laut.de-Kritik
Kraftvoll, episch, treibend und sanft. Metal vom Feinsten eben.
Review von Andrea VetterNightwish liefern mit ihrem vierten Studioalbum eine Scheibe ab, wie man sie von den genialen Finnen erwartet. Kraftvoll, episch, treibend und sanft. Metal vom Feinsten eben. Wieder schaffen es die Musiker, Fans der verschiedensten Stilrichtungen zu begeistern. Sowohl Gothics als auch hartgesottene Metal-Mattenschwinger schwärmen von der begeisternden Power-Metal-Instrumentierung und dem perfekten Gesang von Tarja Turunen, eigentlich Opernsängerin. Neu ist das Orchester, das bei vier Stücken die Hände mit ihm Spiel hat, und dem Sound überaus gut tut. Durch die ehrliche Instrumentierung mit Streichern bekommen die Stücke eine Klarheit und Direktheit, die bei Nightwish durch den häufig überlagernden Keyboardsound manchmal etwas gefehlt hat. Der volle und stark pathetische Sound der letzten Platte ist einer neuen Linie, die ordentlich was auf die Ohren gibt, aber auch Tarjas Stimme in einer frischen Unschuldigkeit aufleben lässt, gewichen.
"Bless The Child" ist ein kraftvoller und sehr klarer Opener, der an das Debut-Album erinnert in seiner reinen Linienführung und seiner Konzentration auf Tarjas Stimme. Das Orchester unterstreicht den Sound unaufdringlich, und passt perfekt. Ein starker Song, der sich vom mitunter pathetischen Metal wohltuend abhebt. Es folgt "End Of All Hope", episch und zweistimmig, wie auch der dritte Track. "Ever Dream" dann wieder mit Orchester, sehr soft und klar. "Slaying The Dreamer" kommt, wie der Name unschwer erraten lässt, weniger verspielt rüber. Hart und aggressiv gehen die Finnen hier zu Werke. Ein Song um das Haar zu schütteln. Durchaus eine gelungene Abwechslung auf der Scheibe, die wahren Stärken der Band liegen allerdings wohl eher in den harmonischeren Stücken.Nightwish brauchen sich nicht zu schämen, wenn sie das reine Geknüppel anderen überlassen.
"Slaying The Dreamer" hört sich eher wie ein Experiment an, ist als solches interessant, dabei sollte es allerdings auch bleiben. Tuomas Holopainens Stärke, einprägsame Songs mit Wiedererkennungs-Refrain zu schaffen, wird bei "Ocean Soul" offensichtlich. Bei "Feel For You" hat der neue Bassist Akzente gesetzt. Und dann folgt "The Phantom Of The Opera" aus Webbers Erfolgs-Musical. Ein Song, wie gemacht für Nightwish. Die Frage ist zwar, ob es eine neue Cover-Version der Musical-Schnulze braucht; solide umgesetzt und perfekt in die eigene CD eingepasst ist das Stück jedoch sicherlich. Und dann zum Abschluss das ausschweifende dreiteilige Opus "Beauty Of The Beast". Nicht schlecht.
Nur in Nuancen hat sich Nightwish mit "Century Child" verändert, allerdings zum Vorteil. Insgesamt erinnert "Century Child" wieder mehr an das Debut-Album, was sicherlich auch daran liegt, dass der Gesang teilweise wieder zweistimmig ist, denn der neue Bassist Marco Hietala trällert mit Tarja im Duett. Diese Platte ist, wie erwartet, ein Muss.
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