laut.de-Kritik
Der Nouvelle Vague-Kopf in der Rolle des Chansonniers.
Review von Daniel StraubMit dem Namen Olivier Libaux dürften allenfalls frankophone Musikfreunde etwas anfangen können. Bringt man dagegen den Namen seines bekanntesten Projekts ins Spiel, sieht die Sache gleich ganz anders aus. Nouvelle Vague heißt das international erfolgreiche Coverprojekt von Olivier Libaux und Marc Collin. "Imbécile" ist das dritte Soloalbum von Libaux, und es zeigt den vielseitigen Musiker, Komponisten und Produzenten einmal mehr von einer bislang wenig bekannten Seite.
"Imbécile" sucht seine Bezugspunkte vor allem in der großen Zeit des Chanson, angereichert mit einem vorsichtigen Hauch Jazz. Tragendes Element des Konzeptalbums ist Libauxs Spiel auf der akustischen Gitarre. Schlicht, aber wirkungsvoll begleitet er die Songs, von Fall zu Fall unterstützt von Kontrabass, Klavier und dezenter Percussionbegleitung. Richtiges Leben hauchen den oftmals humoristischen Musical-Songs die unterschiedlichen Charaktere am Mikrofon ein.
Die weiblichen Stimmen seiner Lieder sind Héléna Noguerra und Barbara Carlotte, die beide schon bei Nouvelle Vague mit dabei waren und damit ihre Karrieren als Solosängerinnen angestoßen haben. Die männlichen Parts sind der französische Popstar Philipe Katerine, der zugleich auch Noguerras Ehemann ist, und der in seinem Heimatland als Urgestein des Rock gefeierte Gitarrist und Sänger JP Nataf.
Es sind die ausdrucksstarken Stimmen, die "Imbécile" zu einem Album voller Lebendigkeit und Emotion machen. Jede Stimme repräsentiert eine eigene Rolle. Im Dialog lässt Libaux seine Charakter zur Entfaltung kommen. Die einzelnen Songs beziehen sich aufeinander, sind in einen übergeordneten Zusammenhang gestellt. "Imbécile" ist ein Album voll Chansons und gleichzeitig eine kurzweilige Musical-Aufnahme.
Der Opener "Générique" gibt sich noch zurückhaltend und verzichtet auf Gesang. Aber bereits der zweite Titel "Imbécile" nimmt die Hörer mit lockerem Swing für sich ein. Getragen von einem Groove, der in Kurt Weill und Django Reinhardt seine wichtigsten Bezugspunkte hat, führt Libaux mit traumtänzerischer Leichtigkeit durch das Album. "Le célibat" sorgt zwischendurch für einen melancholischen Moment. "Mon idéal" greift die Stimmung auf und leitet damit die zweite Hälfte von "Imbécile" ein.
Zwei drei erfrischende Chansons später ist alles vorbei. Auf knapp 40 Minuten Spielzeit bringt es "Imbécile", ein kurzes Vergnügen. Aber eines, das ganz ohne Durchhänger auskommt. Olivier Libaux hat mit "Imbécile" ein Album veröffentlicht, das zeigt, warum er zu den vielseitigsten Pop-Produzenten zählt.
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