laut.de-Kritik
Die Belgier verabschieden sich vom reinen Doom Metal.
Review von Michael EdeleJunge Junge, was uns Oceans Of Sadness auf ihrem Drittwerk "Send In The Clowns" vorlegen, ist nicht von schlechten Eltern. War ich nach den ersten Durchläufen alles andere als begeistert, so erschließt sich das Album mehr und mehr, je öfter es sich im CD-Schacht dreht.
Genauso gegensätzlich und unterschiedlich wie Bandname und CD-Titel klingen auch die Songs; die Belgier wildern in allen metallischen Genres und vermischen ihre Einflüsse ohne Rücksicht auf Konventionen oder Grenzen. Dass sie dabei hin und wieder über's Ziel hinaus schießen, lässt sich beinahe nicht vermeiden, ändert aber nichts an der Klasse der Scheibe.
Ein großes Fragezeichen hängt mir beispielsweise bei den seltsamen Intros "Communication-> Relation-> Illusion", "Conflict-> Error-> Disillusion-> Denial" und "Frustration-> Anger-> Resignation" über der Denkleiste. Zuerst hört man Baby-Gequengel und seltsames Gelächter, dann Schafe oder Ziegen auf Helium seltsames Gebrabbel blöken, und schließlich jammert ein Kind und seltsame Musik ertönt. Äh, ja, seltsam eben.
Dann legen Oceans Of Sadness aber endlich los - "Who's In Control" zeigt sämtliche oben erwähnten Eigenarten der Band. Sänger Tijs strapaziert seine Stimmbänder von tiefen Grunts über hymnische Strophen bis hin zu den extremen Screams eines Dani Filth.
"Two Voices" ist ein astreiner Thrash-Song, der ohne weiteres den Spirit der alten Bay Area wieder aufleben lässt. Wenn sie auf die billigen Keyboards verzichtet und sich ein besseres Solo aus den Rippen gequetscht hätten, wäre dies das absolute Highlight der Scheibe.
Wie sich beide Gitarren und die Keyboards-, bzw. die Pianoparts bestens verbinden lassen, zeigt die Band bei Tracks wie "Eyes Like Fire" oder dem instrumentalen "Ode To The Past". Wie unberechenbar die Belgier aber wirklich sind, demonstriert "Precious Gold" mit seinen Flamenco-Einlagen. Nicht unbedingt sehr typisch für Bürger aus dem Frankreich-Ableger.
"Send In The Clowns" ist es also durchaus wert, dass man sich eine Zeit lang damit beschäftigt. Durch die Vielfalt der Stile und Kompositionen wird die Scheibe auch bestimmt nicht so schnell langweilig.
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