Abräumerqualitäten alles vorangegangene. "Das ist die Metapher für das, was du hier gemacht hast – du hast zerstört!", lobte selbst Max Herre und wies BossHoss damit den Weg zur Entscheidung.

Islands Thorunn trotz falscher Songwahl weiter

Thorunn Egilsdottir, laut Jurorin Nena "meine isländische Rockelfe", zählt bereits jetzt zu den Anwärterinnen auf den "The Voice"-Thron. Ihre außergewöhnliche Stimme beeindruckt nicht nur die gesamte Jury, mit ihrer Kriegsbemalung spielt sie auch optisch schon in der Star-Liga.

Nun war es zwar schön, einmal eine Cardigans-Coverversion zu hören, der fürs Publikum weithin unbekannte Song "Please Sister" eignete sich dann aber doch weniger, um Egilsdottirs Stimme entsprechend gut herauszustellen. Ich vermute mal, Jurorin Nena wollte sie ohnehin weiterkommen lassen, denn der eher unscheinbare Jonas Pütz hatte neben der leuchtenden Sängerin von vornherein keine Chance. Doch Ehre wem Ehre gebührt: Pütz war wahrscheinlich der erste, der jemals auf ProSieben ein Joy Division-Shirt getragen hat.

Rick Ross-Double ist raus

Gar nicht sicher war dagegen der Sieg von Tesirée Priti ("Firework", Katy Perry), da sich ihre Konkurrentin Sibell bei Beyoncés "Work It Out" vielleicht eine Idee mehr ins Zeug legte. Samu Haber sah es anders und nimmt Priti mit in die Liveshows.

Begleitet wird sie von Yvonne Rüller, die mit Nnekas "Heartbeat" etwas überraschend Ashonte Dolo Lee ausstach, dabei hatte der sich extra als Rick Ross-Double herausgeputzt, inklusive acht verschiedener Halsketten.

Funk-Feuerwerk zu wenig für Herre

Die mutigste Entscheidung des Abends fällt jedoch Herre, der verdientermaßen Nico Gomez nach dessen superbem Stevie Wonder-Cover "Superstition" seinem Konkurrenten Isaac Roosevelt vorzog. Letzterer brannte mit dem vergleichsweise unbekannten Track "A Real Mother For Ya" von Johnny Guitar Watson ein Funk-Feuerwerk in der Halle ab und allein seine lässigen "Get up on your feet"-Zwischenrufe hatten James Brown-Qualitäten. Herre ließ sich von aller Showqualität jedoch nicht beirren: "Nico ist mehr der Sänger und das suche ich hier."

Richter wirft Rudolf raus

Ebenfalls knapp war die Entscheidung zwischen den Herre-Lieblingen Leon Rudolf und Peer Richter. Während Rudolf mit "Little Lion Man" von den Mumford & Sons einen für seine Stimme vielleicht zu lauten Song wählte, taktierte Richter schlau und traf mit Philipp Poisels einfühlsamem "Ich will nur" mitten in seines Juroren Herz. Die 16-jährige Debbie Schippers qualifizierte sich ebenfalls und schickte Janine Hecht nach Hause.

Enorme Gesangsqualität zeichnet diese Sendung nach wie vor aus, weshalb es wie ein schlechter Witz wirkte, was plötzlich im "The Voice"-Abspann zu lesen war: "Gleich: Hühnerhaut in Helsinki - So lebt Samu Haber". Wäre ja doch ein bisschen gemein, wenn man bei "The Voice" nur noch über die Kandidaten sprechen würde.

Fotos

Nena, Max Herre und Sunrise Avenue

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