laut.de-Kritik

22.000 Ultras feiern den King: Ein Gourmet-Happening für alle Britpop-Feinschmecker.

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Mit seinem ersten Solo-Album nach der unrühmlichen Oasis-Trennung 2009 traf Noel Gallagher 2011 voll ins Schwarze. Fans und Kritiker lobten das halbakustische Werk gleichermaßen in den Himmel. Auch die anschließende Tour glich einem Triumphzug sondergleichen. Den Tour-Höhepunkt markierte ein kalter Februar-Abend in der Londoner O2-World mit 22.000 Zuschauern.

Bereits beim Opener, der Oasis-B-Seite "(It's Good) To Be Free", wird klar, dass es sich bei dieser Show um ein Doppelkonzert handelt. Es spielen auf: fünf Mann inklusive Chor und Bläser auf der Bühne und 22.000 Ultra-Fans vor der Bühne. Beide Parteien liefern sich in den kommenden gut 100 Minuten ein stimmgewaltiges Synchronduell, das selbst einem erfahrenen Mann wie Gallagher ab und an ein zartes Lächeln abverlangt.

Jeder einzelne der insgesamt zwanzig präsentierten Songs wird frenetisch abgefeiert. Man braucht eigentlich gar nicht auf den Bildschirm zu schauen, um sich der epischen Stimmung bewusst zu werden, die an jenem Abend die Londoner Vorzeige-Arena in ihren Grundfesten erschütterte. Mit einer ausgewogenen Melange aus Solo-Stücken und antiquiertem Oasis-Material serviert Noel seinen Jüngern genau das, wonach es ihnen dürstet.

Warm, lässig und dennoch mit reichlich Dynamik versehen: Songs wie "Everybody's On The Run", "Supersonic" oder "Talk Tonight" klingen wie aus einem Guss. Nichts wirkt gekünstelt, kein Gitarrenanschlag ist zu viel: alles passt. Zwischen den Live-Impressionen entführt die Regie Augen und Ohren immer wieder einmal nach draußen: Noel beim Fußballgucken, beim immer wieder unterhaltsamen Frage- und Antwort-Spiel mit Presse, Funk und Fernsehen und beim Sightseeing. Noel überall. So soll's sein, schließlich stand der Gute lange genug völlig unterschätzt im Schatten seines mitunter doch recht anstrengenden Bruders Liam.

Das ist nun Vergangenheit. Und man merkt dem Briten die Freude an der neu gewonnenen Freiheit mit jedem gespielten Akkord sichtlich an: "It's good to be free", heißt es im Einsteiger. Passender geht's nicht. "International Magic Live At The O2" versprüht letztlich all die geballte Magie, die der Britpop-Co-Founder seit mittlerweile über zwanzig Jahren in die weite Welt trägt und sorgt mit zusätzlichem Bonusmaterial, etwa einem Unplugged-Konzert in Toronto, der gefeierten Video-Trilogie "Ride The Tiger", sowie der kompletten NME-Awards-Show aus dem Jahr 2012 für ein wahres Gourmet-Happening für alle Britpop-Feinschmecker.

Trackliste

  1. 1. (It's Good) To Be Free
  2. 2. Mucky Fingers
  3. 3. Everybody's On The Run
  4. 4. Dream On
  5. 5. If I Had A Gun
  6. 6. The Good Rebel
  7. 7. The Death Of You And Me
  8. 8. Freaky Teeth
  9. 9. Supersonic
  10. 10. Record Machine
  11. 11. AKA...What A Life!
  12. 12. Talk Tonight
  13. 13. Soldier Boys & Jesus Freaks
  14. 14. Broken Arrow
  15. 15. Half The World Away
  16. 16. Stranded On The Wrong Beach
  17. 17. Whatever
  18. 18. Little By Little
  19. 19. The Importance Of Being Idle
  20. 20. Do't Look Back In Anger

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7 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Noel ist ein Übergenie und JEDER der sich auch nur ein wenig mit Oasis beschäftigt hat in der Vergangeheit weiß darum - Noel war zu keiner Zeit unterschätzt und stand auch nie im Schatten von Liam, das war höchstens für MTV/Viva und deren Lemming-Publikum so.
    Die DVD wird heißlaufen bei mir, die Platte ist einfach so unfassbar genial, dass ich wirklich Tröpfchen inne Butz habe, wenn ich an (den bereits angekündigten) Teil II denke.
    Noel und Pressekonferenzen? Beste Unterhaltung! Niemand ist so schnodderig, trocken und mieslaunig mit der Presse wie Noel, great! :)

  • Vor 11 Jahren

    Noch keiner geguckt? Werde sie wahrscheinlich Samstag gucken, bin gespannt wie Flitzebogen, ey!

  • Vor 11 Jahren

    2 Kommentare, ey. Wer hat es gesehen und will Senfen?

  • Vor 11 Jahren

    ich habs gesehen, habs geadelt und bin immer noch begeistert!

  • Vor 11 Jahren

    Habs mittlerweile natürlich auch und bin im Großen und Ganzen ziemlich angetan. Natürlich, 2-3 Lückenfüller sind drauf und selbstverständlich ziehen die Oasis Tracks bei mir noch viel mehr als seine Solo-Songs. Dennoch ein sehr stimmiges Konzert und mit DLBIA zum Schluss absolute Gänsehaut.
    Noel wirkt viel offener, nicht verbittert, redet mit dem Publikum, lacht, zollt seiner famosen Band Respekt und scheint sichtlich großen Spaß zu haben. Da hab ich von früheren Oasis Konzerten noch ganz andere Erinnerungen.
    Ein wenig kritisieren muss ich die Einspielfilme zwischendurch. Denselben Fehler haben sie schon seinerzeit bei der 'There and Then...' gemacht, stört einfach und hätte als Extra viel besser gepasst.
    Auch musste ich mich erst an die Abmischung gewöhnen. Für meinen Geschmack ein bisschen zu viel Hall (weswegen Noels Gesang zeitweilig sogar ein wenig schwer zu verstehen ist). Auf der anderen Seite klingt das alles natürlich verdammt 'live' und authentischer als manch anderes abgemischtes Konzert.
    Alles in Allem bin ich wirklich sehr angetan und wünsche mir selbiges jetzt auch von Beady Eye.
    (Wobei ich eigentlich noch viel mehr auf die zumindest halb angekündigte Jubiläums Konzert-DVD vom Knebworth Gig 96 warte. Ich liebe die beiden Auftritte abgöttisch und würde alles für eine remasterte Blu Ray davon geben...)

  • Vor 11 Jahren

    Hach.. wenn Liam so schwärmt.. DAnke für Deinen Eindruck, mein Bruder im Geiste! :)