laut.de-Kritik
Eine Königin beglückt nicht, sie lässt sich beglücken.
Review von Stefan MertlikImmer wieder verzögerte sich die Veröffentlichung von Nicki Minajs viertem Studioalbum "Queen". Medien und Fans spekulierten, Label und Künstlerin wären mit der Platte nicht zufrieden. Inmitten des Hypes um Newcomerin Cardi B schien der Stern Minaj langsam zu sinken. Doch Totgesagte leben bekanntlich länger.
Nach "Pink Friday", "Pink Friday: Roman Reloaded" und "The Pinkprint" wendet sich die Musikerin vom Purpurfarbton ab. Die von Lil Wayne entdeckte Prinzessin sieht sich mittlerweile als "Queen", die alles beherrscht. Und das will sie auch zeigen. Die Platte, die letztendlich eine Woche früher als angekündigt erschien, markiert ihr Revier und ist Werkschau zugleich.
Der Opener "Ganja Burns" präsentiert Minaj sowohl als versierte Rapperin als auch anständige Sängerin. "Unlike a lot of these hoes whether wack or lit / At least I can say I wrote every rap I spit", schießt sie ohne Namen zu nennen gegen die Konkurrenz. Dass Minaj damit Cardi B meint, die mit ihrem Album "Invasion of Privacy" Ansprüche auf den Thron anmeldete, dürfte kein Geheimnis sein. "I ain't ever have to strip to get the pole position", heißt es auf "Hard White" und räumt auch die letzten Zweifel aus, ob Minaj wirklich die Ex-Stripperin meint.
Diese Angriffslust zieht sich durchs komplette Album. Minaj inszeniert sich nicht nur auf dem Cover-Artwork als göttergleiche Königin, auch in der Musik lässt sie keine Schwächen zu. In jedem Lied spielt sie mit Flows, Worten und Stimme. Jeder soll mitbekommen, dass Minaj die beste Künstlerin ihrer Zunft ist. Inhaltlich passt sie sich dem an. Übersexualisiert, aber selbstbestimmt beglückt sie nicht, sondern lässt sich beglücken. "Barbie Dreams" – eine Hommage an Notorious B.I.G.s "Just Playing (Dreams)" – macht sich entsprechend über die Vorzüge anderer Rapper lustig: "Drake worth a hundred milli, he always buyin' me shit / But I don't know if the pussy wet or if he cryin' and shit".
Unterstützung holt sich Minaj zudem aus der A-Liga des Pop-Geschäfts. Gemeinsam mit Ariana Grande führt sie auf "Bed" das fort, was sie 2014 mit "Get On Your Knees" begann. Eminem lässt sich auf "Majesty" in einem besonders streberhaften Part über den Rap dieser Generation aus, und Foxy Brown schaut auf "Coco Chanel" für ein karibisches Gipfeltreffen vorbei. "Thought I Knew You" mit The Weeknd und "Chun Swae" mit Swae Lee gehen hingegen nach hinten los, da die Tracks nicht wie Nicki-, sondern wie Weeknd- und Swae-Lee-Songs klingen. Gastbeiträge überfluten die Platte trotzdem nicht. Auf 19 Stücke kommen 12 ohne ein Feature, und das steht dem Album.
Denn es stechen vor allem jene Momente heraus, in denen Nicki im Mittelpunkt steht. Auf dem Xylophon-Beat von "LLC" zeigt sie Muskeln, schnappt Ariana Grande auf der Ballade "Come See About Me" den größten Pop-Moment weg und singt sich in "Run & Hide" über ein sphärisches Instrumental. Hätte Nicki auf nichtssagende Lückenfüller wie "Miami" verzichtet, wäre "Queen" ein Meilenstein. So gehört die Platte aber immer noch zum Besten, was Pop-Rap dieses Jahr zu bieten hat.
12 Kommentare mit 10 Antworten
Beschte Albungcover! Hol ich auf jeden Fall Vinyl wenn kommt!
"Der Opener "Ganja Burns" präsentiert Minaj sowohl als versierte Rapperin als auch anständige Sängerin."
Bitte den Praktikanten feuern.
Er hat aber Recht. Aber stimmt schon, als anständiger Millenial muss man ja hip sein und mit der Zeit gehen und alles haten was auch nur im geringsten Angriffsfläche bietet. Das Nicki Minaj einer der besten weiblichen MCs ist steht außer Frage. Und das wüsstest du Bengel auch wenn du nicht die ungehörte 1/5 zücken würdest. Setzen, 6, zurück in Hauptschule.
Bei "anständiger Millenial" hört die Berweisführung für mich schon auf.
Der Versuch, eine sozioökonomische Stereotypisierung (inklusive der Formung haltloser Wahngebilde) auf nem Kommentar bzgl. einer Pop-Künstlerin zu gründen, ist ein wichtiges Merkmal für die Generation "Reaktionär-humorlose Dummschwätzer". (Den Terminus habe ich gerade festgesetzt).
Darüber hinaus will ich bitteschön nicht als "anständig" bezeichnet werden.
Du musst wissen GOffensive, der Schwinger bevorzugt das Attribut "gutbürgerlich", ist aber zumindendest so reflektiert zu wissen, dass das mit Anstand eigentlich nichts zu tun hat.
1A Pop-Rap, wie im letzten Satz schon steht. Da stimme ich zu. Und ja, allein die "Fülle" (inklusive Lückenfüller) stört ein wenig. Aus meiner Sicht im Vergleich "Pinkprint" etwas angenehmer hörbar, auch wenn mir ein EDM-infused-Banger fehlt.
Was für eine belanglose Platte. Durchgehört, 1,5/5. Die Features finde ich absolut unhörbar, gerade Lil Wayne scheint ja maximal high gewesen zu sein, so wie der lallt. Hammerschlecht.
Hör seit zwei Wochen nur das. Ihr bestes Album. "Chun Li" und "Coco Chanel" sind wohl ihre stärksten Songs bis jetzt.
Die Bitch ist einfach cool !! Platte nicht so überzeugend für mich wie der Vorgänger aber es sind ein paar richtig gute Knaller drauf. Und die Lückenfüller sind immer noch cool.