Opel hat für einen Werbespot Tom Waits' Stimme imitiert. Der ist wenig begeistert und fühlt sich wie nach einer Transplantation tierischer Organe.

Konstanz (mma) - Des einen Freud' ist des anderen Leid. Die schwedischen 60s-Rock'n'Roller Caesars freuen sich dank iPod-Werbung über die neue Prominenz ihres 2003er-Hits "Jerk It Out", und auch Phantom Planets Hymne auf einen amerikanischen Sonnenstaat erobert durch die TV-Serie "O.C., California" ganze drei Jahre später wieder Chartsränge. So mancher Künstler findet aber wenig bis gar keinen Gefallen an der Verwendung von eigenen Songs als Werbejingle. So auch Folk-Poet Tom Waits. Der experimentierfreudige Quasimodo des Musikgeschäfts befindet sich gerade im Streit mit den Autobauern von Opel. Im skandinavischen Raum gibt es nämlich einen Fernsehspot, dem scheinbar Tom Waits sein markante Singstimme leiht.

Der stellt sofort klar, nichts mit dem Trailer zu tun zu haben. "Ich habe grundsätzlich etwas gegen die Verwendung meiner Stimme oder meiner Musik in der Werbung", rückt er gerade. Auch im Fall Opel gab es auf die Anfrage eine klare Absage. Sein Anwalt sei bereits konsultiert, aber die Erfolgsaussichten einer Klage gegen das Unternehmen stünden schlecht. Warum? Weil das Stück zwar nach dem (fast) unverwechselbaren Reibeisen klingt, es aber nicht Waits selbst ist, der singt. Opel erdreistete sich, die Sequenz von einem Stimmdouble einsingen zu lassen. Schließlich weiß man beim Original um seine Ablehnung, Songs für Spots herzugeben. Waits: "Was soll das? Werbung ist eine widernatürliche Nutzung meiner Arbeit. Es ist so, als hätte man mir einen Kuheuter an einer Seite meines Gesichts angenäht. Schmerzhaft und demütigend."

Offensichtlich stehen die Automobilhersteller mit ihm auf Kriegsfuß, denn der Opel-Spot ist bereits die dritte Urheberrechtsverletzung in kurzer Zeit. Zuvor hatte der Musiker Audi wegen unrechtmäßiger Verwendung eines seiner Stücke verklagt, und auch mit Lancia gab es einen Konflikt. "Wenn ich einen Opel, Lancia oder Audi stehlen, meinen Namen draufsetzen und ihn dann wieder verkaufen würde, käme ich ins Gefängnis", ärgert sich Waits. "Aber da drüben fragen sie, ich sage Nein, und sie holen sich Imitatoren."

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