laut.de-Kritik

Etwas mehr Pep hätte den Arrangements nicht geschadet.

Review von

Die Musik befindet sich im steten Fluss. Nylon präsentieren sich auf ihrem dritten Album in ausgesprochen relaxter Verfassung. Zurückgelehnt, locker und entspannt klingen die elf Songs, die Lisa Bassenge und ihre Mannen uns diesmal präsentieren.

Bei all der loungig-sanften Atmosphäre und der auf dem Silbertablett präsentierten Melancholie geht jedoch etwas die Spannung verloren, die den Vorgänger "Eine Kleine Sehnsucht" noch ausmachte. Etwas mehr Pep hätte den Kompositionen und Arrangements sicher nicht geschadet. Stattdessen durchzieht eine gewisse Larmoyanz die Songs, die das Klangbild über weite Strecken prägt und die Stimmung ins Neblige abdriften lässt.

Im Schwabbeligen, Ungreifbaren darf man ruhigen Gewissens auch des öfteren auftauchende Längen verorten, wenn zum Beispiel ein Instrumental zum Ausklang eines Liedes eine ganze Minute ein und dasselbe Thema runterbetet ("Sie"). "Damals" lässt von solcherart gelagerter Monotonie noch nichts erahnen. Zwar schippert auch der Opener in seichten Gewässern, hat aber stets ein Ziel vor Augen. Neue Besen kehren bekanntlich gut. Und wenn diese einen hübschen Takt auf dem Schlagzeug vorgeben wie in vorliegendem Fall, paart sich das Laid Back-Gefühl sehr gut mit Lisas tristen Worten, die - wer hätte es gedacht - der Vergangenheit nachtrauert. Ebenfalls wunderbar geraten: "Ein Tag, Den Du Magst", in dem Bassenge die kleinen, unscheinbaren Dinge thematisiert, die einen davon überzeugen, dass das Leben schön sein kann.

Das gelingt der Sängerin aber nicht immer so gut. Das direkt anschließende - von der instrumentalen Seite her gefällige - "So Weit, So Weit" (im Original von Carole King) liegt hingegen quer im Gehörgang. Dahin geworfene, etwas bemüht auf Reim getrimmte Zeilen schwingen im Trommelfell etwas asynchron. Dies überträgt sich auch auf die instrumentale Seite. Angejazzte Keyboardklänge und synthetisches Schlagzeug juckeln im Verbund mit Lisas kühlem Vortragsstil geradewegs in Richtung Muzak.

Der allzu große Gleichklang des Albums offenbart sich erst, nachdem man der Scheibe einige Male gelauscht hat. Für sich gesehen nehmen sich die einzelnen Oeuvres gar nicht einmal so schlecht aus, im Gesamtzusammenhang plätschert vieles jedoch nur vor sich hin. Zwischen ganz großen Nummern wie den Covers von Marlene Dietrichs "In Den Kasernen" und "Der Mond Hatte Frei" (Hildegard Knef) schmuggelt sich jedoch auch immer mal wieder weniger Interessantes.

So zum Beispiel das Instrumentale Interlude "2:30 h", das sich zwar nahtlos in das Gesamtbild einfügt, im flauschigem Rhythmus aber einmal mehr lediglich vor sich hin schlurft. Das oben schon erwähnte und absolut vergessenswerte Krug-Cover "Sie" ist als krönender Abschluss leider schlecht gewählt, vielleicht hätte gerade an dieser Stelle der Trackliste ein Kontrapunkt zur nivellierten Softheit gut getan.

Trackliste

  1. 1. Damals
  2. 2. Ein Tag, Den Du Magst
  3. 3. So Weit, So Weit
  4. 4. Ausgedacht
  5. 5. Lass Mich Nicht Gehen
  6. 6. In Den Kasernen
  7. 7. Der Mond Hatte Frei
  8. 8. 2:30h
  9. 9. Das Geht Mir Ans Herz
  10. 10. Die Nacht War Blau
  11. 11. Sie

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