Lieberberg nennt Naidoos Lied "zynisch und zwanghaft". Zuletzt hatte er den Sänger noch verteidigt.
Konstanz (kol) - Xavier Naidoo macht es Marek Lieberberg nicht leicht. Vor gut einer Woche hatte der Konzertveranstalter sich noch mit dem umstrittenen Sänger solidarisiert, indem er die Anzeige "Menschen für Xavier Naidoo" in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schaltete. Zuvor hatte der NDR den Sänger als Kandidaten für den ESC 2016 wieder zurückgezogen, nachdem der öffentliche Druck zu groß geworden war.
Jetzt bringt Naidoo seinen größten Fürsprecher Lieberberg mit dem Song "Nie Wieder Krieg" in Erklärungszwang. Der Song verwirrt mit fragwürdigen Textstellen und absurden Vergleichen.
"Zynisch, zwanghaft und geschichtsverfälschend"
In der Jüdischen Allgemeinen bewertete Lieberberg die Zeile "Muslime tragen den neuen Judenstern" heute als "zynisch, zwanghaft und geschichtsverfälschend". Er habe versucht, Naidoo über seine falschen Aussagen aufzuklären:
"(Ich) habe meine persönliche Betroffenheit zum Ausdruck gebracht und auf die Stigmatisierung meiner Verwandten hingewiesen. (...) Und dass es meines Wissens in ganz Europa keine einzige Moschee gibt, die bewacht werden muss - im Gegensatz zu den Synagogen." Naidoo zeigte davon anscheinend unbeeindruckt. Im Gespräch verwies der Mannheimer laut Lieberberg auf bisher zwei Millionen getötete Muslime.
Kein Grund zur Kritik an Naidoos Persönlichkeit
Im Interview versucht Lieberberg, zwischen der Person Xavier Naidoos und seinen Äußerungen zu differenzieren. Zwar beurteilt er Zeilen wie "Baron Totschild gibt den Ton an" als "geschmacklos", möchte den Künstler aber nicht danach bewerten: "(...) Wenn ich alle Songs meiner Künstler auf die Goldwaage legen würde, stellte sich bald heraus, dass sie sehr viele fragwürdige Textstellen enthalten. Ich bin kein Beckmesser!", erklärte der 69-jährige.
Naidoo sei weder antisemitisch noch homophob, allerdings sehr überzeugt von seinen "Wahrheiten". Den Auftritt vor einer Gruppe Reichsbürger im vergangenen Jahr sieht der Konzertveranstalter auch wegen Naidoos dort geäußerten Thesen zu 9/11 kritisch. Dennoch habe der Mannheimer seiner Meinung nach die Freiheit, sich an solchen Kundgebungen zu beteiligen. Auch die Anzeige in der FAZ hält Lieberberg nach wie vor für richtig: "(...) Die Aktion war ein Zeichen für Toleranz, dafür stehe ich uneingeschränkt."
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