laut.de-Kritik
Verheddert im Netz der Widersprüche.
Review von Dominik Lippe"Hinter mir liegen sieben Werke." Obwohl ihn keine überragenden Alleinstellungsmerkmale auszeichnen, hat sich PA Sports seit seinem Debüt "Streben Nach Glück" eine stabile Karriere aufgebaut. Im vorliegenden achten Soloalbum setzt er im "Intro" den sympathischen Ton für die folgende Stunde: "Es ist alles so wie früher. Außer paar Millionen mehr, alles so wie früher. Der Neid in meiner City, alles so wie früher." Nebenbei kündigt sich im ersten Song auch direkt das gravierende Manko an. "Keine Tränen" strotzt nur so vor Widersprüchen.
"Die Bezahlung für dein scheiß Leben trag' ich nebenbei" folgt auf die Feststellung: "Ich kämpfe mein Leben lang". Ungerührt kombiniert er Arroganz mit Verletzlichkeit. Während er selbst kompromisslos nach Reichtum strebt und aus wolkigen Höhen auf "Pussys" herabschaut, beschwert er sich ständig über andere, die ihrerseits die Kunst des Krieges exerzieren. "Brüder werden Hyänen", stellt er wenig überraschend fest, nur um später selbst so zu handeln ("Wollte Bruder sein, doch wurde zum Geschäftsmann") und den Fehler zu wiederholen, Privates und Geschäftliches zu vermischen.
Nach drei protzig vorgetragenen Songs erfolgt mit "Hellwach" die Vollbremsung. Bis ins Mark erschüttert gelangt PA Sports zu der Erkenntnis, dass ein üppiges Konto gar nicht per se den Weg zu ewigem Glück ebnet: "Warum fühl' ich keine Endorphine mehr?". Nachdem der Essener also zunächst seine Überlegenheit über die Einnahmen definiert hat, fordert er nun Mitleid ein, weil ihm die Unsummen kein Lächeln ins Gesicht zaubern: "Denk' an die alten Tage hin und wieder. Frag' mich, warum wir nicht sind wie früher". Zumindest MoTrip nutzt das sanfte Instrumental um Inhalte zu vermitteln.
Bereits in "OK" kämpft sich PA Sports wieder aus dem Tief heraus, um sich den drei zentralen Säulen des Themas Geld zu widmen. Die alles in den Schatten stellende Bedeutung des schnöden Mammons, der lebenslange Kampf um Wohlstand und der fortwährende Neid, den die zur Schau gestellte Pinkepinke im gemeinen Volk auslöst. Wieder und wieder warnt er im Verlauf des Albums vor der "Gefahr durch Hyänen". Offensichtlich erlebt er seinen Alltag im Stil vom "König der Löwen" als ständige Bedrohung durch aufmarschierende Aasfresser in Leni-Riefenstahl-Ästhetik.
In "Inshallah" variiert er die zoologischen Ausflüge ins Reich der sündhaften Missgunst: "Umgeben von den Schlangen, die mich fressen, wenn es passt." Dennoch gehört das Stück zu den spannenderen Beiträgen, da sich der Rapper als Singer/Songwriter versucht. Für die Chuzpe verdient PA Sports Anerkennung. Die bescheidene Instrumentierung kommt auch in "Essen" und "OK" zur Geltung. Der ehemals als Joshimixu bekannte Produzent Miksu versetzt den Hörer im Letztgenannten in eine angenehme Trance, in die sich auch der Autotune-Einsatz passend einfügt.
Noch gelungener fällt "Suizid" aus. Dass PA Sports und Kianush prima miteinander harmonieren, stellten sie vergangenes Jahr mit "Desperadoz II" unter Beweis. Für "Keine Tränen" lassen sie ihre Gedanken um Selbsttötung kreisen. Während sich der gebürtige Iraner bei der Schilderung rabiater Methoden in Rage rappt, findet der Hauptdarsteller einige seiner besten Verse: "Ich sehn' mich nach dem Meer. Will testen, wie weit ich kommen kann". Aufgrund des Werther-Effekts benötigt der Song eigentlich ein akustisches Äquivalent zu den Warnungen in Presseberichten über das heikle Thema.
Am Ende lässt das verzerrte Vocalsample aus Craig Davids "Walking Away" in "Realtalk" kurz aufhorchen, bevor er sich in einem unstrukturierten Text verheddert. So bleibt "Suizid" leider die Ausnahme, die mit echter Schwäche eine Fallhöhe erzeugt. Anstelle echter Geschichten und Emotionen verkauft PA Sports eine Figur, die in Bezug auf ihre Widersprüchlichkeit ihresgleichen sucht. Dem Essener wird solche Kritik wohl gleichgültig sein. Weniger Pose stünde nur seinem zentralen Anliegen im Wege: "Wenn du real bleibst, kriegst du gar nichts.".
5 Kommentare mit 6 Antworten
PA ist ein Ehrenmann. Generell stabiler Sound, stabiler Typ
#CCN4, oder?
PA ist eher ein CCN6-Kandidat. Aber mag den an sich auch relativ gerne im Vergleich zu anderen Müllmenschen in der Szene, wenn er sich nicht gerade über die wahren Bauherren der Pyramiden den Kopf zerbricht. Stimmlich und musikalisch aber nicht mein Fall.
Die witze über seine körpergrösse auf yt sind das beste an ihm.
Fav sollte ihn mal wieder dissen.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Ist der nicht seit Monaten verschwunden und seit längerem ein totales Wrack?
Ansonsten ist Parham natürlich ein Ehrenmann und das neue Album sicherlich sein bestes, persönlichstes und musikalischstes Werk bisher, jedenfalls bis zum nächsten jährlichen Release.
Ehrenhafter Kommentar, Icy
Fav disst sich gerade selber (raus aus dem Leben).
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Ich vergebe 1/5 Tränen.