laut.de-Biographie
Of Mice & Men
Ausgerechnet Pop-Queen Lady Gaga war dazu bestimmt, der Metalcore-Band aus Costa Mesa, Kalifornien zu deren erstem Platten-Deal zu verhelfen. So geschehen anno 2009, als der Amerikaner Austin Carlile (zuvor bei Attack Attack!) und der Neuseeländer Jaxin Hall eine veritable Metal-Version des Gaga-Hits "Poker Face" aufnahmen. mit dabei: Valentino Arteaga (Schlagzeug), Jonathan Kintz(E-Gitarre) und Phil Manansala (E-Gitarre).
Rise Records muss diese windschiefe Fusion derart weggeblasen haben, dass das Label die Gruppe unter dem Namen Of Mice & Men kurze Zeit später unter Vertrag nimmt. Bereits zuvor überzeugten die Akteure User via Myspace von ihrem Talent: Innerhalb kürzester Zeit stehen eine Millionen Abrufe zu Buche.
Der Name zeugt - entgegen ihres knorrigen Metal-Sounds - von einem gewissen Feingest. Denn Of Mouse & Men bezieht sich einerseits auf den gleichnamigen John Steinbeck-Roman, gleichzeitig aber auch auf eine Zeile aus Robert Burns Gedicht "To a Mouse".
Im Jahre 2009 begibt sich die Band, deren Besetzung öfters mal wechselt nach Connersville, Indiana um das selbstbetitelte Debüt aufzunehmen, dessen Release die Gruppe gezwungenermaßen nach hinten verschieben muss. Fans hatten zuvor Website der Band gehackt. Das musikalische Fabrikat schlägt im Post-Hardcore-Gewand derweil irgendwo zwischen The Devil Wears Prada und We Came As Romans ein.
Es folgen zahlreiche Tourangebote und alles deutet bereits auf den Durchbruch hin, als sich Fronter Carlile einer Herz-OP unterziehen muss und damit erst mal flach liegt. Jerry Roush von den aufgelösten Sky Eats Airplane soll eigentlich nur vorübergehend einspringen, doch da sich das Verhältnis zwischen Carlile und seinen Kollegen verschlechtert hat, kehrt er nach der Reha nicht mehr zurück - und Roush bleibt an vorderster Front.
Der nächste Bruch folgt mit dem Ausstieg des zweiten Gründungsmitglieds: Bassist Jaxin Hall gibt im Sommer 2010 bekannt, sich mehr seinem Privatleben und der eigenen Modemarke "Love Before Glory" widmen zu wollen. Und neun Monate später, holt sich doch tatsächlich Carlile seinen angestammten Platz am Scream-Mikro zurück. Indessen hat Shayley Bourget von der Gitarre an den Bass gewechselt.
Trotz dem wirren Hin und Her steht 2011 der Nachfolger "The Flood" parat, der noch ausgereifter mit Nu Metal, schmetternden Breakdowns und energetischen Shouts jongliert. 2012 hängt Bourget allerdings den Tieftöner wegen Alkoholproblemen und Depressionen an den Nagel. Für die Warped-Tour 2012 übernimmt Aaron Pauley von Jamies's Elsewheream den Posten.
Anfang 2014 schiebt das Quintett schließlich Album Nummer drei nach, das auf den Namen "Restoring Force" hört und in den Charts direkt unter den Top 20 landet. Produzent David Bendeth (Kaiser Chiefs, Papa Roach, Paramore) gelingt es, eine Art Familiengefühl innerhalb der Band zu erzeugen.
Auch musikalisch betrachtet, stimmen Of Mice & Men etwas harmonischere Klänge und melodiösere Hooks an, ohne dabei gänzlich in die Mainstream-Ecke abzudriften. Im Sommer desselben Jahres stürmen die Mannen dann auch erstmals die Bühnen der deutschen Festivals Rock am Ring und Rock im Park. Linkin Park nehmen die die Kalifornier dann gleich ins Vorprogramm ihrer Europatour Ende 2014 auf.
Die Erfahrungen, die sie auf europäischen Bühnen sammeln, entlädt sich in einer CD/DVD-Veröffentlichung im Mai 2016. Mit "Live In Brixton" präsentieren Of Mice & Men, nachdem "Restoring Force" erstaunliche Erfolge in den Indie/Rock-Charts feiert. Genau einen Monat später erscheint das vierte Studioalbum "Cold World".
Kurz zuvor allerdings begibt sich Austin Carlile in ärztliche Obhut. Der Grund: Herzprobleme und eine im Zuge dessen dringend notwendige Operation. Sein Gesundheitszustand zwingt den Sänger schon im Vorjahr zu einer Auftrittspause – im Herbst 2016 müssen Of Mice & Men deswegen ihre laufende Tour vorzeitig abbrechen. Bald ist klar, dass es auf Dauer so nicht weitergehen kann und Ende Dezember verkündet Carlile seinen Rücktritt.
Statt einen Ersatzmann außerhalb des Bandgefüges zu suchen, übernimmt fortan Bassist Aaron Pauley sämtliche Vocalpflichten. Sein Debüt in dieser Rolle gibt er bereits im Frühjahr 2017. Zwar erscheint das fünfte Album "Defy" erst im Januar 2018, doch einige musikalische Vorboten schicken Of Mice & Men schon vorher los, um zu zeigen, dass man sie trotz des Verlustes am Mikro nicht abschreiben muss.
Im Gegenteil, das Quintett spielt sich ein und bleibt trotz radikalem Umbruch eine feste Größe im Metalcore. Weil Pauley nun die komplette Farbpalette bedient, verleiht er dem ziemlich schnörkellosen Mix aus Härte und warmen Melodien eine ganz eigene Handschrift. Unter der Ägide von Produzent Josh Wilbur (Lamb of God) erscheint 2019 der nächste Arbeitsnachweis: Earthandsky. Das Ergebnis kann sich hören lassen. So kompromisslos und brachial haben die Kalifornier selten abgeliefert.
2020 stehen Vergewaltigungsvorwürfe gegen Ex-Shouter Charlie Austin im Raum, von dem sich die Band anschließend entschieden distanziert. Im Zweijahresrythmus geht's nach einem ersten Auftritt beim Wacken und Corona-Zwangspause mit der nächsten Veröffentlichung weiter. "Echo" erscheint am 3. Dezember 2021. Viele gut gebaute Songs treffen auf einen ausgereiften Sound. Die Pause hat gut getan.
Of Mice & Men bleiben umtriebig, produzieren mehr Musik als Schlagzeilen. Nur zwei Jahre später steht mit "Tether" schon die nächste Platte in den Startlöchern. Ein Gratmesser für die Zeit nach Charlie Austin. Nach dem gelungenen "Echo" schwebt über dem vierten Streich in neuer Besetzung die Frage, ob sich die wohlige Komfortzone nochmal aufbrechen lässt oder weiter solider bis guter Metalcore im Windschatten vieler anderer Bands ausreicht.
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Jerry Roush spielte bei Sky Eats Airplane. Airplane fehlt. Und im vorletzten Satz hat sich ein "http://" eingeschlichen. Ansonsten ganz gut, die Bio